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„Aus erster Hand“

Wie Sven Knoll (STF) auf die Jubelgesänge von hochrangigen FPÖ-Vertretern auf Giorgia Meloni reagiert.

TAGESZEITUNG Online: Herr Knoll, die STF bejubelt die Wahl von Gudrun Kofler auf der Liste der Freiheitlichen in den Tiroler Landtag, gleichzeitig feiert die ÖVP den Wahlsieg der Postfaschistin Giorgia Meloni in Italien. Wie passt das zusammen?

Sven Knoll: Das passt auf dem ersten Blick überhaupt nicht zusammen, genau deswegen ist es so wichtig, jemanden zu haben, der in diesen Gremien sitzt. In der FPÖ Tirol ist man für die Südtirol-Belange sensibel, anders in Wien und Brüssel: Da ist man mit den Südtiroler Besonderheiten vielfach nicht vertraut.

Das ist ein Armutszeugnis für die FPÖ

Gerade deswegen hat Gudrun Kofler noch vor der Wahl mit uns die Anzeige gegen Meloni hinterlegt. Aber es geht nicht nur um die FPÖ, auch die Grünen, die ÖVP und die SPÖ sollten sich dafür einsetzen, dass das Thema Südtirol aus erster Hand vermittelt wird.

Sie lenken jetzt ab …

Nein, das ist kein alleiniges Thema der FPÖ, schauen Sie sich an, wie die Wirtschaftstreibenden agieren: Das Haus Athesia hat ein Loblied auf Meloni gesungen …

Athesia will sich Meloni „warm halten” wegen der Millionen-Zuschüsse?

Ja, dieses Loblied hat einen ökonomischen Hintergrund. Deswegen braucht es Gegenstimmen, die ein anderes Südtirol-Bild vermitteln. Man kann nicht einerseits die Rolle des Vaterlandes ausüben oder diese von Österreich verlangen und gleichzeitig ein Loblied auf Meloni singen. Die, die jetzt ein Loblied auf Meloni singen, wissen nicht, dass Meloni gefordert hat, dass Österreich in der Transitfrage kein Mitspracherecht haben soll, sie hat gegen die doppelte Staatsbürgerschaft geschossen und diese als Angriff auf die inneren Angelegenheiten Italiens bezeichnet.

Es ist also nicht so, dass sich Südtirols Patrioten in Südtirol heimlich über den Sieg Melonis freuen?

Nein, und zwar aus einem einfachen Grund: Wir sind frei von Ideologien. Wir arbeiten in der Europäischen Freien Allianz (EFA), da sind Parteien, die ganz rechts, ganz links oder auch aus der Mitte sind. Was uns eint, ist die Heimatliebe. Mit den ideologischen Rechtsbünden haben wir nichts gemein, denn die ignorieren – siehe das Beispiel Polen und die dortigen deutschen Minderheiten – den Minderheitenschutz. Und erinnern Sie sich noch, als Österreich Gianfranco Fini das Ehrenkreuz für die Verdienste um die Republik verliehen hat?

Ja, im Jahre 2002 …

Das ist auch nur geschehen, weil man die Thematik nicht aus erster Hand gekannt hat. Ich habe nach den Jubelgesängen der FPÖ über den Meloni-Sieg sofort Rücksprache mit Werner Neubauer …

… dem ehemaligen Südtirol-Sprecher der FPÖ …

… gehalten. Neubauer hatte auch im Vorfeld der Wahlen den Offenen Brief gegen Meloni mitunterzeichnet, um klar aufzuzeigen, was es für Österreich heißt, wenn eine Regierung Meloni kommt

Nämlich?

Meloni hat ganz klar gesagt, dass sie die Südtirol-Autonomie auf eine Territorialautonomie zurückstufen will, das heißt: Abschaffung der Schutzmachtfunktion Österreichs. Auch deswegen sind die Jubelgesänge aus der FPÖ so deplatziert. Unsäglich waren auch einige Artikel, die in der Krone oder im Kurier erschienen sind und wo Meloni als taffe Frau dargestellt wurde, ohne dass darauf hingewiesen wurde, dass sie Mussolini als den größten Staatsmann bezeichnet hat. Ja, was glauben Sie, würde man in Österreich oder Deutschland sagen, wenn ein Kandidat sagen würde, Hitler war der beste Politiker aller Zeiten?

Sie sagen also, die Wiener FPÖ kennt die Südtiroler Geschichte nicht?

Nein, das sage ich nicht. Das sind Einzelmeinungen des Herrn Vilimsky & Co. Ich erlebe das ja auch bei anderen Parteien, dass sie nichts über die Alltagspolitik in Südtirol wissen. Sie wissen nicht, wie ein Urzì tickt. Oder schauen Sie sich die CSU an: Wie kommt ein Manfred Weber dazu, Werbung für Berlusconi zu machen? Das hat auch Markus Söder geärgert.

Wie erklären Sie sich, dass die „Dolomiten“ sich so an Meloni anbiedern?

Meloni einfach nur als Politikerin mit einer konservativen Ideologie zu sehen, ist politisch unreflektiert.

Interview: Artur Oberhofer

 

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