„Ich liebe Südtirol“
Was Alessandro Urzì mit der Südtirol-Autonomie vorhat. Wieso er nicht Regionenminister wird. Und warum er von den „buffonate“ der SVP genug hat.
Tageszeitung: Guten Tag, sprechen wir mit dem neuen Regionenminister?
Alessandro Urzì: (lacht) Nein, tut mir leid, Sie haben sich verwählt.
Herr Urzì, in den nationalen Medien werden Sie bereits als möglicher Minister im Meloni-Kabinett gehandelt…
Das sind nur Spekulationen von einigen Journalisten. Bei uns war das nie Thema.
Landeshauptmann Arno Kompatscher sagt, Sie hätten nicht das Recht, für Südtirol zu sprechen, weil Sie nicht in Südtirol gewählt wurden. Werden Sie schweigen?
Ich bin Kompatscher am Dienstag vor dem Landtag begegnet. Er versicherte mir, dass er das nie gesagt habe.
Das stand so auch in einer Aussendung der SVP …
Dann müssen Sie in der Presseabteilung der SVP nachfragen, was da schiefgegangen ist. Tatsache ist: Ich bin ein Südtiroler Bürger – und als solcher werde ich mich auch im Parlament für die Südtiroler Belange einsetzen. Es war die politische Entscheidung von Fratelli d’Italia, mich in Vicenza aufzustellen, damit Südtirol einen weiteren Vertreter im Parlament haben kann. Südtirol wird dank meiner Präsenz gestärkt. Mit einem Abgeordneten mehr haben wir auch mehr Gewicht im Parlament. Darüber sollte sich auch die SVP freuen.
Sie profitieren von einem Wahlgesetz, das mit den Stimmen der SVP verabschiedet wurde. Ge- hört das Wahlgesetz dennoch reformiert?
Mit der Verkleinerung des Parlaments wurde die Anzahl der Wahlkreise in Südtirol von sechs auf fünf reduziert. Das Ergebnis ist, dass nicht Südtirol, sondern die SVP im Parlament überrepräsentiert ist. Andere Parteien haben de facto kei- ne Chance, weshalb FdI mich in Vicenza aufgestellt hat. Wir werden mit allen Kräften im Parlament da- rüber reden, ob und wie wir das Wahlgesetz abändern können.
Wie steht Ihre Partei zur Autono- mie?
Südtirols Autonomie ist eine beson- dere unter den Besonderen. Sie ist im Vergleich zu den anderen Autonomien – wenn man so sagen will – „specialissima“, weil sie aus den historischen, kulturellen und sprachlichen Besonderheiten Südtirols heraus entstanden ist. Sie dient dem Schutz der Sprachminderheiten, aber nicht nur. Meine Aufgabe besteht darin, die Autonomie so zu gestalten, dass sie den Interessen aller Bürger Südtirols dient.
Wir müssen also nicht Angst vor Giorgia Meloni haben?
Hören wir endlich auf mit diesen „buffonate“! Die Behauptung, wir seien autonomiefeindlich, dient nur dazu, jede Diskussion mit uns im Keim ersticken zu lassen. Das ist so, wie wenn man sagt: „Das ist ein Pädophiler oder ein Dieb – mit dem wollen wir nichts zu tun haben!“ Die Autonomie ist in der Verfassung verankert und steht nicht zur Diskussion. Sie ist aber nicht im Besitz von einigen, sondern gehört allen. Die SVP hat kein Patent auf die Au- tonomie. FdI vertritt als Partei all jene, die sich nicht dem Mitte-Links-Lager zugehörig fühlen – also nicht nur italienische, sondern auch deutsche Bürger. Uns eint das Gefühl, für bestimmte Werte wie Familie, unternehmerische Freiheiten, Wettbewerb und weniger Steuern einzutreten. Das Narrativ, dass man Angst vor uns haben müsse, nervt langsam. Ich liebe Südtirol und die dort lebenden Menschen, egal welcher Sprachgruppe. Ich bin stolz, ein Bürger dieses Landes zu sein.
Interview: Matthias Kofler
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Kommentare (13)
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steve
Der Herr wurde damals mit ein paar hundert Stimmen in den Landtag gewählt.
Er ist zwar Südtiroler aber vertritt hier gerade mal den Neu Grieser Boccia Club.
Nach dem scheinheiligen Gerede werden dann die Angriffe auf die RAI und auf die freie Berichterstattung losgehn! Seid wachsam
pingoballino1955
Ich weiss,mein Kommentar wird nicht freigeschalten,weil auch ihr tz jetzt aufpassen müsst,was ihr veröffentlicht.Habe Verständnis,trotzdem ist es die politische Realität in Italien die ich heute um 9:45 geschrieben habe.Natürlich nur meine persönliche Meinung! Schönen Sonntag !
artimar
Beschwichtigen, beruhigen … gehört bekanntermaßen nicht nur zum Handwerk der Schlächter. Auch Mussolinis „La Dottrina del Fascismo“ kennt es.
Es liegt an den Medien, der breiten Öffentlichkeit (taktische) Darstellungen zu erkennen und nicht durchgehen zu lassen. RAI – Südtirol gegenüber zeigte Urzii jedenfalls bereits schon mal sein anderes Gesicht.
Dass Meloni in ihrem Brief schreibt, ihn als Provinz-Meloni, ganz so wie es früher den „piccolo Mussolini di provincia“ gab, zu nomieren, hat Urzii jedenfalls nicht bestritten.
andreas1234567
Hallo nach Südtirol,
was der Herr Urzi im Namen der Fratelli von Meinungen hält welche von der Meinung Roms abweichen durfte man in der legendären Landtagssitzung vom 9.5.2020 beobachten, der Meinungsmonolog bestand aus Brüllen, Schimpfen,Auslachen und Drohen.
Es ging damals ums den berühmten Südtiroler Sonderweg und ein Lockern der Würgekette aus Rom.
Es liegt ein Video dieser Sitzung wie von allen Landtagssitzungen vor
https://www.youtube.com/watch?v=y6WzZbdV0-M&list=PLSVHKQPhjVGiq07syTjRKb3uHdO9tpIuF&index=124
Die 15-minütige Wutrede Urzis gegen diese „Südtiroler Frechheit“ findet sich ab 6:46 bis 7:01
Das kann sich jeder nochmal anschauen, der Urzi ist ein begnadeter Schauspieler und beherrscht zwischen Drohen und Schmeicheln die ganze Tonleiter um dem Südtiroler die Romhörigkeit aufzuschwatzen.
Ich mag ihn irgendwie, der zeigt wie kämpfen für die Eigenen geht.
Aber spätestens seit diesem Video aus Mai 2020 muss jedem klar sein welch Geisteskind nun in Rom herrscht.
Gott schütze Südtirol
leser
Ja ja
Urzi darf stolz sein südtiroler zu sein
Und auf jedenfalls sollte er dankbar sein
Denn die Dummheit der Faschisten hat ihn auf jedenfalls reich gemacht