Geheimtipp
Nur am Montag um 20.30h ist „Eismayer“ von David Wagner im Filmclub zu sehen, und das sogar bei freiem Eintritt.
von Renate Mumelter
Ein homosexuelles Paar im österreichischen Bundesheer. Das klingt nach wie vor außergewöhnlich. Dabei ist es Normalität. Davon erzählt David Wagners erster Langspielfilm „Eismayer“, der bei der Settimana della Critica auf der 79. Mostra in Venedig große Beachtung fand und den Hauptpreis gewann.
Eismayer und die Freiheit
Lob verdient sich „Eismayer“ auf jeden Fall, und das nicht nur wegen des Themas. Wagner zeigt einen Ausbildner, der für seine kompromisslose Härte bekannt ist. Unter seinen Rekruten ist Mario Falak, der sich bald schon als homosexuell outet. Das bringt Mario zwar Spott ein, aber genau besehen weniger Spott als gedacht. Der Film schaut eben genau hin und versinkt nicht in jene Klischees, die sich anbieten würden. Er bleibt feinsinnig und zeichnet die Vielfalt subtil. Die zwei Hauptdarsteller Gerhard Liebmann als Eismayer und Luka Dimić als Falak spielen ihre Rollen hervorragend.
Mario Falak und Charles Eismayer mögen sich. Das wird ihnen und dem Kinopublikum schrittweise klar. Spannend ist an diesem Prozess, wie Regisseur Wagner die Annäherung der beiden, deren Zweifel und die Reaktionen ihres Umfelds erzählt. Es geht ja nicht nur um Rekruten und Vorgesetzte in dieser Männerwelt sondern auch um sie beide, ihr Innenleben, um Eismayers Kinder und um seine Frau.
Schlussendlich feiert „Eismayer“ die Freiheit so zu sein wie man ist.
In Venedig war das echte Paar dabei. David Wagner hatte sie intensiv in die Vorbereitung des Films miteinbezogen. Eismayer und Falak, sind seit 2014 verpartnert. Die Zeremonie fand in der Kaserne statt.
Zu sehen ist „Eismayer“ vorerst nur am Montag um 20.30 Uhr im Filmclub und das bei freiem Eintritt.
Gratis-Venedig-Montage
An den kommenden drei Montagen werden 6 Langspielfilme und 6 Kurzfilme von der diesjährigen Settimana della Critica gezeigt und das bei freiem Eintritt. Eine einzigartige Gelegenheit.
Am 3. Oktober um 18 h kommt Alex Schaads Spielfilm „Skin Deep“ (Aus meiner Haut), in dem sich Menschen auf eine Insel zurückziehen, um ihre Identität zu tauschen.
Am 10. Oktober gibt es um 18h „Anhell“, eine Geschichte, die in Medellin spielt und von der Lust am Filmemachen aber auch von den Zukunftsproblemen dort erzählt. „Dogborn“ stellt um 20.30h obdachlose Geschwister in den Mittelpunkt, die sich entscheiden müssen, was sie bereit sind, für ein besseres Leben zu tun.
Am 17. Oktober geht es mit „Beating Sun“ um 18h nach Marseille und in eine Geschichte, die mit Gärten zu tun hat. Und „Three Nights a Week“ erzählt um 20.30h von Baptiste, der sich als Fotograf mit der Pariser Welt der Drag Queens beschäftigt. Daraus entwickelt sich eine ungewöhnliche Geschichte.
Mehr Informationen dazu gibt es in den Programmheften mit vielen Zusatzinformationen. Sie liegen im Filmclub auf.
L’immensità
Nur noch heute und morgen ist Emanuele Crialeses Film „L’immensità“ zu sehen, in dem Penélope Cruz und Luana Giuliani schauspielerisch Bestes bieten. Es geht um eine biedere 70er-Jahre-Familie und um die Tochter, die sich als Junge fühlt. Standing Ovations gab es in Venedig für den Film, wohl auch, weil Crialese teilweise aus eigener Erfahrung schöpft. Er wurde als Emanuela geboren. In Bozen ist Crialese bekannt. Für seinen Film „Respiro“ bekam er 2003 bei den Bozner Filmtagen den Preis für den besten Spielfilm. Es war nicht der einzige Preis, den Crialese für diesen Film bekam.
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