„Ein Stück Lebenserfahrung“
Über 1200 Freiwillige konnte der Verein Freiwillige Arbeitseinsätze (VFA) heuer an Bergbäuerinnen und Bergbauern vermitteln. Als Dank dafür lud der VFA zum 26. Mal Helfer, Förderer und Gönner zum traditionellen Erntedank-Fest ins Bürgerhaus von Sarnthein.
Auf vielen Höfen sind Freiwillige nicht mehr wegzudenken. Sie helfen Bergbauernfamilien auf extremen Höfen auf den Feldern, im Wald, im Stall oder im Haushalt, betreuen Kleinkinder, ältere oder Menschen mit Beeinträchtigung – und das alles nur gegen Kost und Logis.
„Damit leisten die vielen Freiwilligen einen wichtigen Beitrag, damit Höfe weiterbestehen“, dankte der Obmann des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze, Georg Mayr.
Auf dem traditionellen Erntedank-Fest im Bürgerhaus von Sarnthein ließ Mayr das Einsatzjahr Revue passieren: „Erstmals seit zwei Jahren konnten wir auch in den Wintermonaten Freiwillige vermitteln. Insgesamt haben 1200 Freiwillige auf 265 Höfen mitgearbeitet.“
Dabei habe man versucht, alle Anfragen zu berücksichtigen und allen zu helfen.
„Der Großteil der Freiwilligen kommt weiterhin aus Deutschland. Die meisten Helfer sind zwischen 40 Jahre und 60 Jahre alt. Allerdings, und das ist sehr erfreulich, ist ein Drittel der Freiwilligen jünger als 30 Jahre“, freute sich Mayr.
Insgesamt werden die Helfer bis Jahresende über 17.700 Einsatztage geleistet haben, meist auf Höfen im Vinschgau, im Burggrafenamt und im Pustertal.
„Ein freiwilliger Arbeitseinsatz ist immer auch ein Stück Lebenserfahrung für beide Seiten – Helfer wie Bauern gleichermaßen. Es tut beiden Seiten gut, auch einmal neue Kontakte zu knüpfen, die vom Alltag ablenken“, betonte Mayr.
Mit einem Arbeitseinsatz würden Freiwillige nicht nur den Bergbäuerinnen und Bergbauern helfen, sondern sich selbst auch etwas Gutes tun.
„In Gesprächen berichten mir Helferinnen und Helfer immer wieder, welche Genugtuung es für sie ist, sich körperlich zu betätigen. Auch spielt eine Rolle, Teil einer Gemeinschaft zu sein, neue Freundschaften zu knüpfen und einen neuen Blick auf das Wesentliche zu bekommen. Viele schätzen bei einem Einsatz zudem, für eine kurze Zeit im Einklang mit der Natur zu leben“, erklärte Monika Thaler, die Koordinatorin des Vereins Freiwillige Arbeitseinsätze.
Trotz der vielen positiven Erfahrungen, die Freiwillige bei der Mitarbeit auf einem Bergbauernhof sammeln können, bleibe diese Art der Freiwilligenarbeit keine Selbstverständlichkeit. „Auch in diesem Jahr haben wir viele kleine und große Geschichten erlebt, die für Helfer und Bauernfamilien unvergesslich bleiben. In einem akuten Notfall hat eine Familie kurzfristig auf ihren gebuchten Urlaub verzichtet und stattdessen einen wertvollen Einsatz geleistet“, berichtete Thaler.
Über 100 Freiwillige waren zum Erntedank-Fest ins Sarntal gekommen. „Natürlich ist es nicht allen Freiwilligen aus dem Ausland möglich, an der Feier teilzunehmen, da sie arbeiten müssen oder die Anfahrt für einen halben Tag einfach zu aufwändig wäre. Dennoch bin ich immer wieder überrascht, wie viele sich doch auf den Weg machen und die Feier mit einem Kurzurlaub verbinden“, zeigte sich Georg Mayr erfreut.
Viel Lob und Dank gab es von den Ehrengästen: Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler unterstrich den Wert der Berglandwirtschaft für Südtirol und den Beitrag, den der VFA zu ihrem Erhalt leistet: „In vielen anderen Regionen Italiens haben wir weitgehend entvölkerte Landstriche. Dass das bei uns nicht so ist, ist auch dem Einsatz so vieler Helfer auf den Höfen zu verdanken, die den Bauernfamilien das Weitermachen ermöglichen.“
Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler hob den Einsatz von VFA-Obmann Georg Mayr hervor: „Du stehst seit der Gründung des Verein an der Spitze und hast mit diesem Verein in diesen Jahren vielen Bergbauernfamilien Kraft und Mut gegeben.“
Die Berglandwirtschaft stehe vor vielen Schwierigkeiten, die Helfer seien mit ihrer Mitarbeit, aber auch mit ihrer moralischen Unterstützung für die Familien ein Teil der Lösung. Worte des Dankes kamen auch von von Beatrix Mairhofer (Caritas), Hans Widmann (Lebenshilfe) und Tanja Rainer (Jugendring), deren Organisationen so wie der Bauernbund die Träger des Vereins sind.
Besonders berührend war der Bericht von Irmgard Gorfer, einer Bäuerin aus dem Schnalstal die seit fünf Jahren freiwillige Helfer auf ihrem Hof begrüßen darf:
„Wir haben so viele helfende Hände bei uns gehabt, die uns nicht nur Arbeit abgenommen haben, sondern auch Zeit geschenkt haben. Schon allein der Gedanke, dass man bei der schweren Arbeit nicht allein ist, gibt unendlich viel Kraft.“
Stellvertretend für die vielen freiwilligen Helfer erhielten einige von ihnen ein kleines Geschenk. Auch für sie gab es viel Applaus.
Den Wortgottesdienst auf dem Erntedank-Fest gestaltete der Dekan von Sarntal, Pater Basilius Schlögel. Musikalisch umrahmt wurde er von Frau Rosa Oberhöller und dem Reinswalder Frauenchor.
Für Musik beim anschließenden geselligen Beisammensein sorgten die Jungen Bolgstuaner aus dem Sarntal.
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