Gesperrtes Bozen
Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi denkt laut über einen Zufahrtsstopp für Touristen nach. In der Koalition ist man alles andere als begeistert.
von Markus Rufin
Es war ein Problem, dass durch die Corona-Maßnahmen fast vergessen wurde: Jedes Mal wenn es in Bozen zu touristischen Hochzeiten regnet, geht in der Stadt nichts mehr. Zahlreiche Gäste, die im Umland von Bozen Urlaub machen, fahren dann in die Stadt.
Doch in den letzten Wochen wurde vielen Boznern bewusst, wie belastend dieses Verkehrschaos ist. Das Verlangen danach, etwas zu unternehmen ist groß. Auch bei Bürgermeister Renzo Caramaschi.
Er dachte vor wenigen Tagen laut darüber nach, Touristen, die von auswärts kommen, bei schlechtem Wetter nicht mehr in die Stadt zu lassen. Sie sollten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt kommen. Zwar fügte Caramschi direkt anschließend an, dass die Idee nur schwer umsetzbar sei, dennoch sorgte der Vorschlag für viele Diskussionen. Vor allem der HGV widersprach dem Vorschlag vehement.
Dabei handelt es sich laut Caramschi nicht einmal um einen richtigen Vorschlag: „Ich kann mich nicht wie Gott auf Erden aufführen und alles machen, was ich will. Einen Zufahrtsstopp könnte ich nie im Leben alleine einführen.“
Er habe damit vor allem aufzeigen wollen, dass es auch für die Touristen deutlich besser wäre, mit den Öffis in die Stadt zu fahren: „Welchen Sinn hat es, wenn ich in meinem Porsche Macan eine Stunde dabei verliere, um überhaupt in die Stadt rein oder rauszukommen? Dazu muss ich ja auch noch den Parkplatz bezahlen. Mit den Öffis zahle ich hingegen einen Euro und bin in wenigen Minuten drin.“
Seiner Meinung nach haben Missverständnisse dazu geführt, dass es nun überhaupt zu den Diskussionen kommt, denn er wisse natürlich, dass eine solche Regelung nahezu unmöglich einzuführen sei. Dennoch betont Caramschi, dass sich die Einstellung der Gäste ändern müsse. In der Schweiz sei es völlig normal mit den Öffis in die Stadt zu fahren. Das müsse sich auch in Bozen normalisieren. Doch selbst das hören laut Caramschi einige Personen nicht gerne.
Doch wie ist die Meinung in der Koalition zu dem Thema? Die Partner von Caramaschi zeigen sich alles andere als begeistert. Vizebürgermeister Luis Walcher erklärt die Diskussion als beendet: „Er selbst hat gesagt, dass ein Zufahrtsstopp technisch und rechtlich nicht umsetzbar ist, dementsprechend muss man auch nicht darüber sprechen.“
Selbst wenn man die Unterstützung aus der Landesregierung und vom Regierungskommissariat bekomme, stelle sich die Frage wie man kontrollieren wolle, wer Tourist ist und wer nicht, schließlich gebe es tausende Bozner mit ausländischen Kennzeichen.
Doch auch Walcher weiß, dass etwas zu tun ist und schlägt vor die Gespräche mit dem Land zu intensivieren: „Sobald mit den Öffis nach den Ausschreibungen alles klappt, muss man darüber sprechen, ob man an Regentagen Zusatzfahrten einführt. Man weiß bereits einige Tage vorher, ob es regnet und hätte daher auch genügend Zeit zu reagieren.“
Aktuell gebe es einfach nicht genügend Fahrten. So berichtet der Vizebürgermeister, dass er vor einigen Tagen in Kaltern beobachtete, dass der Bus, der von dort aus startete, gleich zu Beginn voll besetzt war: „Man kann also nicht behaupten, dass die Touristen die Öffis nicht nutzen.“
Auch Mobilitätsstadtrat Stefano Fattor zeigt sich von Caramaschis Vorschlag überhaupt nicht begeistert. Seiner Meinung nach müsse man sich zunächst an den PUMS, den nachhaltigen Mobilitätsplan halten. Dessen Umsetzung dauere aber mehrere Jahre, bis dahin könne man nur Überganslösungen suchen.
Fattor sieht das Problem aber weniger bei den Touristen, die in die Stadt fahren, sondern die Autobahn. Wenn es auf dieser Stau gebe, fahren laut Fattor viele durch die Stadt, um dann die Staatsstraße zu benutzen: „Entweder wir schaffen für sie eine eigene Spur oder wir lassen keinen durch. Das muss aber gut überlegt werden und muss letztendlich auf Initiative des Regierungskommissariates geschehen.“
Es ist also ausgeschlossen, dass es in nächster Zeit einen Zufahrtsstopp für Touristen in Bozen geben wird.
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Kommentare (17)
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gulli
Blabla, aber konkrete Lösungsansätze gibt es mal wieder keine!
florianegger
Touristen mit einem Porsche Macan meiden das Bozner Stadtzentrum eh schon, wie der Teufel das Weihwasser, da sollte scih Herr Bürgermeister besser andere Sorgen machen.
andreas
Die Touris nutzen durchaus die größtenteils vom Steuerzahler finanzierten Busse, sie haben ja die für sie kostenlose Touristenkarten, welche die Hoteliere eine Lappalie kostet.
Nur sind es gar einige, welche meinen in den Stoßzeiten fahren zu müssen, wenn Schüler und die arbeitende Bevölkerung die Busse nutzt.
Teilweise können Leute in Blumau um 8.00 Uhr morgens in den Bussen aus dem Schlerngebiet nicht zusteigen, da sie voll mit Touris sind.
Das Problem ist, das es keine Auffangparkplätze gibt und die meisten beim Virgeltunnel in die Stadt zu den Parkhäusern einfahren und so der Verkehr auf der Eisackuferstraße in beide Richtungen recht schwerfällig wird.
Das größte Problem ist nebenbei bei Regen und Messe in Bozen ab ca. 17.00 Uhr Bozen Süd, da benötigt man teilweise eine halbe Stunde um auf die Mebo aufzufahren.
Caramaschi soll in Pension gehen, was er angefasst hat war Mist.
gorgo
Wo bleibt der aufgebrachte Kommentar von andreas? Umkreist wohl zum x Mal den Bhf und versucht jemand direkt dort abzusetzen.
andreas
Schon da.. 🙂
Caramaschis Inkompetenz zu kommentieren macht Spaß.
Das hat er davon, wenn er mit dämlichen Projekten Parkplätze streicht oder Straßen umbauen lässt, wo dann das Wasser in Geschäfte und Parkhäuser läuft.
Nebenbei nerven mich diese Busse und Taxis, welche meinen sie hätten immer Vorfahrt, auch wenn sie von ihrer Spur auf die normale wechseln.
andreas
Und die Radunfälle am Mazziniplatz sind der dämlichen Streckenführung geschuldet, da die Radwege bis zur Kreuzung gehen und die Radfahrer so rechts im toten Winkel für größere Fahrzeuge sind.
waldemar
Mit einer City Maut könnte man das Problem lösen, ganz easy
hallihallo
city maut in bologna. es herrscht das gleiche chaos wie in bozen.
robby
Caramaschi zeigt wieder einmal was für eine Flasche er ist. Einzig ein vorlautes Geplappere bringt er zustande.
hallihallo
es ist schon sehr einfach gedacht,die gäste sollten auf die öffis umsteigen.
die sind schon rammelvoll.
eventuell müßte bozen vor der stadt auffangparkplätze bauen, aber wo??
alle wolle das geld der touristen , aber niemand will die touristen. so ist es leider inzwischen in südtirol.
das chaos am nachmittag wäre verkleinerbar. bei der einfahrt karneid muß eine neue einfahrt her, auch wenn es einige apfelbäume kostet. von dort staut sich immer der verkehr bis in die industriezone. beim cascade braucht es eine überführung der kreuzung wer vom virgltunnel richtung blumau will.
in der drususstraße müssen die bushaltestellen von der fahrspur entfernt werden.
bei der kreuzung drususstraße hat man ein neues viertel bis an die straße gebaut , anstatt für die drususstraße eine freie spur bis zum rondell zu bauen (hätte man halt mit den grundbesitzern für die paar meter verhandeln oder enteignen müssen).
aber die bozner politiker bewegen sich zuviel im zentrum mit dem fahrrad und sehen so wahrscheinlich die probleme rundherum nicht.
dn
Die Touristen sollen in Bussen die ihnen zugewiesenen Plätze verwenden, wenn vorhanden, sie sollen auf den ihnen zugewiesenen Toiletten verkehren, sie haben nach neun Uhr abends Ausgangssperre, sie dürfen nur für sie markierte Bars, resp. Restaurants, besuchen. Hab ich etwas vergessen?
gerhard
Ja, hast Du, lieber dn.
Sie sollen gar nicht mehr kommen und die Millionen von Euro, die sie in Südtirol ausgeben, am Besten einfach so überweisen.
Vom Armenland Italiens in den 60 er Jahren zur blühenden Provinz an der wirtschaftlichen Spitze Italiens. Dank des Tourismus, und nur durch den Tourismus.
Aber daran denken viele Hinterwälder hier in Südtirol nicht.
gerhard
Sessellift – Umlaufbahn , S Bahn Verkehr zu den Touristenhochburgen Kalterer See und ins Vinschgau, das alles wurde über Jahrzehnte verbummelt.
Viel Verkehr gibt es ja erst seit letztem Jahr! Die Politik hat versagt.
Auf der anderen Seite ist es mir in den 3 Monaten Mai Juni und Juli nur ein einziges Mal passiert, das ich vom Kalterer See nach Bozen oder Umgebung wirklich im Stau gesteckt habe.
Und das war an diesem Regenwochenende, an dem, gefühlt, alle Touristen auf ein mal nach Bozen wollten.
Wenn Touristen ausgesperrt werden, dann fahren sie wo Anders hin. Günstigerweise machen sie Ihre Ausflüge Sie in Richtung Trient, Richtung Meran oder nach Innsbruck..
Oder sie machen ganz einfach einen deutlich billigeren Urlaub in der Türkei, Kroatien oder Bulgarien.
Bei garantiert gutem Wetter und durchwegs freundlichen Menschen!