Programmkino am Land
Früher hießen sie Außenstellen und waren in ganz Südtirol verteilt. Die Spielstätten des Filmclubs außerhalb von Bozen gibt es nach wie vor. Freiwillige betreiben sie.
von Renate Mumelter
Montag Brixen, Dienstag Neumarkt, Mittwoch Schlanders, Donnerstag Bruneck, Freitag Sterzing. Das sind die Spieltage in den auswärtigen Filmclub-Spielstätten. Dazu kommt Meran am Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag.
Diese Aufteilung kommt noch aus der Zeit, als die dicken Filmrollen durch das Land gekarrt und für jede Vorführung neu vorbereitet werden mussten. Mit der Digitalisierung des Kinos ist es etwas einfacher. Mit Herbst nehmen alle Spielstätten wieder ihre Tätigkeit auf, und jede kann auch eigene Filme auswählen.
Freiwillige vor
Betrieben werden die Spielstätten vorwiegend durch Freiwilligenarbeit. An einigen Spielorten gab es auch schon einen erfreulichen Generationenwechsel. Ohne diesen Einsatz der Freiwilligen wäre es wohl nicht mehr möglich, die Filmkultur wöchentlich auf’s Land zu bringen. Das war zwar schon immer nicht ganz einfach, früher ging es aber vor allem um solche Filme, die sonst nicht ins Land kamen. In guten guten Kinozeiten gab es ja auch kommerzielle Landkinos. Die sind heute selten geworden, und so gut wie nie spielen sie Arthouse-Filme. Sie nehmen das, was auf dem Markt ist. Freiwillige sind im Filmclub übrigens immer gefragt, nicht nur in den Außenstellen.
Kino-Einöde Meran
Meran war eine Zeit lang Kinomuffel Nummer eins. Es gab kein Kino mehr, und es gab keinen Saal mehr. Lange bemühte sich der Filmclub darum, einen Saal zu finden und entsprechend auszustatten. Heute hat Meran zwar kein Vollzeitkino wie Brixen oder Bruneck, die beide noch kommerzielle Kinos haben, aber es hat eine Spielstätte mit dem schönen Namen Ariston. Sie wird jede Woche von Donnerstag bis Sonntag bespielt. Auch deshalb muss Meran bei der Programmierung eigene Wege gehen.
Die Herbstprogramme
Jede Filmclub-Spielstätte gestaltet ihr Programm selbst, allerdings auf der Grundlage der zur Verfügung stehenden Filme. So gab es in Schlanders zum Auftakt einen interessanten Dokumentarfilm zum Thema Analphabetismus. Danach bietet auch Schlanders das „Außenstellen“-Programm.
Den Anfang macht in den meisten Sektionen „Nicht ganz koscher“, eine Komödie, in der ein orthodoxer Jude und ein Beduine miteinander klarkommen müssen, wenn sie überleben wollen. Es folgen Dörries „Freibad“ und Goigingers „Märzengrund“ über den Außenseiter Elias nach einem Stück von Felix Mitterer. „Dancing Pina“ erzählt vom Tanz nach Pina Bausch. Die britische Geschichte „Der Engländer, der in den Bus stieg und…“ wird es nur in Brixen geben, genau so wie es Martones umjubelten „Nostalgia“ nur in Neumarkt gab.
Danach geht es wieder im Gleichschritt weiter mit Marie Kreutzers sehenswertem „Corsage“, der ein anderes Sissibild zeichnet.
Es folgt überall „My Upside Down World“. Begleitet wird der Film überall von der Eiskletter-Weltmeisterin Angelika Rainer und dem Regieteam. Und zum Abschluss kommt noch Bully Herbigs neuer (manche sagen sein bester) Film „Tausend Zeilen“, der den Fall des Spiegel-Fakejournalisten Claas Relotius zum Ausgangspunkt nimmt.
Mit diesem Film sind die landesweiten Filmclubs dann schon im November, und da beginnt die Vorweihnachtszeit, die kinomäßig immer etwas sosolala läuft.
Ab ins Kino
Besucht werden können die Vorführungen von allen, die daran interessiert sind, auch von denjenigen, die vielleicht die eine oder andere Filmgelegenheit verpasst haben.
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