„Ein Sauhaufen“
Der vermüllte und verwahrloste Garten im Schloss Velthurns sorgt in der Eisacktaler Gemeinde für großen Ärger. Mehrere Vereine mussten ihre geplanten Veranstaltungen bereits absagen.
von Erna Egger
Jahrelang hatte man in der Gemeinde Feldthurns auf die Sanierungsarbeiten im Schloss Velthurns gewartet: Am 21. März wurde mit den Arbeiten zum 1. Baulos begonnen, Ende August wurde die Sanierung des Daches und der Außenfassaden abgeschlossen. Während dieser Monate wurden in der zwischen 1577 und 1587 im Stil der Spätrenaissance erbauten einstigen Sommerresidenz zwar Führungen durchgeführt und standesamtliche Hochzeiten zelebriert, der Schlossgarten war für öffentliche Veranstaltungen aber gesperrt.
Jetzt könnten die Grünflächen eigentlich wieder für Konzerte, Feste und weitere Events genutzt werden. Eigentlich. Weil dem aber nicht so ist, brodelt es in der Bevölkerung und den Vereinen.
Kurzfristig, einen Tag zuvor, am 3. September, postete die Musikkapelle Feldthurns auf Facebook: „Liebe Musikfreunde, leider müssen wir unseren Frühschoppen aufgrund von unzumutbaren Zuständen im Schlossgarten absagen.“
Vizebürgermeister Patrick Delueg sagt dazu: „Das war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“
Was ist geschehen?
Das Schloss Velthurns ist seit 1978 im Besitz des Landes Südtirol. Ein Schlosswart, der im Zubau der einstigen Sommerresidenz wohnt, führt Führungen in den Räumlichkeiten durch und ist auch für die Instandhaltung des Ansitzes und des Geländes verantwortlich. Der Landesangestellte – so die heftige Kritik – kommt seinen Pflichten aber nicht entsprechend nach.
Die Schankbuden sind vermüllt, der Garten ungemäht. Im Zuge der Sanierungsarbeiten beim Dach waren die alten Holzlatten entfernt worden. Die Schindeln wollte der Schlosswart behalten. Nun liegt der große Holzhaufen auf dem Festareal.
Bürgermeister Konrad Messner dazu: „Es herrscht ein Sauhaufen. Unter diesen Umständen konnte die Musikkapelle das Konzert nicht abhalten“ Ähnlich beschreibt der Vizebürgermeister die Situation: „Es ist zum Schämen.“
Indes haben auch die Freizeitmaler ihre Ausstellung im Herbst im Schloss abgesagt. Sie weichen nun auf die Engelsburg im Kloster Neustift aus.
„Die gesamte Situation im Schloss ist problematisch: Das Schloss ist absolut nicht gepflegt, und das ist ein Problem. Nicht nur die Vereine sind verärgert, es gibt mittlerweile vermehrt Rückmeldungen seitens der Bevölkerung, die uns auffordert zu intervenieren. Das Schloss gehört jedoch dem Land“, so Delueg.
Johannes Helfer, Obmann der Musikkapelle, machte nach der Konzertabsage seinem Unmut in einem Schreiben Luft, das er an den Vermögenslandesrat Massimo Bessone, den Kulturlandesrat Philipp Achammer, den Direktor von Schloss Tirol, Leo Andergassen, und an die Direktorin der Südtiroler Landesmuseen, Angelika Fleckinger, sowie an die Vertreter der Gemeindeverwaltung geschickt hat.
Der Inhalt des Schreibens:
„Die Musikkapelle Feldthurns hatte für den 4. September 2022 einen Frühschoppen im Hirschgarten von Schloss Velthurns geplant. Hierfür wurde auch über das Schloss Tirol – Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte – um die nötige Genehmigung angesucht, welche auch erteilt wurde. […]. Wie wir jedoch bereits während der Bauarbeiten feststellen mussten, wurde das gesamte Holzmaterial des Dachstuhls auf Wunsch des Schlosswartes, Herrn […], im unteren Schlossgarten deponiert. Dieses Material befindet sich genau vor dem Musikpavillon. Am 25. August habe ich mit Schlosswart […] diesbezüglich gesprochen, welcher mir zu 100 Prozent versichert hat, dass dieses Material bis zum Frühschoppen am 4. September entfernt sein wird.
Mit diesem Versprechen und mit der entsprechenden Genehmigung seitens der oben genannten Verwaltung haben wir den Frühschoppen mit dem entsprechenden Aufwand geplant – Essensbestellungen, Getränkelieferungen und weiteres mehr. Hierfür sind uns Kosten entstanden.
Da das gesamte Holz am 3. September weiterhin unberührt dort lag und zudem die verschiedenen Schankbuden komplett zugemüllt waren, sahen wir uns gezwungen, den für den nächsten Tag geplanten Frühschoppen abzusagen. Zusätzlich zum musikalischen Schaden, weil wir dieses Konzert nicht geben konnten, entstanden uns finanzielle Einbußen.
Ich fordere von den zuständigen Ämtern und Institutionen die Klärung und Behebung dieser nicht tragbaren Situation, die Deckung unseres finanziellen Aufwandes inklusive dem entgangenen Gewinn und das zügige Vorantreiben des 2. Bauloses für die Sanierungsarbeiten des Schlosses Velthurns. Dieses ist bekanntermaßen ein Juwel im Alpenraum, befindet sich heute leider in einem beschämend verwahrlosten Zustand und verkommt zusehends zu einer Müllhalde.“
Die Besitzer und Verantwortlichen des Schlosses sind also über die Situation informiert.
Vizebürgermeister Delueg hat indes Leo Andergassen um eine Aussprache gebeten. Diese soll am Montag stattfinden. „Dort werden wir Klartext reden. Das sind keine Zustände. Wir hoffen, dass diese Aussprache Wirkung zeigt und die geplanten Veranstaltungen im Oktober stattfinden können“, so Messner.
Am 2. Oktober stehen nämlich die Rosari-Prozession und das anschließende Herbstfestl der Musikkapelle Feldthurns im Garten von Schloss Velthurns auf dem Programm. Am 15. November sollen die feierliche Eröffnung der Keschtniglwochen und der „Törggelemarkt“ dort stattfinden.
Die Gemeinde wartet indes auch auf die Umsetzung des 2. Bauloses. Dieses beinhaltet die Restaurierung der Kapelle und der verschiedenen Säle im Erdgeschoss des Bischofpalais, die Sanierung des Erdgeschosses, um eine Rezeption zu errichten, und die Anpassung und Erneuerung der technischen Anlagen.
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