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„Wir sind alle Bürger“

Foto: Giorgia Meloni/Facebook

Ein besorgter Südtiroler Bürger hat bei Fratelli d’Italia nachgefragt, ob er nach einem Wahlsieg von Giorgia Meloni noch Deutsch sprechen dürfe. Welche (kuriose) Antwort er erhalten hat.

von Matthias Kofler

Walter (sein Nachname wurde unkenntlich gemacht), ein deutschsprachiger Bürger aus Südtirol, hat sich über den Kurznachrichtendienst Messenger an Alessandro Urzì gewandt, weil ihm seit geraumer Zeit eine Sorge umtreibt: „Ich bin zweisprachig und möchte gerne wissen, ob ich nach den Wahlen noch meine Muttersprache Deutsch sprechen darf“, schreibt Walter an den Bozner Statthalter von Fratelli d‘Italia.

Der Bürger spielt mit seiner Nachricht auf einen möglichen Wahlsieg des Mitterechts-Lagers unter der Führung von FdI-Chefin Giorgia Meloni an, die gemeinhin nicht als Südtirol-Freundin bekannt ist. So war im Wahlkampf ein Video aus Melonis Jugendjahren aufgetaucht, wo sie gegenüber einem französischen Fernsehsender den Diktator Benito Mussolini als „besten Politiker Italiens in den letzten 50 Jahren“ geadelt hatte. In einem jüngeren Video hatte die Kammerabgeordnete gar gefordert, „dass die Südtiroler nach Österreich auswandern sollen, wenn ihnen die italienische Trikolore nicht passt“.

Bei ihrem Bozen-Besuch am vergangenen Samstag hatte sich Meloni zwar als ausgesprochen autonomiefreundlich ausgegeben. Doch viele WählerInnen kaufen ihr diesen Kurswechsel nicht ab, wie die Nachricht von Walter deutlich macht.

Urzì bezeichnet die von Walter vorgebrachten Sorgen als „ekelhaftes Ergebnis der verzerrten Informationen, Verleumdungen und grotesken Darstellungen“ gegenüber seiner Partei. Wer im Zusammenhang mit FdI Ausdrücke wie „Autonomiefeinde, Faschisten und Neo- bzw. Postfaschisten“ verwende, säe damit ein Klima der Spaltung. „Walter ist nicht das Problem, sondern diejenigen, die diese Abscheulichkeiten verbreiten, um ihre Sessel und Privilegien zu verteidigen“, meint der Landtagsabgeordnete.

Der FdI-Politiker, der sich in der Region Venetien selbst um ein Parlamentsmandat bewirbt, hat Walter schriftlich – auf Deutsch – geantwortet, dass seine Partei nichts mehr liebe als ein mehrsprachiges Südtirol. Die (kuriose) Antwort im Wortlaut: „Lieber Walter, wer hat dir so schreckliche Dinge erzählt? Wie können Sie glauben, dass sich dadurch etwas ändern wird? Wenn sie sich ändert, dann nur zum Besseren. Alles, was wir gemeinsam haben, ist das Problem der Lebenshaltungskosten, der Energie, der kriegsbedingten Krise. All das müssen wir gemeinsam bekämpfen, Italiener und Deutsche, denn wir sind alle Brüder, jeder mit seiner eigenen Sprache und Kultur. Die deutsche Welt in Südtirol ist ein enormer Reichtum für uns alle und für ganz Italien. Ich grüße Sie ganz herzlich.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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