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„Der Feind sitzt in Bozen“

Jürgen Wirth Anderlan

Warum der ehemalige Schützen-Chef Jürgen Wirth Anderlan für einen „walschen“ Minister, aber niemals für den Landeshauptmann eine Ehrensalve abfeuern würde.

TAGESZEITUNG Online: Herr Wirth Anderlan, der Schützenbund hat sich geweigert, beim Tag der Autonomie in Meran einen Landesüblichen Empfang zu bereiten, weil man für keinen „walschen“ Minister eine Ehrensalve schießen will. Im Jahr 2019, als der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella und der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen nach Südtirol gekommen sind, haben die Schützen unter Ihrer Kommandantschaft sehr wohl geschossen. Warum?

Jürgen Wirth Anderlan: Mein Hauptargument damals war, wir sollten unsere Kultur und unsere Tradition präsentieren. Wenn am nächsten Tag in der Zeitung Fotos erscheinen, auf denen nur Carabinieri oder Alpini zu sehen sind, dann wäre das schlecht. Meine Meinung war daher, wir sollten diese Chance, uns zu präsentieren, nutzen.

Die Nordtiroler Schützen auf der Piazza Campidoglio in Rom (Foto: Diözese Innsbruck/Sigl)

War man einhellig dieser Meinung?

Die große Mehrheit in der Bundesleitung stand hinter dieser Entscheidung, auch wenn wir am Ende nicht ganz glücklich waren. Anfangs hatte es geheißen, der Landesübliche Empfang findet auf Schloss Tirol statt. Dann hat man uns – angeblich aus organisatorischen Gründen – in einen Hinterhof der Savoy-Schule verbannt. Wir haben die Sache aber dennoch durchgezogen.

Wären Sie noch Landeskommandant gewesen, hätte Sie dann beim Tag der Autonomie geschossen?

Nein, aber nicht weil ein italienischer Minister da ist, sondern wegen dem Landeshauptmann.

Wegen Arno Kompatscher?

Jürgen Wirth Anderlan (Foto: SSB)

Ja. Erstens war das kein Tag der Autonomie, sondern eher eine Beerdigung der Autonomie. Ich spüre jedenfalls nicht mehr viel von dieser Autonomie. Der wahre Feind sitzt in Bozen, nicht in Rom.

Der Feind ist Arno Kompatscher?

Sagen wir es so: Diesem Landeshauptmann hätte ich, wenn ich noch im Amt gewesen wäre, sicher keinen Landesüblichen Empfang bereitet.

Kandidieren Sie bei den Landtagswahlen?

Interessante Frage! Schaun mer mal. Ich brauche die Politik nicht, aber vielleicht braucht die Politik mich. Vielleicht braucht die Bevölkerung ein Großmaul wie mich.

Welche Partei wählen Sie bei den anstehenden Parlamentswahlen?

Der Bartei!

Auf Facebook posten Sie ständig: „Damit das Kreuz nicht so schmerzt, wählt der Bartei.“ Aber Scherz beiseite. Wählen Sie die No-Vax-Partei?

Ich werde die Gelegenheit nutzen und eine Stimme abgeben. Aber wie so viele möchte ich nicht öffentlich sagen, was ich wähle.

Jürgen Wirth Anderlan als Einpeitscher auf einer No-Vax-Kundgebung

Können Sie sich Landtagskandidatur in den Reihen der Impfgegner vorstellen?

In meinem Leben kann ich mir viel vorstellen, und ich will auch nichts ausschließen. Ich bin weiterhin ein Patriot, und es ist schon so, dass mich die letzten beiden Jahre geprägt haben. Ich kann derzeit nur soviel sagen: Es sind Parteien an mich herangetreten mit dem Wunsch, dass ich für sie kandidiere. Die Grünen und die SVP sind nicht dabei.

Interview: Artur Oberhofer

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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