Academy of St. Martin & Joshua Bell
Ein Spitzenorchester aus London: Die Academy of St. Martin in the Fields und der Ausnahmegeiger Joshua Bell gastieren in Meran.
Das ist Musik von rätselhafter Schönheit: In Tschaikowskys Violinkonzert werde „nicht mehr Violine gespielt, sondern Violine gezaust, gerissen, gebläut“, poltert der Kritiker Eduard Hanslick nach der Erstaufführung in Wien im Dezember 1881. Hinter dem in der idyllischen Umgebung des Genfer Sees – und fernab vom Kampfplatz Moskau –entstandenen Werk liegen eine desaströse Ehe, die nach drei Monaten zerbricht, die Flucht ins Ausland und einseelischer Zusammenbruch. Das Stück steht am 13. September im Mittelpunkt des Gastspiels der Academy of St. Martins in the Fields im Kursaal. Solist ist an diesem Abend der US-amerikanische Ausnahmegeiger Joshua Bell. Freiheit und Musik: In der Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel „Egmont“, mit der das Konzert um 20.30 Uhr beginnt, nimmt Beethoven ebenso gegen den „Tyrannen“ Napoleon Stellung wie in seiner 1813 wenige Wochen nach der „Völkerschlacht“ in Leipzig uraufgeführten 7. Sinfonie, die diesen Abend prachtvoll abschließt.
Mit einer fast vierzigjährigen Karriere als Solist, Kammermusiker, Dirigent und Musikdirektor ist Joshua Bell einer der gefeiertsten Violinisten seiner Zeit. Seit seiner Ernennung zum Musikdirektor der Academy of St Martin in the Fields im Jahr 2011 ist er der einzige Künstler, der dieses Amt seit der Gründung des Orchesters durch Sir Neville Marriner im Jahr 1958 ausüben durfte. Kürzlich hat er seinen Vertrag bis 2023 verlängert. Bell setzt sich für die Erweiterung des sozialen und kulturellen Einflusses klassischer Musik ein und hat mit Jazz- und Pop-Stars wie Chick Corea, Wynton Marsalis, Chris Botti, Anoushka Shankar, Frankie Moreno, Josh Groban und Sting zusammengearbeitet. Als Exklusivkünstler von Sony Classical hat Bell mehr als 40 Alben aufgenommen, die mit Grammy-, Mercury-, Gramophone- und ECHO-Klassik-Preisen ausgezeichnet wurden. Geboren in Bloomington (Indiana, USA) begann Bell im Alter von vier Jahren seine Ausbildung an der Violine. Mit zwölf Jahren studierte er bei Josef Gingold. Im Alter von 14 Jahren debütierte Bell mit Riccardo Muti und dem Philadelphia Orchestra, und im Alter von 17 Jahren gab er sein Debüt in der Carnegie Hall mit dem St. Louis Symphony Orchestra. Bell erhielt 2007 den Avery Fisher Prize und wurde von Musical America zum „Instrumentalisten des Jahres 2010″ und zur „Lebenden Legende von Indiana“ ernannt. Joshua Bell ist vor drei US-amerikanischen Präsidenten und den amtierenden Richtern des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten aufgetreten. Er nahm an der ersten Kulturmission des Ausschusses für Kunst und Geisteswissenschaften des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama nach Kuba teil und trat gemeinsam mit kubanischen und amerikanischen Musikern in der 2017 für den Emmy nominierten PBS-Sondersendung „Live from Lincoln Center: Seasons of Cuba“ auf, mit der die damals erneuerte Kulturdiplomatie zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten gefeiert wurde.
Die Academy of St Martin in the Fields ist bekannt für ihren glanzvollen Klang. Von Sir Neville Marriner 1958 aus einer Gruppe führender Londoner Musiker gebildet, gab die Academy im November 1959 ihr erstes Konzert in der Kirche, der sie ihren Namen verdankt. Ursprünglich von Sir Neville als Konzertmeister geleitet, bleiben der akademische Geist und die Flexibilität des ursprünglich kleinen und dirigentenlosen Ensembles das Markenzeichen der Academy. Diese Tradition hält sich bis heute unter der Leitung von Joshua Bell als Musikdirektor. Gemeinsam widmen sich die Musikerinnen und Musiker dem sinfonischen Repertoire als „Kammermusik im großen Maßstab“. Mit über 500 Aufnahmen ist die Academy das Kammerorchester mit den meisten Aufnahmen weltweit. Die erste Goldene Schallplatte erhielt das Orchester für seine 1969 entstandene Aufnahme von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Die Aufnahme desselben Werks mit Joshua Bell erreichte 2007 den ersten Platz in den Billboard Klassikcharts. Dievon der Academy eingespielte Filmmusik zu „Amadeus“ erhielt 13 Goldene Schallplatten, und der von der Academy aufgenommene Soundtrack zu „Der Englische Patient“ wurde mit dem Academy Award in der Kategorie „Beste Musik“ ausgezeichnet.
Termin: 13. September um 20.30 Uhr im Kursaal Meran
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