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Das Malinowksi-Symposium

Dorothy Zinn

Zum 1o0-jährigen Jubiläum der Veröffentlichung von „Argonauten des westlichen Pazifik“ findet  an der Uni Bozen ein „Malinowksi-Symposium“.

Vom 13. bis 16. September finden die „Anthropological Talks in South Tyrol“ statt, die einem der Begründer dieser wissenschaftlichen Disziplin – Bronislaw Malinowski – gewidmet sind.

Er selbst lebte jahrelang mit seiner Familie in Gries und Oberbozen.

Auf dem Programm stehen Vorträge internationaler Expert*innen und Wissenschaftler*innen sowie ein Dokumentarfilm über den Gelehrten, der 1922 einen der grundlegenden Texte der Sozialanthropologie veröffentlichte. Der Dokumentarfilm wird in einer öffentlichen Vorführung im Bozner Waaghaus gezeigt.

Organisiert werden die „Gespräche“(5th Biennial Symposium “Anthropological Talks in South Tyrol) vom Malinowski Forum für Ethnographie und Anthropologie kurz MFEA, unibz unter der Leitung der Professorinnen Dorothy Zinn und Elisabeth Tauber. Das alle zwei Jahre ausgetragene Symposium bringt einige der weltweit führenden Expert*innen für Malinowskis Werk zusammen, Professor*innen und junge Forscher*innen, die darüber diskutieren, wie das Denken und die Forschungsmethodik des in Polen geborenen Sozialanthropologen zur Erklärung zeitgenössischer Phänomene genutzt werden können.

Dabei ist es kein Zufall, dass das Malinowski Forum in Südtirol entstanden ist, denn hier hat Bronislaw Malinowski vor seiner Emigration in die USA lange Zeit mit seiner Familie gelebt; das Haus der Familie in Oberbozen befindet sich noch heute im Besitz seiner Erben. In diesem Jahr steht die Veranstaltung im Zeichen des Jahrestages der Veröffentlichung von Malinowskis Meisterwerk „Die Argonauten des westlichen Pazifiks“.

In dem ­­grundlegenden Werk für heutige ethnografische Forschungsmethoden in der soziokulturellen Anthropologie und anderen Disziplinen analysierte Malinowski mit der Methode der teilnehmenden Beobachtung den Kula-Ring, ein für die Trobriand-Inseln (Papua-Neuguinea) charakteristisches Tauschsystem, in dem Partnerschaften zwischen Individuen verschiedener Kulturen aufgebaut werden.

Elisabeth Tauber

„Das Symposium zielt darauf ab, die soziokulturelle Anthropologie durch Bezugnahme auf einen ihrer Kanons, den von Bronislaw Malinowski, zu dezentrieren“, erklärt Prof. Dorothy Zinn, Dozentin für soziokulturelle Anthropologie an der Fakultät für Bildungswissenschaften. In den Vorträgen wird ein direkter Bezug zu den aktuellen Debatten über soziokulturelle Anthropologien der Welt, die Dekolonisierung des anthropologischen Wissens und seiner Produktion sowie professioneller Karrieren hergestellt. „Ziel des Workshops ist es weder die Person Malinowskis zu feiern noch sie in Frage zu stellen“, betont Zinn. „Vielmehr wollen wir den Geist der zahlreichen Begegnungen des Wissenschaftlers mit Studierenden und Kolleg*innen, die damals regelmäßig nach Oberbozen kamen, wieder aufleben lassen, um einen Raum für wissenschaftliche Debatten zu schaffen.“

Der Workshop. Neuinterpretation der Lehre Malinowskis

Das Symposium beginnt am 14. September auf dem Bozner Campus und dauert bis zum 16. September, es wird von der prestigereichen Wenner-Gren Stiftung (USA) und der Freien Universität Bozen finanziert. Gäste sind internationale Wissenschaftler*innen, die mit ihren Forschungsarbeiten zeigen werden, wie es ihnen gelungen ist, die Lehre des polnischen Wissenschaftlers auf die Herausforderungen der heutigen Welt zu übertragen.

Auf dem Programm stehen unter anderem ein Vortrag des aus Nigeria stammenden Anthropologen und Flüchtlings Yomi Ogunsanya, der seine auf der Malinowsk’schen Technik der teilnehmenden Beobachtung basierenden Forschungen über das irische politische Asylsystem vorstellen wird, sowie der Vortrag des kenianischen Wissenschaftlers Isaac Nyamongo, der den Einfluss von Malinowskis Werk auf das Denken des Vaters des postkolonialen Kenias, Präsident Jomo Kenyatta, beleuchten wird; weiters die Anthropologin Grazyna Kubica-Heller von der Jagiellonen-Universität Krakau, die sich eingehend mit Malinowskis Biografie beschäftigt hat.

Der letzte Tag ist den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Veröffentlichung der der „Argonauten des westlichen Pazifik“ gewidmet, die unter der Schirmherrschaft von EVAA und SIAC, den anthropologischen Vereinigungen Südtirols bzw. Italiens, stattfinden. Am 16. September von 14.30 bis 17 Uhr werden acht soziokulturelle Anthropolog*innen in Kurzvorträgen von jeweils acht Minuten erzählen, wie diese Monographie ihr Verständnis von ethnographischer Forschung beeinflusst oder verändert hat. Zur Online-Teilnahme können Interessierte an [email protected] schreiben und Zugangscodes für die Übertragung via Zoom anfordern.

Vorführung des Dokumentarfilms ‚Savage Memory‘

Zum Auftakt des Symposiums wird am 13. September um 19 Uhr im Waaghaus am Bozner Kornplatz der DokumentarfilmSavage Memory“ in englischer Sprache gezeigt.

Der Film wurde von Zachary Stuart, Enkel Malinowskis, gemeinsam mit Kelly Thomson gedreht. Um das Werk und geistige Erbe seines Großvaters zu erläutern, kehrte er dafür rund 100 Jahre nach seinem Großvater zu den Trobriand Inseln (auch Kiriwina-Inseln genannt) zurück. Stuart wird der Aufführung persönlich beiwohnen und im Anschluss mit dem Publikum diskutieren. Die von der Stiftung Sparkasse gesponserte Veranstaltung wird vom Ethnologischen Verein Südtirol EVAA gemeinsam mit dem Malinowski-Forum und Waag organisiert und von EVAA-Präsident Stefan Festini Cucco moderiert.

 

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