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„Müssen Gaspreise einbremsen“

Closeup on gas stove burner with blue flames

Die EU will den Strompreis vom Gaspreis abkoppeln und den Strommarkt damit reformieren. Was EU-Abgeordneter Herbert Dorfmann dazu sagt und wie er die Situation einschätzt.

von Sylvie Debelyak

Die Gaspreise sind in den letzten Monaten enorm angestiegen. Das hat laut Experten nur teils mit dem Ukraine Krieg zu tun. Vor allem Spekulationen an der Börse tragen dazu bei.

Bereits vor der Sommerpause hatte die italienischen Regierung rund um Ministerpräsident Mario Draghi gefordert, auf europäischer Ebene einen Mechanismus zu schaffen, um die Spekulationen an der Börse zu verhindern – speziell an jener in Amsterdam, welche zwar nur mit einem bescheidenen Teil des europäischen Gases handelt, aber dafür preisentscheidend ist.

Angesichts der immer weiter steigenden Energiepreise hat EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen eine Reform des europäischen Strommarktes angekündigt, welcher aktuell noch nach dem sogenannten Merit-Order-Prinzip funktioniert. Der Strompreis wird also durch das teuerste Kraftwerk bestimmt. Dabei ist es egal, ob es sich um ein Wasser-, Atom- oder Gaskraftwerk handelt. Steigt also der Gaspreis an, so wird auch der Strom automatisch teurer.

Am 9. September soll nun ein Sondertreffen der EU-Mitgliedsstaaten stattfinden. Dabei wird gefordert, die Strompreise vom Gaspreis zu entkoppeln. Das hätte zur Folge, dass das Gas zwar teuer bleibt, der Strompreis würde aber sinken.

Die Chancen, dass das durchgesetzt wird, sieht der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann „relativ gut“, zumal die Situation derart brisant geworden sei, dass nun selbst in Deutschland trotz der anfänglichen Ablehnung des Vorschlags politische Debatten entfacht wurden.

„Ich bin der Meinung, dass jetzt alle Staaten ein Interesse haben müssen, soweit es geht eine Lösung zu finden. Klarerweise kann man politisch gesehen nicht direkt im Markt eingreifen und den Preis regulieren, aber wenn es Möglichkeiten an der Börse gibt, solche spekulativen Blasen zu verhindern, dann sollte man das auch tun“, stellt Dorfmann klar.

Er begrüße daher die Abkoppelung des Strompreises vom Gaspreis. „Noch mehr begrüße ich aber, dass man nun auch auf europäischer Ebene zusammenarbeitet, diese Preisexplosion auf dem Gasmarkt, wie sie derzeit ist, zu zerschlagen. Es gibt keine Berechtigung für diese enorme Steigerung der Gaspreise, die sich mittlerweile verzehnfacht haben“, sagt der EU-Abgeordnete.

Wie stark der Strompreis bei einer Abkoppelung vom Gaspreis sinken würde, sei von Staat zu Staat verschieden. „Es kommt darauf an, inwieweit man im Stande ist, den Gaspreis wieder in eine halbwegs vernünftige Größenordnung zu bringen“, erklärt der EU-Parlamentarier. Manche Länder hätten nämlich einen höheren Anteil an Gas als andere. Doch das hänge von der jeweiligen Situation ab.

Doch welches Szenario würde uns erwarten, sollten die Verhandlungen ins Leere schlagen? „Wenn wir nicht im Stande sind, dem freien Markt Einhalt zu gewähren, indem man die Spekulationen an der Energiebörse beendet“, erklärt der EU-Abgeordnete, „dann wird das Gas auch in den nächsten Monaten teuer bleiben.“

Für die Verbraucher seien die hohen Strom- und Gaskosten nicht mehr länger tragbar. Nicht nur für jene, die viel Gas verbrauchen, wie beispielsweise Betriebe, sondern in erster Linie für Personen, die das Gas brauchen, um zu heizen. Besonders betroffen seien dabei Familien mit einem geringen Einkommen sowie Alleinstehende. „Der Winter steht vor der Tür. Sicherlich werden wir dieses Jahr beim Heizen sparen müssen, aber wir können die Menschen nicht im Kalten lassen – das ist nicht zumutbar“, so der SVP-Politiker. „Es muss alles getan werden, damit diese absurden Gaspreise eingebremst werden.“

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