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Der Zorn des „Kofferträgers“

Der abgewählte Abgeordnete Albrecht „Abi“ Plangger macht Julia Unterberger und Rosmarie Pamer für sein Scheitern verantwortlich. In Wahrheit wurde der Vinschger von seinen Freunden Meinhard Durnwalder und Renate Gebhard im Stich gelassen.

von Artur Oberhofer

Unmittelbar nach seiner Niederlage gegen Dieter Steger gab sich Albrecht „Abi“ Plangger noch souverän.

Auf die Frage von Rai Südtirol, was er nun beruflich mache, sagte der Vinschger Noch-Abgeordnete, man müsse sich um ihn nun wirklich keine Sorgen machen: „Ich bin ja schon in Pension, ich bleibe zu Hause und gehe auf die Jagd, und eine Enkelin habe ich auch“, erklärte Plangger.

Doch offenbar sitzt der Schock über seine Abwahl nun doch tiefer, als Plangger anfangs zugegeben hat.

Nur so ist der jüngste Rundumschlag des Abi Plangger zu erklären.

In einem mit 22. August datierten Brief, den der SVP-Politiker dem Tagblatt der Südtiroler zugspielt hat, rechnet Albrecht Plangger mit jenen zwei Frauen ab, die er für seine Schlappe bei den SVP-Vorwahlen verantwortlich macht: Julia Unterberger und Rosmarie Pamer.

Dabei zeigt sich „Abi“ Plangger als schlechter Verlierer.

Der Plangger-Brief

Er habe für Unterberger den Wahlkampf 2018 geschmissen und sei dann von ihr „links liegen gelassen und wie ein Kofferträger behandelt“ worden, beklagte sich Plangger.

Aus einem TAGESZEITUNG-Interview mit Julia Unterberger hat der Vinschger Politiker „zwischen den Zeilen herausgelesen“, dass es gut sei, dass man „den Plangger verräumt“ habe.

Der Burggräfler SVP-Bezirkschefin Rosmarie Pamer wirft Abi Plangger vor, sie habe ihm mit einem TAGESZEITUNG-Interview („Rosmaries Rute“) „einen Strick gedreht“.

Was Albrecht „Abi“ Plangger in seiner „Abrechnung“ (so die Athesia-Medien) wohlweislich nicht erwähnt: Er selbst hat seinen (Vor-)Wahlkampf verbockt. Und: Wenn Abi Plangger von jemandem im Stich gelassen wurde, dann von seinen besten Freunden Meinhard Durnwalder und Renate Gebhard.

Doch der Reihe nach.

Im Vorfeld der SVP-Vorwahlen gab es eine Abmachung zwischen den Bezirken Burggrafenamt und Vinschgau, dass die Vinschger die scheidende Senatorin Julia Unterberger im Stechen gegen Martin Ganner stützen. Im Gegenzug unterstützen die Meraner den Vinschger Abi Plangger in dessen Duell mit Dieter Steger.

Die Meraner haben sich an die Abmachung gehalten. Plangger erhielt 90 Prozent der Meraner Stimmen, wobei man wissen muss, dass Meran rund 100 Stimmrechte hat und der Vinschgau nur die Hälfte.

Das bedeutet: Abi Plangger hat das Stechen gegen Dieter Steger nicht verloren, weil ihn die Burggräfler Ortsobleute im Regen haben stehen lassen, sondern weil er in den Bezirken Pustertal und Eisacktal nicht gewählt wurde.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Pustertaler Bezirksobmann und erklärte Plangger-Freund Meinhard Durnwalder in seinem Bezirk massiv für Plangger (und gegen Dieter Steger) die Werbetrommel gerührt hat. Auch Renate Gebhard hat im Eisacktal für Plangger Stimmung gemacht. Ohne Erfolg, offenbar. Denn die Pusterer und die Eisacktaler Ortsobleute haben mit großer Mehrheit Dieter Steger gewählt, der Puschtra Wurzeln hat.

Also, wennschon müsste sich Abi Plangger mit Meinhard Durnwalder und Renate Gebhard aufregen, denn die Burggräfler Ortsobleute haben sich an die Abmachung gehalten. Es ist evident, dass die Pusterer und die Eisacktaler Ortsobleute Plangger die Gefolgschaft verweigert haben, obwohl der Pusterer Bezirksobmann Durnwalder und die Eisacktaler Abgeordnete Renate Gebhard sich für Plangger mächtig ins Zeug gelegt haben.

Was „Abi“ Plangger ebenfalls verschweigt:

Sein Auftritt bei der Online-Vorstellung der Kandidaten war peinlich.

Die TAGESZEITUNG konnte das Video, das insgesamt eine Stunde und 54 Minuten dauert, ansehen (das VIDEO sehen Sie morgen auf TAGESZEITUNG Online).

Der Plangger-Brief

Bei der parteiinternen Kandidatenvorstellung wurde Abi Plangger von „Moderator“ Stefan Premstaller nach seiner politisch größten und wichtigsten Tat gefragt.

Der Vinschger Noch-Abgeordnete antwortete allen Ernstes: Er habe in Rom durchgesetzt, dass „700 bis 800 Jäger“, die vorbestraft waren, ihren Waffenpass zurückbekommen hätten. „Das ist meine größte Freude“, sagte Plangger.

Einer dieser Jäger, der trotz Vorstrafe seinen Waffenpass zurückbekommen habe, sei in Penon bei einer Messfeier bei der Kommunion zu ihm „zuigekniet“ und habe gesagt: „Danke, wenn es dich nicht gäbe, dann wär‘ i nimmer Jäger.“

Albrecht Planggers Auftritt in der Videokonferenz hat viele Ortsobleute verstört.

Was Abi Plangger auch nicht sagt: Der Landesjägermeister, Günther Rabensteiner, hat in einem Rundbrief an die Revierleiter des Landes offen Werbung für den Vinschger Politiker (und für Martin Ganner) gemacht. „Wenn Ihr die SVP-Ortsobleute in Eurer Gemeinde kennt“, schrieb der Landesjägermeister, „so sucht bitte das persönliche Gespräch mit ihnen und legt ein gutes Wort für die Vertreter der Jagd ein (…), eine starker Interessensvertretung der Jagd ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je.“

In seiner Enttäuschung über die Schlappe bei den SVP-Vorwahlen hat Abi Plangger auch gegen Landwirtschafts-Landesrat Arnold Schuler gewettert.

In einem Interview mit Rai Südtirol sagte Plangger, Landesrat Schuler sei schuld, dass das Wolfsproblem noch nicht gelöst sei. Er habe in Schuler „keinen Zuhörer gehabt“, polterte Plangger.

Mehr noch: Abi Plangger sagte, dass der Vinschgau nach seiner Abwahl nur mehr einen einzigen Ansprechpartner habe, nämlich Sepp Noggler.

Die Vinschger, so klagte Plangger, müssten „jetzt 100 Kilometer nach Bozen fahren und 100 Kilometer wieder zurück“, um Gehör zu finden.

Arnold Schuler sah sich aufgrund der Plangger-Aussagen sogar zu einer Stellungnahme an die „Dolomiten“ genötigt, in der er klarstellte, dass er „als Plauser zwar politisch zum Burggrafenamt“ gehöre, aber sich „geografisch als Vinschger fühle“.

Also verwahre er sich dagegen, dass man ihn „parteipolitisch ausgrenze“. Denn auch er sei für die Vinschger da, so Schuler in der Stellungnahme.

Der Vinschger Kammerabgeordnete Albrecht Plangger mit den Kollegen Renate Gebhard und Manfred Schullian

Bezeichnend ist auch Abi Planggers Aussage auf Rai Südtirol, dass sich nach seiner Abwahl seine Freundin Renate Gebhard um die Vinschger Belange kümmern werde (und nicht die Meranerin Julia Unterberger). „Mit der Renate habe ich neun Jahre lang zusammengearbeitet“, sagte Abi Plangger wörtlich, „ich hoffe, dass sie bei uns im Wahlkreis präsent sein wird und unsere Themen weiterbringt.“

Eines hat Albrecht Plangger geschafft:

Noch nie hat ein SVP-Funktionär vor einer Wahl versucht, die Kandidatin des eigenen Wahlkreises so zu schädigen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (31)

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  • tiroler

    Er sieht nicht so aus, als ob er am Hungertuch nagen würde. Er wirds überleben…

    • artimar

      Würden ich auch sagen.
      Das SVP-Personal hat ein Problem mit sich. Und? Wie soll die immer stärker belastete Wählerschaft, die am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig hat, sich nun dazu verhalten? Soll sie jetzt auch noch deren Kosten für deren Familientherapie … übernehmen oder was?
      Die Unterberger wird den „Abi“ schon nicht mit leeren Koffern allein haben stehen lassen. Abi, also gute Reise!

  • leser

    Oje
    Mit plangger geht einer der besten köpfe südtirols verloren

  • ostern

    Ich habe in den 9 Jahren in Rom kaum etwas von seiner Arbeit gehört. Jetzt , wo er abgwählt worden ist, meldet er sich zu Wort. Zudem, was interessiert dem Normalbürger das Jagdproblem. Das Denken von Vertreter die nur Bezirksweise und nicht für das gesamte Südtirol arbeiten wollen können meines Erachtens ruhig zu Hause bleiben. Zusätzlich glänzte er bekantlich mit seinen Abwesenheiten in Rom .
    Er hat sich selbst das Grab geschaufelt.

  • andreas

    Da er es selbst als seine größte Leistung in Rom ansieht, dass ein Jäger sich neben ihn hingekniet hat und er dabei wohl vor Rührung in Tränen ausgebrochen ist, würde ich sein Fehlen in Rom nicht als größeres Problem ansehen.
    Diese Vorwahlen waren ein Richtungsstreit für oder gegen den LH, welchen der LH eindeutig gewonnen hat.

  • heracleummantegazziani

    Wenn ca. 800 Jäger vorbestraft sind (und daher den Waffenpass abgeben mussten) sind das an die 13% der Südtiroler Jägerschaft… bemerkenswert.

  • criticus

    Zu diesen kindischen Streitereien kein Kommentar, aber eine Frage an Herrn Achammer: Stimmt es, dass lt. Nachrichtenmeldungen ein Salvini beim „Autonomiejubiläum“ eingeladen wurde? Da warnt ein Obmann der SVP wochenlang vor den Rechtsruck in Italien und da ladet man lt. Presse einen Salvini zu so einer Feier ein? Warum nicht gleich Meloni? Herr Achammer, für die SüdtirolerInnen stellen sich 2 Fragen: Soll ich überhaupt zur Wahl gehen und warum soll ich SVP wählen? Eine SVP die noch nie so zerstritten war wie jetzt, und anscheinend in Rom politisch zweigleisig fährt? Von Zusammenhalt überhaupt keine Spur, es herrschen reine Grabenkämpfe. Was macht ein Obmann, was ein Landeshauptmann dagegen?? Dem Anschein nach gar nichts, außer die jeweiligen „Kofferträger“ werden auf Mehrheit abgezählt und in Position gebracht. Die SVP vergeudet Synergien für interne Machtkämpfe während ein nicht gerade geringer Teil der SüdtirolerInnen gegen die Not kämpft.

    • hallihallo

      bei der lega besteht immer noch große hoffnung , etwas für die autonomie zu erreichen. bekanntlich will die lega in ihren hauptregionen auch mehr autonomie.
      die meloni hat sich schon ziemlich stark gegen die autonimien ausgesprochen.
      der landeshauptmann müßte sowieso mal stärker auftreten, statt im hinterkämmerlein das geschehen zu verfolgen.

      • criticus

        @hallihallo
        Die Lega gehört zu den Parteien, nachdem sie in Rom saß, am wenigsten ihre Wähler vertreten hat. Damals angetreten um sich von Rom los zu trennen, ging es nur noch um Macht in Rom. Und noch eines, mit den Rechtsparteien hat Südtirol nie mehr Befugnisse bezüglich der Autonomie bekommen. Die großen Schritte wurden wohl eher mit den Linksparteien und Parteien der Mitte gemacht.
        Wie recht hatte doch damals Reinhold Messner, als er nach den „Kastelruther Spatzenfest“ Salvinis Auftritt kritisierte.

        • hallihallo

          criticus, es ist so , wie du es schreibst. allerdings deuten alle umfragen darauf hin, daß der rechtsblock die wahl gewinnen wird.
          das südtirol sich historisch immer als blockfrei bezeichnet hat und man nur mit jenen etwas erreichen kann, welche an der macht sitzen, ist es vielleicht besser mit der lega zu sprechen. die großen schritte hat man mit den linksparteien gemacht ( in letzter zeit wohl auch nicht viel), aber die sitzen vorraussichtlich in der opposition.
          die opposition hat noch nie etwas entscheiden können.

    • pingoballino1955

      Superkommentar!

  • prof

    @andimaxi
    Laut deinem Kommentar über LH Kompatscher,muss der Virus dein Hirn angegriffen haben.

  • besserwisser

    Die lega wird abstuerzen und nur mehr a paar sesselen von der meloni kriegen … bedeutungslose diskussion …

  • zeit

    Der stall bleibt, nur die insassen wechseln

  • heracleummantegazziani

    Interessant ist auch, dass auf dem Nachrichtenportal des Medienhauses mit Sitz im Weinbergweg, zwar nach wie vor die Anklage von Plangger an Unterberger und Pamer aufscheint, die Gegendarstellung von Unterberger, die jedes einzelne Argument von Plangger entkräftet und die Pusterer Fraktion um Durnwalder und Gebhard durch eine einfache Rechnung als Verantwortliche für die Abwahl Planggers entlarvt, aber verschwunden ist.

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