Gemischte Gefühle
Das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor ist im Allgemeinen positiv, auch wenn es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen gibt.
Im Transportgewerbe hat sich das Geschäftsklima bei den Liftanlagenbetreibern dank des weitgehend normalen Ablaufs der Skisaison im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert. Bescheidener sind hingegen die Erwartungen zur Ertragslage im Personen- und Güterverkehr: Die Unternehmen sind sehr besorgt über den starken Anstieg der Kraftstoffpreise und die Entwicklung der Nachfrage in den kommenden Monaten.
Dies geht aus der Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor ist im Allgemeinen positiv: 88 Prozent der Unternehmen sind mit der Ertragslage zufrieden. Etwa sechs von zehn Unternehmen erwarten eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr, insbesondere auf dem Südtiroler und dem italienischen Markt. Zwischen Jänner und April lagen die Umsätze um durchschnittlich zehn Prozent über dem Vorjahreszeitraum, was zum Teil auf die höheren Verkaufspreise zurückzuführen ist. Den Unternehmen zufolge werden auch die Investitionen gegenüber dem Jahr 2021 steigen. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Dienstleistungssektor lag zwischen Jänner und Juli um 4 Prozent über dem Vorjahresniveau und die Unternehmen erwarten weitere Personaleinstellungen.
Betrachtet man die einzelnen Dienstleistungsbranchen, so sind die Ertragserwartungen für das laufende Jahr insbesondere im Informatik- und Telekommunikationsbereich sehr positiv.
Auch bei den Dienstleistungen für Unternehmen sind fast alle Befragten zuversichtlich, ein zufriedenstellendes Betriebsergebnis zu erzielen. Im Kredit- und Versicherungssektor herrscht ebenso ein gewisser Optimismus: Die Banken berichten von einem erneuten Anstieg der Einlagen und der Kreditvergabe, auch wenn die aktuelle Wirtschaftslage zu einer Verschlechterung der Bonität der Kund/innen führt. Deutlich bescheidener sind hingegen die Ertragserwartungen bei den Persönlichen Dienstleistungen:
Mehr als ein Viertel der Befragten erwartet heuer ein nichtzufriedenstellendes Betriebsergebnis. Im Immobiliengewerbe sowie in der Verlags- und Kommunikationsbranche gibt es hingegen ein sehr heterogenes Ergebnis: Ein Viertel der Befragten erwartet eine „gute“, ein Fünftel hingegen ein „schlechte“ Ertragslage.
Im Transportgewerbe hat der Aufschwung des Tourismus zu einer Verbesserung des Geschäftsklimas bei den Liftanlagenbetreibern geführt, die jedoch einen starken Anstieg der Betriebskosten für das laufende Jahr beklagen. Die Erwartungen imGüter- und vor allem im Personenverkehr sind verhalten. Diese Branchen sind trotz steigender Umsätze im ersten Halbjahr stark vom Anstieg der Kraftstoffpreise betroffen und melden zudem Schwierigkeiten, Fahrpersonal zu finden. Die Ungewissheit über die Auswirkungen der Inflation auf die Wirtschaftstätigkeit und den Tourismus in der zweiten Jahreshälfte trägt ebenfalls dazu bei, dass das Geschäftsklima schwindet. So glauben 17 Prozent der Unternehmen im Güterverkehr und 44 Prozent im Personenverkehr, dass das Betriebsergebnis heuer unbefriedigend sein wird.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, bekräftigt die Notwendigkeit der Aufhebung des Nachtfahrverbots für den Schwerverkehr in Österreich. „Die Unternehmen befinden sich aufgrund der hohen Kraftstoffpreise bereits in einer schwierigen Lage. Vor allem in den Sommermonaten, in denen aufgrund der Tourismusströme ein hohes Verkehrsaufkommen herrscht, würde die Aufhebung des LKW-Nachtfahrverbots den Transportunternehmen ermöglichen, ihre Fahrzeiten und somit ihre Kosten zu senken.“
Nachfolgend die Stellungnahmen der Wirtschaftsverbände:
Thomas Baumgartner, Präsident Sektion Transport im Unternehmerverband Südtirol
„Trotz der großen Unsicherheiten, die u.a. auf die hohen Energiekosten, die Inflation und den Fahrermangel zurückzuführen sind, investieren die Transportunternehmen weiterhin in den ökologischen Wandel, indem sie auf moderne Fahrzeuge und alternative Kraftstoffe setzen. Dieser Einsatz muss jedoch von der Politik sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene anerkannt werden.“
Monica Devilli, Präsidentin Coopbund Alto Adige Südtirol
„Leider leidet der Sektor der Persönlichen Dienstleistungen nach wie vor unter dem Umsatzrückgang der letzten Jahre und hat noch nicht das Niveau von vor der Pandemie erreicht. Ich denke aber, dass der Aufschwung bald eintreten wird, weil dieser Sektor den wachsenden Bedürfnissen der älter werdenden Bevölkerung und der Frauenbeschäftigung gerecht wird und somit für die Gesellschaft unverzichtbar ist.“
Elmar Morandell, Obmann der Berufsgruppe Transport im lvh
„Im Warentransportsektor kollidieren viele Probleme: Es fehlen uns die Fahrer und wir kämpfen mit hohen Treibstoffpreisen. Dazu kommen immer längere Staus und Wartezeiten an den Ab- und Beladungsstellen, sodass Betriebe keinen Umsatz mehr generieren können. Dieses Problem wird durch das sektorale Fahrverbot und das Nachtfahrverbot verstärkt. Die versprochenen Staatshilfen stimmen auch nicht positiv, da hierfür immer noch die Durchführungsbestimmungen fehlen.“
Philipp Moser, hds-Präsident
„Südtirols personen- und unternehmensorientierte Dienstleister leisten einen wertvollen und professionellen Beitrag für unsere Bevölkerung und die lokale Wirtschaft. Sie sind ein Motor für Wertschöpfung und Dynamik. Zudem bietet dieser Sektor innovative und attraktive Jobmöglichkeiten in den verschiedensten Bereichen.“
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