Die verpackten Gletscher
Die Gletscherbahn-Betreiber studieren neue Lösungen: Schnee und Eis sollen über die Sommermonate mit Geotextilien abgedeckt werden.
Gletscherbahn-Betreiber aus Nordtirol, Salzburg, der Steiermark und Kärnten bemühen sich gemeinsam um neue, umweltfreundliche Materialien zur Isolierung von Schnee und Eis. Für Südtirol bei diesem wissenschaftlich begleiteten Projekt mit dabei sind die Schnalstaler Gletscherbahnen.
Der Klimawandel und die damit verbundene fortschreitende Gletscherschmelze üben auf die Gletscher-Skigebiete einen vielfachen Druck aus. Die Schneesicherheit in den Nebensaisonen ist gefährdet und erfordert Schneedepots. Zudem impliziert der Schwund der Gletscherfläche ein mehrfaches Nachjustieren von im Eis verankerten Liftstützen.
Eine Lösung, um Schnee und Eis über die Sommermonate zu isolieren, sind Geotextilien, die großflächig zur Erhöhung des Reflexionsvermögens der Gletscher (Albedo) ausgelegt werden. Am Schnalstaler Gletscher beispielsweise werden aktuell sensible Stellen mit derlei Folien auf einer Gesamtfläche von sechs Hektar abgedeckt. Der mechanische Nutzen ist enorm, jedoch mit einer aufwändigen Logistik, vielen Arbeitsstunden und somit hohen Kosten verbunden. Die Abdeckungen sind aber für den weiteren Skibetrieb auf den Gletschern essentiell.
Im Vorjahr veröffentlichte wissenschaftliche Forschungen sorgten für erhebliches Aufsehen. Es hatte sich herausgestellt, dass die verwendeten Geotextilien, welche aus Polypropylen (PP) bestehen, Emittenten für Mikroplastik sind. Spuren wurden nicht nur an der Oberfläche der Gletscher, sondern auch in Gebirgsbächen gefunden.
Diese Problematik und die damit verbundenen Bedenken bezüglich der Umweltverträglichkeit der Geotextilien haben die Gletscherbahnen unverzüglich aufgegriffen. Es wurde eine grenzübergreifende Arbeitsgemeinschaft gebildet mit dem Ziel, nachhaltige Materialien zur Isolierung von Schnee und Eis zu verwenden oder sogar völlig neue Methoden zu finden.
In Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck läuft aktuell ein erster Versuch mit neuartigen Textilien am Stubaier Gletscher.
Die Kosten werden von allen Gletschergebieten gemeinsam getragen. „Wichtig ist, dass die Gletscher-Skigebiete gemeinsam handeln und mit der Wissenschaft nach guten Lösungen suchen,“ erklärt Stefan Hütter von den Schnalstaler Gletscherbahnen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir schon bald mit konkreten Ergebnissen aufwarten können.“ Zurzeit kann man sich von diesen Abdeckungen noch Vorort bis Ende August ein Bild machen.
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Kommentare (5)
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kritiker
Gleicht dem Versuch eines Gartenzwerges eine unaufhaltsame Flut aufzuhalten
dn
Ein teures „Vergnügen“, für Technikgläubige.
asoet
So ein Schwachsinn und zudem landschaftlich eine Katastrophe. Habe mir diesen Sommer ein Bild darüber gemacht wie grausig das im Stubaital aussieht. Der Mensch glaubt immer noch er kann über alles handeln und alles wandeln. Die Gletscher sind nicht mehr zu retten und damit auch nicht mehr der Sommerskibetrieb. Letzteres ist auch völlig Wurscht!
gerhard
Wohl gesprochen, asoet.
Ich bin absolut Deiner Meinung.
Muss man denn unbedingt im Sommer Skifahren?
Das gilt zu allererst dem eigenen Ego.
Ab 11 Uhr ist der Schnee doch eh so sulzig, dass es bei Leibe keinen Spaß mehr macht.
Aber um ehrlich zu sein, das habe ich vor 30 Jahren auch gemacht.
Vormittag Skifahren, Nachmittags am Kalterersee Windsurfen.
… und jeder musste es wissen.
Peinlich!
@alice.it
Das ist vom Werterhalt in etwa so, als würden sie ihr Geld in Aktien der Volksbank investieren.