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Bei Kindern im Kino

Ende gut, alles gut. Winnetou, Tom Silver, Nscho Tschi und hinten der Sheriff

Letzte Woche war ich in der 18-Uhr-Vorstellung von „Der junge Häuptling Winnetou“ von Mike Marzuk im Cineplexx

von Renate Mumelter

Als Erwachsene kinderlos im Kinderkino zu sitzen, ist eigen. Für einen sonnigen Nachmittag waren relativ viele Menschen im Saal, mehr jedenfalls als bei der 18-Uhr-Vorstellung des neuen Eberhöfer-Krimis „Guglhupfgeschwader“. Dort waren wir zu fünft im Kino, die meisten ohne Popcorn-Schachtel. Ganz anders beim Kinderfilm, da hatten alle außer mir Pötte mit Popcorn samt Softdrink. 

Ich versuchte trotzdem verpflegungslos mit dem jungen Winnetou und meinen Erinnerungen an Harald Reinls alte Winnetoufilme zurecht zu kommen. Es war weniger schlimm als befürchtet. Deutsche Kritiken hatten am Film nämlich fast kein gutes Haar gelassen – warum auch immer. 

Laut und schnell, auch für Kids

Schon die Werbeschiene bestätigte, dass alles laut und schnell dröhnen muss, auch für Kinder. Die Trailer im Anschluss an die Spots boten einen kleinen Einblick in das Kids-Angebot und zeigten, dass es Schaurigeres, Schnelleres und Lauteres gibt als den jungen Winnetou. Dieser kommt ohne Animation aus, auch schon was. Häufig wird nämlich angenommen, Animation und kindgerecht seien Synonyme. 

Winnetou ab 6

Im Vergleich zum jungen Häuptling Winnetou war der alte Pierre-Brice-Winnetou angenehm behäbig. Damals war noch die legendäre Titelmusik das tragende Sound-Motto. Beim jungen ist’s im Kino immer irgendwie spannend. Ein Blick in die Runde zeigt mir kleinere Kinder, die sich völlig ausgeklinkt haben und rumturnen und größere, die sich mit geschlossenen Augen eng an ihre Begleitperson schmiegen. Dazu sind Begleitpersonen gut. Sie können Eindrücke wieder ins Lot bringen, denn das, was auf dieser gewaltigen Leinwand geschieht, ist für Kinder noch größer und noch mehr. Kindergartenkinder sind sogar vom jungen Häuptling Winnetou überfordert. Die deutsche Jugendmedienkommission empfiehlt ihn erst ab 6 Jahren. 

Und die „kulturelle Aneignung“?

Die deutsche Kritik warf dem Film „kulturelle Aneignung“ vor. Dieses neue Schlagwort wird letzthin gern in pseudopuristischer Manier verwendet. Dann werden beispielsweise Menschen, die sich für eine Rastafrisur entscheiden, gerügt, weil das „kulturelle Aneignung“ sei. So gesehen ist jeder Western „unsauber“ und Karl May sowieso. Wenn ich auf Italienisch fluche, ist das genau genommen auch kulturelle Aneignung, und trotzdem bleib ich dabei (auch wenn frau nicht fluchen dürfte).

Was kulturell allerdings schon getan werden kann ist, dass die Erwachsenen den Kindern erzählen können, wie das mit den Indianern in Amerika wirklich war und ist, sofern sie es  selber wissen. Mit der Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion können Kinder nämlich sehr gut umgehen. 

Die Botschaft, die „Der junge Häuptling Winnetou“ in seine Story packt, ist jedenfalls eine „gute“, denn Freundschaft und Vergebung gewinnen, Gewalt zieht den Kürzeren und auf kluge, ältere Frauen wird letztlich gehört. Regisseur Mike Marzuk hat übrigens zahlreiche „Fünf Freunde“-Filme gedreht.

Ein Eberhöfer-Nachtrag

Das „Guglhupfgeschwader“ nach Rita Falks Krimi läuft derzeit auch im Kino. Ein Kinobesuch ist dafür aber nicht unbedingt nötig, denn der neue Eberhöfer braucht die große Leinwand nicht unbedingt, und früher oder später kommt der eh im TV. Daheim gibt’s dann halt kein Plexx-Popcorn.

 

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