Der glückliche Dritte
Manfred Mayr wird Kandidat der SVP im Senatswahlkreis Bozen-Unterland. Wie der Kurtiniger Bürgermeister davon profitiert hat, dass sich die Partei in eine Sackgasse manövriert hat.
von Markus Rufin
Am Donnerstagabend sollte bei einem Treffen zwischen Landeshauptmann Arno Kompatscher, Parteiobmann Philipp Achammer, dem Bozner Bezirksobmann Dieter Steger und dem Unterlandler Bezirksobmann Norbert Mayr die Frage geklärt werden, wer für die SVP im Senatswahlkreis Bozen-Unterland antreten wird.
Zur Erinnerung: Ursprünglich hatten der Kurtiniger Bürgermeister Manfred Mayr und der Leiferer Vizebürgermeister Giovanni Seppi Interesse bekundet. Nur zwei Stunden vor dem Treffen griff Seppi dieser Entscheidung vor.
In einer Pressemitteilung erklärte er, dass er seine Bewerbung zurückziehen werde. Die Begründung: „Wie bekannt, gehört die Gemeinde Leifers zum SVP-Bezirk Bozen Land und nach den Vorwahlen vom Dienstag stellt dieser Bezirk schon zwei Kandidaten für die Parlamentswahlen. Ich fühle mich deshalb von den beiden Kandidaten Manfred Schullian und Dieter Steger ausreichend vertreten und hoffe, das gilt auch für die restlichen SVP-Wähler im Bezirk Bozen Land.“ Genau dieses Argument wurde auch in der Parteiausschusssitzung am Mittwoch vorgebracht.
Die SVP Unterland habe dagegen in den vergangenen Wochen mit Nachdruck betont, wie wichtig die Nominierung eines eigenen Kandidaten sei. Auch in der Sitzung am Mittwoch sei dies zur Sprache gekommen. Seppi respektiere diese Position und habe sich daher für den Rückzug entschieden.
Das bedeutet, dass die SVP im Unterland erstmals nach Oskar Peterlini einen eigenen Kandidaten für die Parlamentswahlen nominieren wird. Da kein anderer zur Verfügung steht, dürfte Mayr Am Freitagmorgen als Kandidat bestätigt werden.
Der Kurtiniger Bürgermeister freut sich sehr darüber: „Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Der Bezirk ist von null gestartet, wir hatten zwei Forderungen und wenig Aussicht auf Erfolg, haben letztendlich aber beide Forderungen durchgebracht. Daher danke ich vor allem dem Bezirksobmann.“
Auch wenn Seppi betont, dass es von außen keine Einwirkungen auf seine Entscheidung gab, so passt sie doch ins Bild. Abgesehen von der SVP Unterland war es nur für wenige wichtig, wer von den beiden letztendlich Kandidat wird.
Bis vor wenigen Tagen war der Senatswahlkreis Bozen-Unterland nämlich eine reine Spekulationswiese, die von allen Seiten bespielt wurde. Die konservativen Kräfte rund um Meinhard Durnwalder wollten den Wahlkreis dazu nutzen, um Julia Unterberger zu kandidieren. Hätte Martin Ganner gewonnen, hätte die Salurnerin Samantha Endrizzi kandidieren sollen. Dass es bei der Ausschusssitzung hieß, dass es nie eine Interessensbekundung einer Frau gab (obwohl Endrizzi dem Online-Portal salto bestätigte, dass sie von der Partei gefragt wurde), spricht Bände.
Um den entgegenzuwirken, brachten Arno Kompatscher und Co. Giovanni Seppi als Kandidaten ins Spiel. Wenn man schon einen eigenen Kandidaten nominiere, dann müsse dieser auch zahlreiche italienische Stimmen mitnehmen, um gewählt zu werden, so die Argumentation der Kompatscher-Fraktion.
Als die Vorwahlen dann aber geschlagen waren, hat die Partei realisiert, dass sie sich mit diesen Spekulationen in eine Sackgasse gefahren hat (siehe eigenen Bericht).
Letztendlich hat davon die Unterlandler SVP profitiert, die nicht nur ihre Forderung nach einem eigenen Kandidaten, sondern auch den Wunschkandidaten durchgesetzt hat. Ganz nach dem Motto: Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte.
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Kommentare (9)
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heracleummantegazziani
„Die konservativen Kräfte rund um Meinhard Durnwalder wollten den Wahlkreis dazu nutzen, um Julia Unterberger zu ELIMINIEREN“ muss es wohl richtig heißen.
leser
Bravo
So ist es
Warum wohl findet ein durnwalder soviel gehör und einfluss bei den schafen?
besserwisser
der bezirk war, ist und wird es immer sein: bedeutungslos für die partei, da sind kaum stimmen zu holen. der kandidat wird opfer seiner eitelkeit und wohl kaum eine chance haben. das ist meine sichtweise.
ostern
@besserwisser
….soll bedeuten, wir sollen Opposition oder italienische
Parteien wählen. Sehr diplomatisch!
besserwisser
@ostern: was sein soll bestimmt der wähler. ich habe nur zum wiederholten male festgestellt dass der bezirk für die partei vollkommen bedeutungslos wäre. würde man dem bezirk wirklich bedeutung geben wollen dann würde es ja heissen: überetsch/unterland und nicht bozen land so wie die bezirksgemeinschaft …
und wenn es der partei wirklich wichtig wäre dann hätten sie nicht den chancenlosen bm der gemeinde kurtinig aufgestellt (der bei den nächsten wahlen der mandatsbeschränkung zum opfer fallen wird) …
leser
Besserwisser
Das hat überhaupt nichts damit zu tun
Es geht darum grabenkämpfe in ruchtung rechts auszubauen
artimar
Endlich. Zumindest kann die SVP-Wählerschaft wieder ihren eigenen Kandidaten wählen. Mit all der Andienerei und gar eigenem Kandidaturverzicht in der Vergangenheit delegitimierte sich die SVP als politische Minderheitenvertretung zusehends.
bettina75
Wann setzt sich die Parteileitung mit dem Fall Vallazza auseinander?
„Zeitnah“ ist schon um Herr Obmann !!!
vogelweider
Ich nehme mal an, von all den Kandidaten, die jetzt sauer ins leere Töpfchen gucken, wird letztlich im Herbst ’23 keiner vergessen werden. Der Abi wird dann den Vinschgau vertreten dürfen, der Ganner das Burggrafenamt und die Herren Seppi oder Ebner dürfen fürs Überetsch-Unterland antreten … Alles wie gehabt, und niemand wird zurückgelassen.