Gefahr im Weinberg
Die Amerikanische Rebzikade überträgt die Goldgelbe Vergilbungskrankheit, welche die Rebstöcke zerstört. Die Zahl der Fälle steigt von Jahr zu Jahr – Rodung und Pflanzenschutz sind die einzige Lösung. Das Monitoring 2022 ist gestartet.
Seit Jahren kann beobachtet werden, dass sich die Blätter einiger Rebstöcke gelblich oder rötlich verfärben und an den Rändern nach unten einrollen. Es handelt sich dabei sehr oft um die nicht heilbare Goldgelbe Vergilbungskrankheit.
Die Zahl der befallenen Rebstöcke steigt jährlich exponentiell, die Krankheit breitet sich von Süden nach Norden hin aus und zerstört ganze Rebanlagen, was einen großen wirtschaftlichen Schaden verursacht. Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler warnt: „Die von der amerikanischen Rebzikade übertragene Rebkrankheit stellt eine große Bedrohung für die Südtiroler Weinwirtschaft dar. Die Forschung und eine entsprechende Beratung zur Eingrenzung der Goldgelben Vergilbung sind notwendig, um dieser Herausforderung bestmöglich zu begegnen und großflächige Schäden zu verhindern.“
Handeln ist auf jeden Fall notwendig. Aus diesem Grund hat das Konsortium Südtirol Wein bereits in der Vergangenheit ein Monitoring gestartet, das heuer wieder aufgenommen und aufgrund der Brisanz ausgedehnt wird. „Vom 16. August bis 30. September gehen geschulte Mitarbeiter durch die Rebanlagen, markieren symptomatische Rebstöcke mit einem gelb-schwarzen Band und informieren erstmals über eine eigens dafür entwickelte App den Landwirt, den Pflanzenschutzdienst, den Beratungsring und den jeweiligen Kellereibetrieb über die betroffene Parzelle“, erklärt Andreas Kofler, Präsident des Konsortiums Südtirol Wein.
„Wir starten das Monitoring im Unterland und Überetsch, den am stärksten betroffenen Zonen. Kontrolliert werden alle Rebanlagen mit Chardonnay und Pinot Grigio, da diese beiden Sorten bisher die meisten Befälle gezählt haben. Alle Anlagen im zweiten und dritten Standjahr stehen ebenso auf der Prioritätenliste. Anschließend wird in den anderen Weinbauzonen Südtirols nach dem gleichen Schema vorgegangen“, fasst Hansjörg Hafner, Bereichsleiter Weinbau beim Südtiroler Beratungsring, die Vorgehensweise des Monitorings zusammen.
Flavescence dorèe – Goldgelbe Vergilbung
Die Goldgelbe Vergilbung ist eine weltweit auftretende nicht heilbare Krankheit der Rebe. In Südtirol wurde 2016 der erste Verdachtsfall bestätigt, seitdem steigt die Zahl der Fälle.
Bis 2020 wurden in allen Gemeinden im Unterland und Überetsch Befälle nachgewiesen und ganze Befallszonen ausgewiesen, mittlerweile hat sich die Krankheit von Süden nach Norden in beinahe alle Weinbauzonen des Landes ausgebreitet. Krankheitserreger der Goldgelben Vergilbung ist das zellwandlose Bakterium Flavescence dorèe-Phytoplasma (FDp).
Hauptüberträger ist die vor rund 70 Jahren nach Europa eingeschleppte Amerikanische Rebzikade, die ihren gesamten Lebenszyklus an der Rebe vollzieht und die Krankheit von Stock zu Stock, Weinberg zu Weinberg überträgt und dadurch zu epidemischen Krankheitsausbrüchen führt. Die Trauben der infizierten Rebstöcke sind bitter und unreif, die Rebstöcke sterben ab.
Eigenverantwortung der Landwirte ist notwendig
„Für die Goldgelbe Vergilbung besteht eine Melde- und Rodungspflicht, nicht bewirtschaftete Rebhänge müssen laut EU-Verordnung gerodet werden“, betont Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler und bittet die Weinbauern, die Sache ernst zu nehmen: „Wir können diese Krankheit nur gemeinsam bekämpfen, sonst bekämpft sie uns“.
Angesetzt werden muss auf vier Ebenen: Zum einen muss vorgebeugt werden, indem nur gesundes Pflanzgut gesetzt wird. Zweitens müssen die Rebstöcke auf Befall kontrolliert werden. Wird ein solcher festgestellt, muss die kranke Rebe inklusive des gesamten Wurzelstocks gerodet werden. Und viertens muss gegen den Überträger, die amerikanische Rebzikade, vorgegangen werden.
Stefano Endrizzi, Verantwortlicher des Pflanzenschutzdienstes der Autonomen Provinz Bozen führt aus:
„Die komplette Rodung der betroffenen Rebstöcke muss innerhalb von 15 Tagen erfolgen. Wir bitten inständig, dies auch zu tun, anderenfalls werden Strafen folgen. Auch für die Bekämpfung der Zikade wurden für jede Weinbauzone Südtirols Vorgaben erarbeitet: In allen Rebanlagen in den Gemeindegebieten von Salurn, Margreid, Kurtinig, Kurtatsch, Tramin, Neumarkt, Montan, Pfatten, Auer, Eppan, Kaltern, Bozen und Klausen müssen zwei (drei in Bioanbau) Behandlungen gegen Scaphoideus titanus durchgeführt werden. In den anderen Weinbauzonen wird die Behandlung stark empfohlen.“
Trotz aller Maßnahmen ist davon auszugehen, dass die Goldgelbe Vergilbung nicht vollständig ausgerottet, aber hoffentlich in einem erträglichen Ausmaß gehalten werden kann. „Dies ist für den Südtiroler Weinbau wichtig“ sagt Kofler und betont abschließend, dass die Pflanzenkrankheit zwar für die Reben eine große Gefahr, für die Bevölkerung aber zum Glück unbedenklich ist.
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Kommentare (1)
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dn
Der Staat schreibt ein bis zwei Insektizidbehandlungen vor. Daran sollten sich die Weinbauern auch halten. Das Problem ist im Süden schon länger stringent.