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„Sagt halt offen, was ihr denkt“

Rosmarie Pamer mit LH Arno Kompatscher

Die SVP-Bezirksobfrau im Burggrafenamt, Rosmarie Pamer, stellt den Vinschgern die Rute ins Fenster: Wenn sie nicht Julia Unterberger unterstützen, lassen die Meraner Abi Plangger im Regen stehen. Und sie legt Manfred Vallazza den Rücktritt nahe.

TAGESZEITUNG Online: Frau Pamer, sind auch Sie im Wahlkampf?

Rosmarie Pamer (lacht): Nein, ich bin in München mit meinen Männern. Im Urlaub.

Aber Sie hängen viel am Telefon?

Ja, wobei ich selbst relativ ruhig bin. Es gibt einstimmige Beschlüsse der beiden Bezirke …

… Burggrafenamt und Vinschgau …

Richtig, es ist ausgemacht, dass die Vinschger Julia Unterberger unterstützen und wir den Abi Plangger.

Kein gutes Gegengeschäft, der Vinschgau hat 43 Stimmrechte, Ihr Bezirk 101 …

Es ist so, wenn der Abi eine Chance haben will, dann braucht er unsere Stimmen, das habe ich dem Abi und dem Sepp Noggler auch noch einmal deutlich gesagt.

Sie haben zu Plangger und Noggler gesagt: Wenn der Vinschgau nicht Julia Unterberger unterstützt, dann werde Ihr Bezirk den Abi Plangger im Stechen mit Dieter Steger nicht unterstützen?

Genau! Ich habe gehört, dass der Noggler mit dem Martin Ganner durch den Vinschgau tourt. Daher habe ich Noggler eine SMS geschrieben, in der ich ihm klar gesagt habe: Ich erwarte mir, dass sich der Vinschgau an die getroffenen Abmachungen hält, denn wir können ihnen mehr geben als umgekehrt.

Rosmarie Pamer (Foto: FB)

In der SVP geht es drunter und drüber, der Obmann und der LH sagen aber in einer gemeinsamen Erklärung, alles sei Friede, Freude, Eierkuchen …

Die Verunsicherung in den Ortsgruppen ist natürlich groß, wenn man die verschiedenen Zeitungen liest. Für die Medien ist das auch toll, wenn sie im Sommerloch etwas zu schreiben haben. Aber mir geht es ausschließlich darum, dass man sich an die Abmachungen hält. Daher sage ich noch einmal in aller Deutlichkeit: Wenn der Abi eine Chance haben will, dann braucht er uns. Und ich habe Noggler und Plangger gesagt, dass ich mir erwarte, dass das, was wir ausgemacht haben, auch eingehalten wird.

Wenn nicht?

Wenn nicht? Wenn wir danach alles über den Haufen werfen, dann brauchen wir keine Gremien. Wir haben in den Bezirksleitungen einstimmige Beschlüsse gefasst, die einzuhalten sind. Dann kehrt in der Partei auch wieder Ruhe ein.

Wir erklären Sie sich den Umstand, dass die Ganner-Kandidatur erst im letzten Moment lanciert wurde?

Ich habe schon bei meiner Wahl zur Bezirksobfrau gespürt, dass Ganner sein Amt als Bezirksobmann gerne behalten hätte, damit er bessere Chancen auf einen Sitz in Rom hat. Man hat gemerkt, dass er nach Rom will, und als Bezirksobmann hätte er es auch viel leichter gehabt. Aber dass der Ganner jetzt über die Bauern-Schiene kommt, ist schon komisch. Er ist Anwalt, er ist nie und nimmer ein Bauern-Kandidat. Wenn es so ist, dass jeder ein Bauer ist, der einmal Heu eingetan hat, dann will auch ich eine Bauern-Kandidatin sein, ich bin ja auch auf einen Hof aufgewachsen. Ich will damit sagen: Wenn wir so tun wie der Ganner, dann sind wultipoll alle potentielle Bauern-Kandidaten.

Ganner gegen Unterberger: Wer wird das Rennen machen?

Ich bin relativ ruhig, dass die Julia es schaffen wird. Wenn die Bezirke, so wie vereinbart, zusammenstehen, dann klappt es. Aus den Rückmeldungen, die ich bekomme, höre ich eine große Zustimmung für sie heraus. Und man muss ganz ehrlich sagen: Die Julia hat unten in Rom super gearbeitet, sie hat sich ein tolles Netzwerk aufgebaut, und jeder, der von ihr Unterstützung gebraucht hat, hat diese auch bekommen. Wenn die Bauern jetzt hergehen und sagen, die Julia habe in den letzten fünf Jahren nie mit ihnen geredet, dann muss ich sagen: Ja, liebe Bauern, wieso habt ihr sie nie gefragt? Ihr hättet ja auch ein Wort sagen und fragen können: Bitte, Julia, hilf uns!

Giuseppe Conte mit Julia Unterberger (Foto: Karlheinz Sollbauer)

Warum ist Unterberger den Bauern ein Dorn im Auge?

Manchen ist sie zu liberal, zu links. Dass sie mit den konservativen Kräften in unserer Partei nichts zu tun hat, das mag stimmen. Aber muss man sie deswegen absageln? Wenn ich sehe, wie ein Franz Locher im Sarntal jetzt matscht und Stimmung gegen Unterberger macht, dann sage ich: Es riecht schon danach, dass nach der Jasmin Ladurner nun auch die Julia Unterberger abgesagelt werden soll. Die nächste werde dann ich sein (lacht).

Die Volkspartei eine Schlangengrube?

Ich habe den Eindruck, dass systematisch nach Leuten gesucht wird, die gewissen Kreisen im Wege stehen. Nehmen wir den Fall Jasmin Ladurner: Sie hat einen Fehler gemacht, aber bei ihr ist es um ein paar hundert Euro gegangen. Wenn ich mir jetzt ansehe, was der Vallazza gemacht hat …

… Sie sprechen die Bau-Affäre von Manfred Vallazza an, der laut einem Gerichtsurteil die öffentliche Hand um 100.000 Euro erleichtert hat …

Ja, wenn ich mir den Fall Vallazza anschaue, dann sage ich: Der müsste geschwind zusammenpacken! Das, was er getan hat, ist tausend Mal schlimmer als der Fall Ladurner. Das ist ja ein Wahnsinn! Der Vallazza müsste sofort sagen: Ich trete zurück.

Bei den Machtspielen im Edelweiß geht es darum, den Landeshauptmann zu schwächen?

Ich weiß es nicht, ich muss aber sagen: Die Gehässigkeit der Bauernlobby ist sehr groß. Das hat man in der Bettenstopp-Geschichte gesehen. Das ist wirklich schade. Auch da gab es einstimmige Beschlüsse und danach gehen einige her und sticheln. Ich habe es selbst erlebt: In den Gremien stimmen die Leute mit, und beim Hinausgehen sagen sie, die Sache ist noch nicht gegessen. Ich habe den Eindruck, dass einige Parteimitglieder einfach einen Spaß daran haben, ständig zu sticheln. Das ist schade, denn das Ganze geht auf Kosten der Partei.

Wie meinen Sie das?

Schauen Sie: Wir draußen in der Basis tun alles, damit die Stimmung besser wird. Die Manöver beim Bettenstopp und der Fall Vallazza schaden der Partei. Ich bin schockiert, dass es in der Partei offensichtlich Leute gibt, denen es komplett Wurst ist, wie die Partei dasteht. Das macht mich traurig. Ich bin seit 25 Jahren in der Partei, und ich finde es schade, dass man Harmonie vortäuscht und dann hintenrum agiert …

Philipp Achammer und Martin Ganner

Sie meinen wieder den Fall Ganner?

Ja, genau die Leute, die Ganner nominiert haben, haben vorher entweder für Unterberger gestimmt oder sind nicht zur Sitzung gekommen. Hätten diese Leute nicht schon früher aufstehen und sagen können: Passt auf, uns passt die Julia nicht, wir möchten den Ganner aufstellen? Nehmen wir den Michael Kaufmann aus Naturns …

… den Obmann des SVP-Bezirkslandwirtschaftsausschusses, der Ganner vorgeschlagen hat

Ja. Kaufmann war bei der Sitzung. Und als Mann sollte man schon die Schneid‘ haben aufzustehen und zu sagen: Wir wollen den Ganner. Wenn man in den Gremien einstimmige Beschlüsse fasst und danach hintenherum werkelt, dann geht mir das auf die Nerven. Die Leute sollen halt offen reden! Ist das ein Problem?

Sie sind eine der wenigen Exponenten der Volkspartei, die sagen, was Sie denken?

Mir geht es ausschließlich um das Wohl der Partei, ich mag diese Spielchen im Hintergrund nicht. Wir haben bei den Nominierungen versucht, alles offen und transparent zu machen. Dass Leute dann nicht zur Sitzung hingehen oder nach der Sitzung so tun, als ob sie nicht dabeigewesen wären, das stört mich. Oschpele, sagt halt offen, was ihr denkt!

Zurück zur Abstimmung. Sie glauben, also, dass sich die Vinschger an die Abmachung halten und Unterberger unterstützen?

Ich habe Noggler geschrieben, dass er und sein Bezirk sich an die Abmachungen halten sollten …

Wenn nicht?

Die Vinschger wissen, dass sie mehr zu verlieren haben als wir.

Albrecht Plangger

Die Antwort?

Ich habe klare Signale erhalten, dass sich die Vinschger an die Abmachungen halten werden. Andererseits ist es ein gutes Recht vom Martin Ganner, für sich zu werben. Was mich stört ist, dass vieles hintenrum geschieht. Jeder hat das Recht, eine Kandidatur zu kritisieren, aber man sollte dies offen tun.

Sie glauben, dass Unterberger gegen Ganner gewinnt?

Wir halten uns an das, was ausgemacht war. Ich bin sehr ruhig und denke, dass es eine große Mehrheit für Unterberger geben wird. Ich täte mich schon schwer täuschen, wenn es anders kommen sollte. Aber sicher: Es herrscht viel Nervosität. Gerade deswegen habe ich die Ortsobleute und die Bürgermeister noch einmal ausdrücklich ersucht, sich an die Abmachungen zu halten. Es geht schließlich auch um die Frauen in der Partei …

Wie meinen Sie das?

Ich habe Anrufe von besorgten Frauen vom Ritten, aus dem Sarntal usw. bekommen, die sehr, sehr besorgt sind. Sie sagen: Wir riskieren, einen sicheren Sitz für eine Frau zu verlieren, denn sollte Ganner gewinnen, ist es ziemlich unsicher, dass die Frau, die dann im Wahlkreis Bozen-Unterland aufgestellt werden soll, gewählt wird. Die Frauen, die mich angerufen haben, sagen: Wir verzichten auf einen sicheren Sitz für eine Frau und lassen uns mit einem Schleudersitz abspeisen. Das ist frauenpolitischer Wahnsinn. Ich habe daher unsere Bezirksfrauen-Chefin gebeten, auch bei Renate Gebhard zu intervenieren. Denn die Frauen in der Basis machen sich große Sorgen.

Interview: Artur Oberhofer

 

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