„Erneute Pandemie ist möglich“
Elke Maria Erne, Primarin der Abteilung für Infektionskrankheiten am Krankenhaus Bozen, erklärt, wer die Affenpockenimpfung erhalten soll – und sie appelliert an die Eigenverantwortung der Bürger.
Tageszeitung: Frau Erne, zurzeit sind die Affenpocken in aller Munde. Wie gefährlich ist eine Affenpockeninfektion?
Elke Maria Erne: Grundsätzlich ist eine derartige Infektion nicht sehr gefährlich, sondern wird meist als leicht bis moderat eingestuft. Die Symptome sind normalerweise leicht und lassen nach etwa drei Wochen wieder nach.
Trotz der scheinbar nicht so großen Gefahrenlage haben die USA den nationalen und die WHO den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Wie können Sie sich das erklären?
Das ist durch die jüngsten Ereignisse in der Coronapandemie erklärbar. Nach allem, was in den letzten beiden Jahren passiert ist, ist nun ein neues Virus aufgekommen, welches sich in ganz Europa und Amerika stark ausbreitet. Deshalb muss man darüber nachdenken, was bereits passiert ist und was noch passieren könnte. Natürlich handelt es sich dabei um ein völlig anderes Virus, das wir schon lange kennen, ein völlig anderes Krankheitsbild und es gibt bereits eine Impfung. Trotzdem ist es vom epidemiologischen Punkt gesehen eine vergleichbare Situation in Europa und darüber hinaus. Überall kommen neue Fälle auf, die Verbreitung ist auf alle Fälle akut.
Besteht die Gefahr einer erneuten Pandemie?
Grundsätzlich könnte es dazu kommen. Der Begriff Pandemie wird zurzeit jedoch mit hohen Fallzahlen und vielen Toten assoziiert. Allgemein bedeutet das Wort Pandemie allerdings lediglich, dass sich ein Virus über mehrere Kontinente ausgebreitet und alle Länder erreicht hat. Deshalb spricht man bei den Affenpocken möglicherweise irgendwann von einer Pandemie, weil die Ausbreitung des Virus so groß ist.
Wie wird die Infektion übertragen?
Meistens erfolgt die Übertragung durch direkten Kontakt von Haut zu Haut. Das Hauptsymptom der Infektion sind ein Hautausschlag in Form von Bläschen. Deshalb kann das Virus auch über Gegenstände weitergegeben werden, was meistens durch die Benutzung derselben Bettlaken passiert. Auch die Übertragung über Droplets, also Atemtröpfchen, ist möglich. Dafür muss der Abstand zwischen den Personen jedoch viel geringer sein als beispielweise für die Übertragung des Coronavirus. Die hauptsächliche Übertragung geschieht jedoch durch direkten Kontakt mit infizierten Personen, deren Körperflüssigkeiten und den Flüssigkeiten aus den Hautbläschen.
Wie verläuft die Krankheit?
Die ausschlagartigen Bläschen auf der Haut sind das Hauptsymptom, jedoch kann es auch zu Fieber, zum Anschwellen der Lymphknoten und zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl kommen. Die derzeit zu beobachtenden Fälle sind eher atypisch, da der Ausschlag bei den meisten nicht über den gesamten Körper verteilt ist, sondern sich auf den Genitalbereich beschränkt.
Italien hat mit der Verteilung des Affenpocken-Impfstoffes begonnen. Wird dieser in Südtirol bereits verimpft?
Den Impfstoff Imvanex gibt es bereits seit 2013, für uns ist er jedoch relativ neu, da wir ihn noch nie benutzt haben. Er wurde von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA und der italienischen Arzneimittelbehörde AIFA eingeführt und sollte nun bald vom italienischen Gesundheitsministerium an die verschiedenen Regionen geliefert werden. Die ersten Lieferungen erhalten die Regionen mit den meisten Fällen, also beispielsweise die Lombardei und der Veneto.
Wer sollte sich impfen lassen?
In erster Linie Menschen, die zu den Risikogruppen zählen. Der Fokus sollte auf diesen Gruppen liegen, auch weil sie meist für die Ausbreitung des Virus verantwortlich sind. Da die Infektion sehr oft über das Sexualverhalten übertragen wird, gehören zur Risikogruppe alle, die sehr viel Sexualkontakt mit verschiedenen Partnern haben. Insbesondere wenn der Sexualverkehr ungeschützt ist. Auch das Sanitäts- und Laborpersonal, das mit dem Virus in Kontakt kommen könnte, sollte sogleich geimpft werden. Die Impfung ist jedoch freiwillig und zurzeit ist keine generelle Impfung für die gesamte Bevölkerung geplant.
Gehören auch ältere Personen zu den Risikogruppen?
Eigentlich nicht. Da das Virus zurzeit in erster Linie über Geschlechtsverkehr übertragen wird, sind ältere Personen eher etwas davon ausgeschlossen. In Europa gab es bisher einen Todesfall aufgrund von Affenpocken. Dabei handelte es sich um eine Person mit Vorerkrankungen. Das Prinzip ist bei allen Virusinfektionen dasselbe: Menschen, die fragil sind oder ein beeinträchtigtes Immunsystem haben, haben einen schwereren Verlauf.
Schützt die Pockenschutzimpfung gegen eine Affenpockeninfektion?
Es gibt eine gewisse Kreuzsicherheit, also scheint ein bestimmter Schutz durch eine Pockenschutzimpfung gewährleistet. Das Problem ist jedoch, dass man noch nicht weiß, wie groß dieser Schutz tatsächlich ist. Zudem haben die Personen, die zurzeit zu den Hauptrisikogruppen zählen, die Pockenschutzimpfung nicht erhalten, da sie dafür zu jung sind. Grundsätzlich sollten Personen, die ein Risikoverhalten aufweisen, die Affenpockenimpfung in Anspruch nehmen, auch wenn sie bereits gegen das Pockenvirus geimpft wurden.
Wie schätzen Sie die Situation in Südtirol zukünftig ein?
In Südtirol gab es bisher nur einen Fall. Die Person wurde hier auf meiner Abteilung behandelt und hat den Verlauf gut überstanden. Eine Einschätzung für zukünftige Tendenzen fällt mir schwer, da wir nicht wissen, was in der Bevölkerung selbst passiert. Anfangs war die Panik relativ groß, doch mittlerweile können die Menschen die Gefahr besser einschätzen. Grundsätzlich wird es bei uns nicht so viele Infektionen geben, wie in den Großstädten, wo die Anzahl der Fälle sehr hoch ist. Eine Panikmache ist jedenfalls nicht die Lösung. Stattdessen sollten die infizierten Personen selbst darauf achten, dass sie niemanden anstecken, indem sie sich in Eigenisolation begeben und sich nicht mit anderen Personen in einem Raum aufhalten. Die üblichen Schutzmaßnahmen sollten selber ausgeführt werden. Ich setze in diesem Fall auf die Eigenverantwortung der Bürger.
Interview: Franziska Mayr
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Kommentare (1)
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andreas1234567
Hallo zum Sonntag,
da mag man um den heissen Brei herumreden wie man will aber massiv aufgekommen ist das ganze Theater im Frühsommer weil es auf Gran Canaria die sogenannte Maspalomas Pride Anfang Mai gegeben hatte.Mit zehntausenden Teilnehmern aus ganz Europa..
Die Infizierten wurden dann als „Einzelreisende Herren nach Reiserückkehr, Einzelreisende mit Exposition im Ausland oder Reisende mit wechselnden Sexualkontakten“ umschrieben.
Und die Einladung für die „Winterparty“ ist schon draussen, einfach nach Maspalomas Winter Pride suchen, das soll Anfang November stattfinden..
Da gibt es 0 Einsicht oder etwas Nachdenklichkeit oder sieht jemand auf der „Einladung“ irgendwo einen Hinweis auf Vorsicht oder Mässigung?
Vielleicht möchte die Frau Primaren Anfang November einen Infostand am Flughafen Las Palmas aufbauen und dort zielgerichtet beraten?
Ich nehme mir von diesem Theater genau Nullkommanull an, da kann WHO und USA Alarmstufe Rot schreien wie sie wollen und wenn Anfang Dezember völlig überraschend eine Winterwelle unter reisefreudigen Einzelherren grassiert dann sollte man sich mit den Veranstaltern dieser „Events“ in Sachen Entschädigung ins Benehmen setzen..
Gruss zum Sonntag