Die Forschungsoffensive
Die Forschungskooperation im deutschen Sprachraum stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung im Landhaus in Bozen, bei der das Land Kooperationsvereinbarungen mit DFG und SNF unterzeichnet hat.
Um Forschung und Innovation verstärkt zu fördern, baue das Land Südtirol seit einigen Jahren verstärkt auf seine autonomen Zuständigkeiten.
Das erklärte Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher mit Verweis auf die Forschungsoffensive Südtirol, welche die Landesregierung Ende 2017 beschlossen hatte und die Intensivierung und Internationalisierung der Forschungstätigkeit an den Südtiroler Forschungseinrichtungen in den Mittelpunkt stelle.
Da es in Italien keine systematische Förderung für wissenschaftliche Forschungsprojekte und bis heute auch keinen Wissenschaftsfonds gebe und Südtirols Forschungseinrichtungen, mit Ausnahme der Freien Universität Bozen oder des Sanitätsbetriebs, von ministeriellen Förderungen meist ausgeschlossen sind, setze das Land im Bereich der Forschungsförderung und insbesondere bei der Begutachtung integrierter bilateraler Forschungsprojekte auf anerkannte Partner.
So gibt es seit 2018 eine Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Wissenschaftsfonds und seit 2020 mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und dem Luxemburgischen Nationalfonds (FNR).
Forschungsförderung: Vier Kooperationspartner
Im Landhaus in Bozen wurde vor wenigen Tagen die Fortführung der Kooperationsvereinbarungen mit DFG und SNF besiegelt.
Das neue, bis zum 31. Dezember 2026 gültige Abkommen mit der DFG unterzeichnete neben Südtirols Landeshauptmann die Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft und Direktorin der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie an der Charité Berlin, Britta Siegmund. Die Vereinbarung mit dem Schweizerischen Nationalfonds für eine Zusammenarbeit bis Ende 2027 war bereits vom Präsidenten des Forschungsrats des SNF, Matthias Egger, und SNF-Direktorin Angelika Kalt signiert worden; heute überbrachte die Leiterin der Abteilung Forschungsförderung-Projekte, Simona Berardi Vilei, das Dokument dem Landeshauptmann zum Gegenzeichnen.
Die Unterzeichnung der Kooperationsabkommen und die Anwesenheit von hochrangigen Vertretenden der genannten Wissenschaftsfonds in Bozen bot den Rahmen, um Bilanz über Südtirols Kooperationen zur Forschungsförderung zu ziehen, aber auch um die Forschungskooperationen im deutschen Sprachraum insgesamt unter die Lupe zu nehmen. Vertreten war bei der Veranstaltung auch der österreichische Wissenschaftsfonds FWF, und zwar durch den Vizepräsidenten Georg Kaser.
Einblicke in die konkrete Zusammenarbeit der Eurac und der Freien Universität Bozen mit ausländischen Forschungseinrichtungen boten der Präsident der Euarc, Roland Psenner, und der Vizerektor für Forschung der Freien Universitär Bozen, Johann Gamper. Im Anschluss wurden acht der insgesamt fünfzehn bereits bewilligten und geförderten grenzüberschreitenden Forschungsprojekte von den beteiligten Forschenden, von denen einige eigens aus dem Ausland angereist sind, kurz vorgestellt.
Grenzüberschreitende Antworten auf grenzüberschreitende Fragen
Alle Beteiligten hoben hervor, wie wichtig die Vernetzung der Forschungseinrichtungen in der modernen Wissenschaft geworden sei: Dies gelte sowohl fächerübergreifend innerhalb der Länder als auch im europäischen Raum über die Grenzen hinweg. Ein praktischer Vorteil liege zudem darin, dass Kooperationsabkommen dieser Art den Forschenden einen flexiblen, planbaren Zugang mit sehr geringem bürokratischem Aufwand ermöglichen.
Britta Siegmund sprach von einer „Erfolgsgeschichte dieser bi- und multilateralen Netzwerke, die weiterhin ein Motor der europäischen Forschungsentwicklung sein werden“. Beispiele wie Klimawandel, Pandemie oder demographischer Wandel würden zeigen, dass man gemeinsam schneller und effizienter Antworten auf drängende Fragen finde: „Es ist besser, diese Herausforderungen gemeinsam anzugehen als alleine.“
Simona Berardi Vilei verglich die Schweiz mit Südtirol: „Beide Länder sind klein und vielsprachig. Zusammenarbeit hilft, um die Forschungsqualität hochzuhalten und in Europa stark zu sein.“ Laut Berardi Vilei beweisen die vielen Ansuchen und Rückmeldungen aus Schweizer Forschungseinrichtungen: „Es besteht ein großer Wunsch, mit Südtirol zusammenzuarbeiten.“
Bisher 129 Projektanträge
Seit Anlaufen dieser neuen Förderschiene Anfang 2019 sind insgesamt 129 Projektanträge mit Südtiroler Beteiligung bei FWF, SNF, DFG und FNR eingegangen. Von den 97 bereits begutachteten Projektanträgen sind 15 als herausragend bewertet und demnach zur Förderung zugelassen worden, was einer Förderquote von 15,5 Prozent entspricht, exzellenter internationaler Durchschnitt, liegt die Förderquote beispielsweise bei EU-Programmen oft sogar unter zehn Prozent. 32 bereits eingereichte Projekte befinden sich noch in Begutachtung. Weitere Anträge können laufend gestellt werden.
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