„Werden im Stich gelassen“
Die Landesregierung lässt mit einer Entscheidung über eine Verlängerung der Konzession für die Schottergrube St. Florian weiter auf sich warten. Auch der Betreiber zeigt sich enttäuscht.
von Markus Rufin
Jede Woche blicken viele Neumarkter gespannt auf die Tagesordnung der Landesregierung. Denn bei jeder neuen Sitzung könnte es so weit sein, dass eine Entscheidung über die Schottergrube bei St. Florian gefällt wird.
Zur Erinnerung: Wegen archäologischer Funde Anfang 2018 musste der Schotterabbau vor einigen Jahren gestoppt werden. Das führte dazu, dass der Besitzer um eine Verlängerung der Konzession bis 2030 angesucht hat, da er in den vergangenen Jahren keinen Schotter abbauen konnte.
Am 7. September läuft die Konzession aus. In weniger als einem Monat, aber noch immer steht keine Entscheidung fest. Bereits in der vergangenen Woche berichtet die TAGESZEITUNG über die Frustration der Anrainer, dass die Landesregierung noch kein klares Bekenntnis abgegeben hat, obwohl es mehrmals versprochen wurde, dass die Konzession nicht verlängert wird und es auch diverse Initiativen wie Beschlussanträge und Unterschriftenaktionen gegen eine Verlängerung gab.
Doch nicht nur die Anrainer, auch der Betreiber, Valentin Brunner, ist von der Landesregierung enttäuscht: „Wir tappen völlig im Dunkeln, wir wissen nicht, wie die Entscheidung der Landesregierung ausfallen könnte.“
Nur eines steht fest: Sollte bis zum 7. September keine Entscheidung fallen, so muss Brunner sofort seine Maschinen abziehen und die Grube schließen. Im Extremfall müsse er sogar 30 Mitarbeiter entlassen.
Gerade weil Brunner bereits vor einem Jahr um eine Verlängerung angesucht hat, ärgert er sich: „Ich wurde von der Politik im Stich gelassen, ich habe seit einem Jahr keine einzige Nachricht bekommen, es gab immer nur Kritik.“
Dabei warnt Brunner die Unterlandler Bevölkerung vor der Schließung der Schottergrube: „Wir sind die einzigen, die im Unterland Schotter abbauen. Wenn wir schließen, dann werden alle Lkw, die zu uns gekommen sind, werden diese durch Laag und Salurn fahren müssen, weil sie ihren Schotter im Trentino holen müssen.“
Die Lkw seien eineinhalb Stunden länger unterwegs, auch aus Sicht der Nachhaltigkeit sei das nicht sinnvoll, meint der Betreiber der Schottergrube: „Jeder will alles haben, aber es darf ja nicht vor seiner Haustür sein. Die Landesregierung wird irgendwann durchgreifen müssen, wenn man weiterhin Häuser und Straßen bauen will.“ Brunner behauptet außerdem, dass sich die Belastung durch Lärm und Staub in Grenzen halte.
Man merkt: Je länger sich die Entscheidung der Landesregierung hinauszieht, desto angespannter sin die Nerven in Neumarkt. Ist erstmal eine Entscheidung getroffen, wird eine der beiden Parteien vor vollendenten Tatsachen gestellt.
Doch warum gibt es noch immer keine Entscheidung? Landesrat Philipp Achammer erklärt, man warte noch auf eine Klärung des Landesdenkmalamtes, denn es brauche eine Vereinbarung wegen laufender Grabungsarbeiten. Gleichzeitig kündigt er an, dass alles „in Kürze abgeschlossen sein müsste“ – allerdings nicht zum ersten Mal.
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Kommentare (6)
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andreas
Heutzutage scheint das Wichtigste zu sein, sich mal über irgendwas zu beklagen und sei es die Schottergrube, von welcher viele sicher nicht mal betroffen sind, siehe Flughafen.
Auch dort ist es den Anrainern teilweise egal, der Sepp vom Reschen oder der Luis aus Bruneck meinen sich aber darüber aufregen zu müssen.
Wirtschaftliche Tätigkeiten sind nun mal notwendig, manche scheinen aber anzunehmen, dass ihre Mimositäten über allem stehen müssen.
gorgo
Das geht dich nix an, Bozner.
Wenn es seit Jahren Initiativen der örtlichen Bevölkerung gibt, dann vermutlich nicht ohne Grund und sie sollte nicht länger hingehalten werden.
Der Unternehmer kann natürlich weiter hoffen und dann so tun als ob es ihn kalt erwischt.
Geschlossen wurde für die Notgrabungen im übrigen nur ein kleiner Teil.
romy1988
Die Mühlen beim Land mahlen langsam – wie immer und überall in Italien.