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Steger muss zittern

Die mögliche Kandidatur der Freiheitlichen Ulli Mair im Senatswahlkreis Meran sorgt innerhalb der Lega für Unmut. In der SVP muss Dieter Steger um einen Listenplatz bangen.

von Matthias Kofler

Das für heute geplante Treffen zwischen der Freiheitlichen Ulli Mair und Lega-Vizechef Roberto Calderoli in Mailand, bei dem über eine Allianz für die Parlamentswahlen verhandelt werden sollte, musste kurzfristig auf Anfang nächster Woche verschoben werden. Grund sind Verpflichtungen Calderolis im Senat. Außerdem will der „Carroccio“ erst die Verhandlungen im Mitte-Rechts-Lager über die Verteilung der Wahlkreise abwarten, die am heutigen Abend stattfinden. Ulli Mair bekräftigt ihr Interesse an einer gemeinsamen Kandidatur mit der Lega, voraussichtlich als Unabhängige auf der Lega-Liste. Die Freiheitliche würde vor allem der Senatswahlkreis Meran reizen, wo sie sich mit der „linken“ SVP-Senatorin Julia Unterberger duellieren könnte. Derzeit seien dies aber nur Hypothesen, Entscheidungen seien noch keine gefallen, betont die Landtagsabgeordnete, die in engem Austausch mit dem Südtiroler Lega-Kommissar Giuliano Vettorato steht.

Im Falle eines Duells Unterberger-Mair würden zwei Weltbilder aufeinandertreffen: auf der einen Seite die progressive, dem PD und 5-Sterne-Chef Giuseppe Conte nahestehende Senatorin, auf der anderen die für einen härteren und entschiedeneren Kurs in der Einwanderungsfrage kämpfende und sich selbst dem rechten Polit-Lager zuordnende F-Politikerin.

Allerdings stößt der Flirt mit Ulli Mair innerhalb des „Carroccio“, dem Koalitionspartner der SVP auf Landesebene, nicht nur auf Begeisterung. Insbesondere in Bozen und Meran regt sich bereits Widerstand gegen eine Kandidatur der Freiheitlichen Landtagsabgeordneten. Dort erinnert man daran, dass sich die Blauen seit Beginn der Legislaturperiode auf die Lega eingeschossen hätten und offensiv gegen die Landesräte Massimo Bessone und Giuiano Vettorato arbeiten würden. Außerdem seien die Freiheitlichen in Meran nicht imstande gewesen, einen Sitz im Gemeinderat zu erzielen. „Wenn wir in einem Bündnis mit den Freiheitlichen antreten, wird uns das Stimmen auf der italienischen Seite kosten“, prognostiziert ein Lega-Funktionär. Außerdem würde Ulli Mair – die Vorkämpferin für den Südtiroler Freistaat – ausgerechnet Landtagspräsidentin Rita Mattei den Platz wegnehmen, die selbst im Senatswahlkreis Meran antreten will. Heute wird Federico Bricolo, der Lega-Wahlkampfleiter, in Bozen erwartet, um die Basis auf den Urnengang am 25. September einzuschwören. Die Lega-Gemeinderäte in Bozen gehen davon aus, dass ihre Partei bis nach den Wahlen und möglicherweise auch darüber hinaus direkt von Mailand aus kommissarisch verwaltet wird. Matteo Salvini habe Giuliano Vettoratos Rolle im SAD-Skandal und im Zusammenhang mit „erfundenen“ Parteimitgliedschaften nicht goutiert, sagt ein Bozner Gemeinderat im Hintergrundgespräch.

In der SVP bangt Dieter Steger um einen Listenplatz. Der Senator liebäugelte lange Zeit mit dem Gedanken, sich in einer Stichwahl mit Julia Unterberger um den Senatswahlkreis Meran zu duellieren. Parteifreunde rieten ihm aber von dem aussichtlos erscheinenden Unterfangen ab. In der Sitzung des Parteiausschusses am Montag teilte der Bozner Bezirksobmann mit, nicht mehr für den Senat kandidieren zu wollen. Es bleibt ihm nur mehr die Abgeordnetenkammer. Dort haben sich jedoch mit Albrecht Plangger (Verhältniswahl) und Manfred Schullian (Wahlkreis Süd) die beiden Platzhirsche in Stellung gebracht. Steger hat bis Mitte kommender Woche Zeit zu entscheiden, für welchen Listenplatz er sich bewerben will. „Steger hätte ein aufgelegtes Spiel gehabt, wenn er von Anfang an gesagt hätte, dass er für die Landesliste für die Kammer kandidieren will. In der Zwischenzeit haben sich Plangger und Schullian gut aufstellen können. Jetzt hängt Steger total in der Luft“, bringt es ein Parteileitungsmitglied auf den Punkt.

Der ehemalige Landtagspräsident ist in Erklärungsnot geraten: Während sein eigener Bezirk energisch auf eine eigenständige Kandidatur im Senatswahlkreis Bozen-Unterland drängt, zieht der Obmann dem „Schleudersitz“ im mehrheitlich italienischen Bezirk einen sicheren Sitz in der Kammer vor. Bei einer Stichwahl gegen Schullian um den Wahlkreis Süd müsste Steger damit rechnen, dass sich die Bauern und das Unterland geschlossen auf die Seite seines Widersachers stellen werden. Auch in Bozen, wo er den Atem der Familie Rizzoli im Nacken spürt, ist Steger nicht unumstritten. Dafür ist der Senator ein Meister im Schmieden von Bündnissen. Eine Stärke, die ihm seinen Sitz in Rom retten könnte.

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