Du befindest dich hier: Home » News » „Würde nicht warten“

„Würde nicht warten“

Foto: sabes/123rf

In knapp einem Monat soll ein neuer Omikron-Impfstoff auf den Markt kommen. Der Impfkoordinator Patrick Franzoni erklärt, welche Vorteile er sich davon erhofft.

Tageszeitung: Herr Franzoni, der US-Konzern Moderna hat angekündigt, bald einen neuen angepassten Corona-Impfstoff gegen die Omikron-Variante bereitzustellen. Wann soll diese Impfung kommen?

Patrick Franzoni: Es ist ein langer Weg von der Produktion über die Zulassung bis hin zur Verfügbarkeit eines Impfstoffes. Das benötigt eine gewisse Zeit. Moderna hat bereits alle ausgearbeiteten Studien an die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zur Überprüfung geschickt. Man rechnet Anfang September mit der offiziellen Zulassung.

Wie ist der neue Impfstoff aufgebaut?

Im Grunde genommen ist er gleich aufgebaut wie der alte. Eine Hälfte des mRNA-Impfstoffes ist gleichgeblieben, die Spike-Proteine der anderen Hälfte wurden an die Omikron-Variante BA.1 angepasst. Der neue Impfstoff wird uns deshalb hinsichtlich der Ansteckung sicherlich einen Vorteil geben – das gilt speziell für die Omikron-Variante. Der derzeitige Impfstoff ist trotzdem immer noch im Stande, schwerere Krankheitsverläufe sowie Krankenhausaufenthalte auf der Intensivstation zu verhindern.

Ist der aktuelle Impfstoff also gut genug?

Ja, mit Hilfe der Impfung ist es uns gelungen, die Krankenhäuser nicht mit einer übermäßig großen Anzahl an Covid-Patienten zu belasten. Sie können sich wieder auf ihre Kerntätigkeit konzentrieren. Ziel ist es, die langen Wartelisten von Operationen und Untersuchungen, welche sich in den letzten 28 Monaten seit der Pandemie angesammelt haben, im Herbst und Winter möglichst schnell aufzuarbeiten.

Kann die Omikron-Impfung auch als vierte Impfung herhalten?

Ja, sie ist auch als Booster-Impfung vorgesehen.

Wem empfehlen Sie die vierte Impfung mit dem angepassten Impfstoff?

Hier sind sich auch die internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaften noch nicht einig. Im Moment scheint es allerdings unwahrscheinlich, dass nochmal die ganze Bevölkerung zur vierten Impfung aufgerufen wird. Jedoch ist es wichtig, dass vor allem über 60-Jährige sowie alle Personen ab zwölf Jahren mit einem schweren Krankheitsbild jetzt die Impfung mit dem aktuellen Impfstoff machen, um sich keinem unnötigen Risiko auszusetzen. Es ist gut, wenn dann auch der neue Impfstoff kommt, aber die eben genannte Personengruppe sollte nicht so lange darauf warten, sondern sich sofort schützen. Das Virus zirkuliert extrem schnell und die BA.5 Variante ist zudem sehr ansteckend. Der Impfstoff für diese Variante ist gerade in Ausarbeitung und wird nicht vor Ende Oktober bei uns verfügbar sein. Bis dahin werden wir sicherlich wieder eine andere Sub-Variante von Omikron haben. Der Impfstoff, der im Moment zur Verfügung steht, ist ein wichtiger Bestandteil der Sicherheitsstellung einer geimpften Person. Es ist also absolut nicht notwendig, auf den anderen Impfstoff zu warten.

In Südtirol hat sich mittlerweile die BA.5-Variante durchgesetzt, die neue Impfung ist jedoch auf die BA.1-Variante ausgelegt und wird vermutlich erst im Oktober verfügbar sein. Ist sie dann noch effizient oder wird sie bereits veraltet sein?

Natürlich ist sie effizient. Und sie wird auch nicht veraltet sein, nur weil sie nicht mehr der aktuellsten Variante entspricht. Jedoch hat man einen Verlust hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken. Das bedeutet, wer im Februar positiv auf die BA.1-Variante getestet wurde, kann sich jetzt mit der BA.5-Variante anstecken. Das kann selbst der angepasste Impfstoff nicht vermeiden. Allerdings ist man vor dem Verlauf der Krankheit geschützt, indem man beispielsweise weniger Symptome hat. Man kann also nicht sagen, dass die Impfung im Oktober veraltet sein wird. Selbst die erste Impfung vom Februar 2020 ist immer noch wirksam. Es wird nie möglich sein, eine Impfung der aktuellsten Variante herzustellen, weil das Virus zu schnell mutiert. Es sucht sich Schlupflöcher – zwar nicht, um die Menschen schwer krank zu machen, aber um sie anzustecken. Dank der Impfung haben die meisten nur mehr einen leichten Verlauf. Dafür wurde sie überhaupt erst hergestellt.

Interview: Sylvie Debelyak

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (25)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

Du musst dich EINLOGGEN um die Kommentare zu lesen.

2025 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen