Nur ein Scheingefecht?
Der Landtagsabgeordnete Peter Faistnauer kritisiert, dass die Mehrheit mit dem Bettenstopp das eigentliche Problem überhaupt nicht bekämpfe.
Zum wiederholten Mal intensiv diskutiert wurde im Landtag bei der Artikeldebatte zu Artikel 8 des Omnibus-Gesetz. In seiner Redezeit verweist der Abgeordnete Peter Faistnauer, Landtagsfraktion Perspektiven Für Südtirol, auf Zahlen, die eine deutliche Sprache sprechen. Dabei stellt sich die Frage, ob das, was hier von der Mehrheit durchgewinkt wird, ein Bettenstop oder vielmehr eine Bettenvermehrung ist.
Einschränkungen im Tourismus seien notwendig, ja überfällig. Doch hier tue eine Differenzierung Not. „Gewaltige Unterschiede zeichnen sich zwischen Bettenburgen und Airbnb einerseits und Privatzimmervermieter, UaB sowie nachhaltig arbeitenden Betriebe andererseits ab. Über Jahre hat die Landesregierung mit der Genehmigung von Bettenburgen mit 400, 500 oder 600 Betten eine Fehlentwicklungen gefördert. Den ausufernden Bautätigkeiten und dem ,Overtourismus‘ soll die Einführung der Betten-Obergrenze nun entgegenwirken, so zumindest die Theorie“, erklärt Faistnauer.
Hierzu könne es nützlich sein, sich einige Zahlen in Erinnerung zu rufen: 1985 hatte Südtirol einen Bestand von 229.000 Betten, woraufhin ein Bettenstop bis 1997 aufrecht war, als ein Tiefstand von 210.525 erreicht wurde. Schaut man in der Entwicklung weiter, so waren es 2004 214.430 Betten, 2012 220.595, 2020 228.951 – letztens folglich ein Plus von 8.000 Betten in 8 Jahren, im Schnitt also 1.000 Betten pro Jahr.
„Wird nun von einer Bettenbremse gesprochen, stellt sich die dringende Frage, wie lange wohl der diesbezügliche Bremsweg ist, um zu einer Obergrenze zu gelange, deren maximale Höhe von 245.000 bis 250.000, vielleicht sogar 255.000 Betten reichen kann“, so der Landtagsabgeordnete. Demnach erschließe sich ein Kontingent von 25.000 Betten, somit 25 Jahren weiteren Wachstums von je 1.000 Betten pro Jahr, wenn man als Berechnungsgrundlage die vergangenen Jahre wie veranschaulicht hernimmt. Nicht zuletzt sei hinterfragt, wie die Betten dieses Kontingents heute auf die unterschiedlichen Kategorien verteilt werden gegenüber 1997. Die Entwicklung im oberen Segment sei bekannt, genauso wie jene im 1-2* Bereich.
„Denn wer wird in den nächsten Jahren noch investieren können, aufgrund gestiegener Rohstoffpreise, steigender Zinslast und mangelnden FacharbeiterInnen?“, fragt sich Faistnauer. Es bestehe die Gefahr von weiterem Wachstum im Luxussegment, während die landestypischen klein strukturierten Betriebe auf der Strecke bleiben.
„Kann ein Abgeordneter einer Obergrenze zustimmen, zu der noch gänzlich unbekannt ist, wo das Betten-Glücksrad stehen bleibt, sprich wie hoch die ,Obergrenze‘ morgen sein wird? Eine sogenannte Bettenobergrenze kann nur gekoppelt mit dem damit verbundenen Verbrauch von Ressourcen wie beispielsweise Art der Baumaterialien und Wasserverbrauch funktionieren“, so der Abgeordnete Peter Faistnauer.
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Kommentare (6)
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@alice.it
……zumindest das Beitrags-Glücksrad wird sich für die Bauern gleich einem Perpetuum Mobile ewig drehen!
brutus
…warum glaubst du, kannst du Lebensmittel auf Ramschniveau kaufen?
tirolersepp
Als Perpetuum mobile (lat. ‚sich ständig Bewegendes‘, Mehrzahl Perpetua mobilia) werden unterschiedliche Kategorien ausgedachter, nicht existierender Geräte bezeichnet, die – einmal in Gang gesetzt – ohne weitere Energiezufuhr ewig in Bewegung bleiben und dabei je nach zu Grunde gelegter Definition möglicherweise auch noch Arbeit verrichten sollen. Allen ist gemeinsam, dass sie mindestens einem thermodynamischen Hauptsatz widersprechen und deshalb nicht realisierbar sind.