„Bleibt der Bezugspunkt“
Christine Zelger, Direktorin des Gesundheitsbezirks Brixen, betont, dass eine Schließung des Krankenhauses außer Frage steht.
Die Direktorin des Gesundheitsbezirks Brixen, Christine Zelger, stellt im Zusammenhang mit den letzthin erschienenen Medienberichten zu den Sorgen um das Krankenhaus Sterzing klar: „Das Krankenhaus Sterzing ist und bleibt der Bezugspunkt der Patientinnen und Patienten des oberen Wipptals.
Die Entscheidungen und Maßnahmen der Landesregierung sowie des Südtiroler Sanitätsbetriebes zielen darauf ab, auch in Zukunft alle Patientinnen und Patienten bestmöglich und nahe am Wohnort zu versorgen. In diesem Sinne wird das Krankenhaus Sterzing als wichtiger Pfeiler für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung kontinuierlich gestärkt.
Mit dem Abgang des Primars im chirurgischen Bereich im Krankenhaus Sterzing sowie dem Wechsel des Primars der Chirurgie Brixen in die Sanitätsdirektion Bozen war es notwendig geworden, das Primariat in Allgemeinchirurgie so zu besetzen, dass die chirurgische Versorgung im gesamten Bezirk in der gewohnten hochqualitativen Art und Weise gewährleistet bleibt. Angesichts des breiten Leistungsspektrums im Bereich der Orthopädie im Krankenhaus Sterzing war es zudem naheliegend, den orthopädischen Schwerpunkt am Krankenhaus zusammen mit dem traumatologischen Schwerpunkt im Bezirk weiter zu stärken und das Primariat als ‚Primariat für Traumatologie und Orthopädie‘ neu zu organisieren. Bereits heute stammen 70 Prozent der Eingriffe aus dem Bereich der Traumatologie und Orthopädie.
Die Leistungsstatistik im Bezirk zeigt, dass sich neben der Traumatologie vor allem die Endoprothetik hervorhebt. Hier bemühen sich die verantwortlichen Orthopäden beider Krankenhäuser für verbesserte Betreuungsstandards für Hüft- und Knieendoprothetik und es werden Wege zur roboterassistierten Knieprothetik eingeschlagen.
Durch die Zusammenlegung der zwei Primariate kann die Attraktivität des Standorts Sterzing wieder erhöht werden, denn dank der Rotation der Mitarbeiter zwischen den beiden Standorten können Chirurgen flexibler auf die sich stellenden Anforderungen reagieren. Die Neuausrichtung des Primariats für Traumatologie und Orthopädie ist in diesem Sinne als organisatorisch-technische Entscheidung zu sehen und steht in keinem Zusammenhang mit dem Mangel an Pflegekräften am Krankenhaus Sterzing.
Die Beunruhigung der Wipptaler Bevölkerung angesichts der Umstrukturierungen des Primariats Allgemeinchirurgie in ein Primariat für Traumatologie und Orthopädie ist aufgrund der Berichterstattung durchaus verständlich, ist aber sachlich unbegründet. Die Gesundheitspolitik ist darauf ausgerichtet, die peripheren Krankenhäuser als Grundversorgungskrankenhäuser zu stärken. In einer ausführlichen Besprechung mit der Spitze des Südtiroler Sanitätsbetriebes, dem Landeshauptmann und den Bürgermeistern des Bezirkes am 24. Juni wurde dieses politische Ziel erneut unterstrichen und die geplanten Maßnahmen am Krankenhaus Sterzing in allen Details erklärt und diskutiert. Es war dabei nie die Rede von einer Reduzierung der Dienste. Besonders bei den chirurgischen Diensten ist keine Reduktion der ambulanten oder stationären Leistungen geplant.
Der Pflegekräftemangel ist bekanntlich eine große Herausforderung für die Gesundheitsversorgung. Allerdings sind kleine und periphere Krankenhäuser in ganz Europa besonders stark betroffen. Das ist auch in Sterzing so. Vor allem in den letzten beiden Pandemiejahren hat sich die Anzahl des Krankenpflegepersonals am Krankenhaus Sterzing reduziert. So ist zwischen März 2020 und Juni 2022 die Anzahl der Krankenpfleger um 20% in den bettenführenden Abteilungen gesunken – Grund dafür waren Pensionierungen, Suspendierungen und der Wegfall von Personal, das während der Pandemie in ihre Herkunftsregionen zurückgekehrt ist. Aufgrund dieser Reduzierung musste auch die Anzahl der Betten auf den bettenführenden Abteilungen verringert werden. Dank der hohen Durchlässigkeit zwischen Abteilungen konnten aber trotz der angespannten Situation viele Patienten bedarfsgerecht betreut werden.
Neues Personal anzuwerben und zu binden ist deshalb eine der zentralen Aufgaben, an denen in Sterzing intensiv gearbeitet wird: Wir haben einen eigenen Recruiting-Mitarbeiter am Krankenhaus Sterzing, stehen in engem Kontakt mit interessierten Pflegekräften im In- und Ausland und führen persönliche Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das Krankenhaus verlassen möchten, um deren Beweggründe zu verstehen und darauf zu reagieren. Zur Stabilisierung der Personalsituation bedarf es jedoch einer gemeinsamen Anstrengung des Ressorts, des Sanitätsbetriebes und auch der lokalen Politik, um den Standort Sterzing attraktiver für Fachkräfte zu gestalten. Dazu gehören kurzfristig Personalunterkünfte, längerfristig leistbarer Wohnraum und wirtschaftliche Anreize zur Arbeit in einem Grundversorgungskrankenhaus in der Peripherie.
Die Abteilung der Neurorehabilitation im Krankenhaus Sterzing hat einen landesweiten Auftrag zur Betreuung für Patientinnen und Patienten mit schwer erworbenen Hirnschädigungen. Hier werden Patienten mit komplexen neurologischen Erkrankungen von einem multidisziplinären und hoch-kompetenten Team, bestehend aus Ärzten, Therapeuten, Pflegern, Psychologen und weiterem Fachpersonal, betreut. In mehr als sechs Jahren wurde unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Leopold Saltuari, dem geschäftsführenden Primar Luca Sebastianelli und den Therapie- und Pflegekoordinatoren Jakob Stolz und Manuel Rigger das Kompetenzzentrum kontinuierlich aufgebaut. Dabei hat sich die Komplexität der zu behandelnden Fälle stetig erhöht und durch die gewonnenen Erfahrungen konnte das Zentrum die Kompetenz immer weiter ausbauen. Auch die Anzahl der Patienten bestätig diese Entwicklung: Im Jahr 2017 wurden um die 90 Patienten pro Jahr behandelt – heute sind es bereits mehr als 200. Etwa 80 Prozent dieser Patienten stammen aus anderen Gesundheitsbezirken des Landes.
Dank der regen Forschungstätigkeit und fortschrittlichen Behandlungsmethoden ist das Kompetenzzentrum nicht nur in Südtirol, sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus, bekannt. In der Wissenschaft ist die Neuroreha in Sterzing international ein Begriff: Das Kompetenzzentrum hat erst kürzlich zwei wissenschaftliche Beiträge zum Thema Parkinson und Long-Covid-Patienten in der weltweit renommierten Fachzeitschrift ‚Nature‘ publiziert.
Die Schließung der Abteilung Neurorehabilitation steht außer Diskussion. Die Abteilung ist eng mit dem Krankenhaus Sterzing verbunden und das Kompetenzzentrum soll auch für die Zukunft stabilisiert werden. Der derzeitige Pflegekräftemangel ist jedoch auch hier stark spürbar und stellt die Abteilung vor große Herausforderungen. Aktuell können 13 von 21 verfügbaren Betten und vier tagesklinische Betten betreut werden. Um die derzeitig kritische Personalsituation abzufedern, laufen Absprachen für eine engere Zusammenarbeit mit der Neurochirurgie in Bozen mit Betreuungsmöglichkeiten von zusätzlichen neurorehabilitativen Patienten. Dieses Vorhaben muss in Bezug auf Patientenflüsse und Behandlungsprotokolle noch im Detail zwischen allen involvierten Verantwortlichen abgestimmt werden und hängt auch vom weiteren Verlauf der Covid-19-Pandemie ab. Außer Frage steht, dass die Abteilung Neurorehabilitation am Krankenhaus Sterzing bleibt.“
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Kommentare (4)
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unglaublich
Wieso fallen mir beim Lesen dieser Zeilen immer wieder die drei Wörter ein: bla, bla, bla?
unglaublich
Und ja, wer heute noch Sanitätspersonal, ob dieser furchtbar gefährlichen Virusvariante suspendiert, sollte endlich beginnen, sich Fragen zu stellen und nach Antworten suchen (bitte mit Hauverstand).
unglaublich
Bündeln klingt positiv. Aushungern, Geld sparen, trifft die Sache wohl eher.