Mehr Praktikanten
Die Praktikumsstellen haben im Sommer 2021 Vorkrisenniveau erreicht. Ein Bild der Einschätzung durch Praktikantinnen und Praktikanten geben zwei neue Ausgaben von „Arbeitsmarkt News“.
Die Anzahl der Praktikumsstellen und hospitierenden Betriebe hat im Sommer 2021 die vorpandemische Zahl erreicht. Wie die Praktikantinnen und Praktikanten ihre Erfahrungen einschätzen und wie es um die Qualität der Praktika bestellt ist, darüber gibt die Erhebung der Arbeitsmarktbeobachtung des Arbeitsmarktservice Aufschluss. Die Erhebung, an der sich 2700 der über 6000 Sommerpraktikantinnen und -praktikanten beteiligt haben, wurde nun schon zum achten Mal durchgeführt.
Fast zwei Drittel der Sommerpraktikanten sehr zufrieden
„Sechs von zehn Befragten sind sehr zufrieden, drei von zehn immerhin noch ziemlich zufrieden mit ihrer Praktikumserfahrung“, fasst der Direktor des Arbeitsmarktservice, Stefan Luther, die Zahlen zusammen. „Im Vergleich zu 2020 ist der Anteil der sehr Zufriedenen leicht gesunken. Nach wie vor würden 87 Prozent wiederum ein Praktikum absolvieren. Das zeigt, dass dieses arbeitsmarktpolitische Instrument gut angenommen wird“, fährt Luther fort und verweist darauf, dass neun von zehn Befragten angeben, etwas „Neues gelernt“ zu haben.
Informelle Formen des Lernens weit verbreitet
Anders als ein Sommerjob dient ein Sommerpraktikum der Orientierung der Jugendlichen: Sie sollen in der realen Arbeitswelt eine Lernerfahrung haben. Die Erhebung zeigt, dass vor allem niederschwellige Formen des Lernens weit verbreitet sind: So arbeiten 90 Prozent „neben Arbeitskollegen“, 93 Prozent geben an, im Betrieb „ständig eine hilfreiche Ansprechperson gehabt zu haben“. Immerhin mehr als jeder oder jede Zweite war in einem „neuen Arbeitsbereich“ tätig; neun von zehn Befragten geben an, „etwas Neues gelernt zu haben“.
Weniger verbreitet sind organisierte Formen des Lernens: In deren Genuss kommen ca. drei Viertel der Befragten: Eine „regelmäßige Ausbildung“ haben 73 Prozent erhalten; dies sind mehr als noch 2011 und 2014. Den besten Wert verzeichnet mit rund 82 Prozent das Handwerk. Dieser Sektor liegt – wie auch 2020 – um neun bis zehn Prozentpunkte über dem Schnitt. Insgesamt schätzen 90 Prozent die Ausbildung sehr gut oder gut ein. Auch dieser Wert entspricht dem des Jahres 2020. Immerhin 28 Prozent geben an, keine regelmäßige Ausbildung erhalten zu haben.
Mehr Information und Begleitung der Praktikanten durch Betriebe
Gerade dieser letzte Punkt ist für Luther, Direktor des Arbeitsmarktservice, Anlass für weiterführende Überlegungen. „Sommerpraktika sind ein arbeitsmarktpolitisches Instrument, kein Arbeitsvertrag, in dem es um Leistung gegen Entgelt geht. Gerade angesichts des Fachkräftemangels weise ich darauf hin, dass Betriebe die Chance haben, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Und dazu gehört neben einem guten und fairen Betriebsklima eine verstärkte Ausbildung und Betreuung während des Praktikums. Wie die Ergebnisse der Befragung zeigen, haben das viele Betriebe erkannt. Es ist deshalb ein wichtiges Ziel der Arbeitsvermittlung, Betriebe und Jugendliche intensiver zu beraten.“
Auch Landesrat Philipp Achammer zeigt sich erfreut angesichts der konstant hohen Anzahl an Praktikumsstellen. Trotz der hohen Zufriedenheitswerte ortet der Landesrat Handlungsbedarf: „Mir liegen nach wie vor zwei Dinge am Herzen: Erstens ist es wichtig, dass noch mehr private und öffentliche Betriebe Praktikumsstellen anbieten, zweitens muss die Qualität der Praktika stärker in den Vordergrund rücken. Ich weiß, dass das auch für die Betriebe mit Aufwand verbunden ist. Aber es ist eine gute Investition in die Attraktivität des eigenen Betriebes und Arbeitsplatzstandortes Südtirol. Schon aus eigenem Interesse: Durch Jugendliche erfahren Betriebe, wie potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ticken.“
Die Corona-Krise aus Sicht der Sommerpraktikanten
Wie schon 2020 hat die Arbeitsmarktbeobachtung auch 2021 die Sommerpraktikanten gefragt, wie sich die Corona-Pandemie auf ihre persönlichen Arbeitschancen auswirken wird. 32 Prozent der Antwortenden gehen davon aus, dass sich die Corona-Krise gar nicht beziehungsweise kaum auf die persönlichen Arbeitschancen auswirkt. Vorwiegend negative Konsequenzen für sich selbst befürchten 31 Prozent; etwa 15 Prozent erwarten vorwiegend positive Auswirkungen. 22 Prozent geben an, sie könnten die Situation nicht einschätzen. Deutlich negativer als noch 2020 ist das Meinungsbild der Praktikantinnen und Praktikanten, wenn sie die Auswirkungen der Pandemie auf den Zusammenhalt in Südtirol einschätzen sollen. Nur mehr 29 Prozent aller Antwortenden glauben, die Krise wirke sich eher oder sehr positiv aus, zwölf Prozent vermuten, die Krise wirke sich „gar nicht/kaum“ auf den Zusammenhalt aus, eher und sehr negative Auswirkungen befürchten 44 Prozent.
„Die Corona-Pandemie hat bei Jugendlichen Sorgen geweckt. Gemeinsam gilt es, alles daran zu setzen, Jugendlichen Zuversicht und Sicherheit zu geben“, betont der für Wirtschaft, Arbeit, Bildung und Jugend gleichermaßen zuständige Landesrat Achammer: „Alle Abteilungen in meinem Ressort arbeiten in diese Richtung: der Bildungsbereich wie die Wirtschaft wie der Arbeitsmarktservice. Die Auswertung der Arbeitsmarktbeobachtung lässt den Schluss zu, dass auch positive Praktikumserfahrungen stabilisierend wirken können.“
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