Der reichste Passeirer
Im Palais Mamming Museum ist ein frühes Bildnispaar aus Passeier aufgetaucht. Es handelt sich um Magdalena Teis und ihren Gatten Michael Hofer aus Moos, der im 18. Jahrhundert als der reichste Passeirer galt.
Das Palais Mamming Museum verwahrt ca. tausend Gemälde, darunter auch etliche Porträts. Bei einigen sind Herkunft, Künstler und Dargestellte unbekannt oder zumindest rätselhaft. Der Kunsthistoriker Hanns-Paul Ties, unter anderem Experte für die barocke Passeirer Malerschule (1719–1845), hat nun zwei Bildnisse entdeckt, die sich geografisch und zeitlich ins Passeier des 18. Jahrhunderts einordnen lassen.
Bei den Dargestellten handelt es sich um den berühmten Mooserwirt Michael Hofer (1696–1765) und seine zweite Ehefrau Magdalena Teis (1702–1775). Siegfried de Rachewiltz hat anhand mehrerer Quellen die Geschäftsbeziehungen und den Güterbesitz des Mooserwirts in seinem Buch über Josef Ennemoser anschaulich zusammengefasst: „Er versorgte den Schneeberg, handelte mit Flachs aus dem Ötztal, kontrollierte den Viehhandel und die Jagd; ihm gehörten alle Bergseen des Hinterpasseier samt dem Kummersee, in denen er Bergforellen züchtete. Er erbaute den Grafeiler Weg von St. Leonhard nach Moos und war Zolleinnehmer in St. Martin. Er verlieh Geld wie eine Privatbank und brachte nach und nach einen Großteil der Güter der Grafen Fuchs von der Jaufenburg in seinen Besitz. Magdalena Teis hingegen, die aus St. Leonhard stammte, ist in den Überlieferungen und Berichten – wie früher leider üblich – höchstens als Ehefrau erwähnt. Doch das MuseumPasseier hat bereits mehr über diese Passeirer Wirtin herausgefunden, die dank des Porträtfunds von Hanns-Paul Ties und der Zusammenarbeit mit dem Palais Mamming Museum nun nicht mehr „unsichtbar“ ist (siehe Blogbeitrag www.museum.passeier.it/blog/bildschoen).
Dass ein Frauenporträt für die Passeirer*innen der früheren Jahrhunderte ein äußerst seltener Anblick war, macht ihre Erforschung umso interessanter. Abgesehen davon ist auch noch die Zuordnung zu einem Künstler – möglicherweise einem Maler aus dem Umkreis der Passeirer Malerschule – offen, da die Gemälde unsigniert sind. Die Frage, wie die Bilder nach Meran gekommen sind, gilt jedoch als geklärt. Beide Porträts waren 1910 vom damaligen „Städtischen Museum von Meran“ um 60 Kronen angekauft worden, laut Einkaufsregister des Museumsgründers Dr. Franz Innerhofer (1847–1918) „aus der Konkursmasse des Wirt in Moos“. Die vielgerühmte „Wirtshausherrlichkeit“ unter dem reichsten Passeirer Michael Hofer hatte nämlich nicht ewig gewährt.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.