„Stille Tragödie“
Die Caritas schlägt Alarm: Die Schatten des Krieges in der Ukraine, die explodierenden Preise und die Auswirkungen des Klimawandels treffen die Ärmsten besonders hart.
Die rasant steigenden Preise für Lebensmittel infolge des Ukraine-Krieges lassen die Menschen in Afrika verzweifeln. Viele sind in den vergangenen Jahren im Zuge der Corona Pandemie in die Armut abgerutscht. Dürren und Überschwemmungen, bedingt durch den Klimawandel, bedrohen zudem die gerade jetzt so dringend notwendigen Ernten.
Am schlimmsten ist die Situation am Horn von Afrika: Dort leidet fast ein Drittel der Bevölkerung an Hunger, 10 Millionen davon sind Kinder. „Hunger ist eine stille Tragödie“, sagt Caritas-Direktor Franz Kripp zum Auftakt der Kampagne „Hunger macht keine Ferien“ und bittet die Bevölkerung um Unterstützung. Pfarreien in Südtirol und Österreich unterstützen die Kampagne auch heuer, indem sie die Glocken am Freitag, den 29. Juli lauter und länger läuten lassen.
„Die Schatten des Krieges in der Ukraine, die explodierenden Preise und die Auswirkungen des Klimawandels treffen die Ärmsten besonders hart: Mütter und Väter in Afrika, die durch die Pandemie ihre Arbeit verloren haben, die von der Hand in den Mund leben müssen und sich mit ihrem mageren Einkommen als Tagelöhnerinnen und Tagelöhner die teuren Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können; die vielen Kleinbauern, die zum Teil Wucherkredite aufnehmen mussten, um Saatgut zu kaufen, und die angesichts der zunehmenden Dürren und Überschwemmungen jeden Tag um ihre Ernte bangen, weil ihre Kinder sonst nichts zum Essen haben“, beschreibt Caritas-Direktor Franz Kripp die derzeitige Situation in den Partnerländern in Afrika.
Explodierende Lebensmittelpreise und Missernten
Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Getreide, Reis, Hirse, Bohnen und Mais sind in den afrikanischen Ländern bereits im vergangenen Jahr um bis zu 40 Prozent angestiegen. Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges gehen sie fast ungebremst immer weiter nach oben. „Das bricht den Familien das Genick. Die Eltern müssen zusehen, wie ihre Söhne und Töchter zunehmend schwächer werden. Das wirkt sich verheerend auf ihre körperliche Entwicklung aus. Viele können auch nicht mehr die Schule besuchen, weil sie arbeiten müssen“, berichtet Pater Anthony Kibira, der längere Zeit hier in Südtirol tätig war, aus seiner Heimat Uganda.
Dazu kommen noch die Folgen des Klimawandels, die in Afrika noch extremer sind als hierzulande. „In vielen Gebieten herrscht Dürre. Vielerorts vertrocknet das Getreide auf dem Feld, bevor es reifen kann. Nutztiere verenden, weil die Wasserstellen austrocknen. Und wenn es doch einmal regnet, kann die ausgetrocknete, harte Erde das Wasser nicht schnell genug aufnehmen. Es wird zur zerstörerischen Flut, die noch intakte Felder überschwemmt und ganze Ernten zunichtemacht – auch das Saatgut für das nächste Jahr. Das entzieht den Bauern die Lebensgrundlage und lässt die Preise noch weiter ansteigen“, so der Pater.
Die Menschen für kommende Krisen rüsten
Um die Menschen in dieser Situation aufzufangen, hat die Caritas ihren Einsatz in Äthiopien, Eritrea, Kenia, Mosambik, Uganda, Senegal, Madagaskar und der Demokratischen Republik Kongo gemeinsam mit langjährigen Partnern ausgeweitet. Viele Familien werden mit Lebensmitteln versorgt; in den Schulen erhalten die Kinder zumindest einmal am Tag eine ausgewogene Mahlzeit sowie sauberes Wasser.
Gleichzeitig setzt die Caritas auch weiterhin auf Projekte, welche die Menschen unabhängiger von den Wetterverhältnissen machen, wie den Ausbau der Wasserversorgung und nachhaltiger landwirtschaftlicher Methoden, Schulungen und Kleinkredite für Mütter und Bauersfamilien, sowie die Förderung von Bauernvereinigungen und Spargruppen, die Rückhalt in Krisenzeiten sichern.
„Schon in den vergangenen Jahren haben diese Projekte viel Leid abgefedert. Die Kleinbauern etwa haben in eigenen Schulungen gelernt, dürreresistente Sorten einzusetzen, den Wasserverbrauch zu optimieren und guten Kompost herzustellen, der die Erde fruchtbar hält. Sie können ihre Ernten sicher einlagern, ihre Produkte gemeinsam besser vermarkten und Rücklagen bilden. Die Solidarität in der Gruppe macht sie unabhängig von externer Hilfe“, berichtet Sandra D’Onofrio, die Leiterin des Caritas-Dienstes Globale Verantwortung. Der Bau von neuen Brunnen und Regenwasser-Rückhaltebecken ermöglicht auch in Dürreperioden den Zugang zu sauberem Wasser zum Trinken, für die Körperhygiene, die Nutztiere und die Hausgärten.
Frauen zu stärken heißt, ganze Familien zu stärken
Besonderes Augenmerk kommt den Frauen zu, die vielfach die Verantwortung für die ganze Familie auf ihren Schultern tragen. Die Caritas Frauen unterstützt sie unter anderem durch Bildungsprogramme und Starthilfen, damit sie sich eine Existenzgrundlage aufbauen können, wie einen Laden, eine Hühnerzucht oder auch eine kleine Schneiderei.
„Schon 240 Euro reichen aus, damit eine Mutter sich eine selbständige Tätigkeit aufbauen und für ihre Familie sorgen kann“, berichtet die Caritas-Mitarbeiterin Marion Rottensteiner, welche die Projekte in Afrika begleitet. Auch andere Beispiele zeigen, wie viel die Spenden bewirken können.
„Bereits mit 11 Euro in der Woche erhalten bedürftige Kinder in der Schule täglich ein warmes Mittagessen, mit 25 Euro bekommt eine Bauernfamilie Saatgut und damit die Grundlage für eine ausreichende Ernte. 45 Euro reichen aus, um eine Großfamilie in Afrika mit Grundnahrungsmittel für einen Monat zu versorgen, mit 100 Euro können 20 Meter Trinkwasserleitung gelegt werden“, so Rottensteiner.
Glockenläuten gegen den Hunger
Unterstützung für die Caritas-Aktion und den Einsatz gegen den Hunger kommt auch heuer wieder von den Pfarreien, die sich auf Anregung von Bischof Ivo Muser an der Caritas-Kampagne gegen den Hunger beteiligen.
Sie lassen am Freitag, den 29. Juli, um 15 Uhr – zeitgleich mit den Pfarreien in Österreich – die Kirchenglocken lauter und länger läuten als gewöhnlich.
„Die Folgen des Klimawandels und des Krieges treffen die Menschen in Afrika viel härter als uns. Millionen Familien kämpfen ums Überleben. Dazu brauchen sie unsere Hilfe“, erklärt Generalvikar Eugen Runggaldier, „Das Glockenläuten zur Sterbestunde Jesu soll uns daran erinnern, dass wir helfen können – mit Gebeten und mit Spenden“.
Spenden helfen
„Die Arbeit der vergangenen Jahre hat sich bewährt. Tausende Familien haben gute Chancen, diese und kommende Krisen gut zu überstehen. Ohne die Unterstützung von tausenden Spenderinnern und Spendern wäre das nicht möglich gewesen“, bedankt sich Caritas-Direktor Franz Kripp, der um weitere Unterstützung bittet, „Gemeinsam können wir den Menschen langfristig helfen – in kleinen aber nachhaltigen Schritten“.
Wer die Hilfe der Caritas südlich der Sahara unterstützen möchte, kann eine Spende unter dem Kennwort „Hunger in Afrika“ tätigen oder mit 9 Euro im Monat Hungerpate werden. Nähere Informationen dazu sind online unter www.caritas.bz.it abrufbar oder können auch direkt bei der Caritas in der Bozner Sparkassenstraße 1 unter Tel. 0471 304 351 oder [email protected] eingeholt werden.
Wichtig:
Die Caritas setzt die Spenden zu 100 Prozent in den Projekten ein. Für die Finanzierung der Verwaltungstätigkeit und Bewerbung der Projekte kommen Sponsoren auf. Die Rechenschaftsberichte der einzelnen Projekte können im Dienst für Globale Verantwortung in der Sparkassenstraße 1 in Bozeneingesehen werden und stehen den Spendern auszugsweise auch im Spenderinformationsblatt und auf der Webseite der Caritas (www.caritas.bz.it) zur Verfügung.
Die Kampagne „Hunger macht keine Ferien“ wird von der italienischen Bischofskonferenz und privaten Sponsoren finanziert.
Spendenkonten der Caritas Diözese Bozen-Brixen:
Raiffeisen Landesbank, IBAN: IT42 F0349311600000300200018;
Südtiroler Sparkasse, IBAN: IT17 X0604511601000000110801;
Südtiroler Volksbank, IBAN: IT12 R0585611601050571000032.
Intesa Sanpaolo, IBAN: IT18 B0306911619000006000065
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Kommentare (4)
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2xnachgedacht
die sterben blos den hungertod… wo bleibt da die weltelite mit all ihren organisationen? denen doch das leben u die gesundheit aller, so sehr am herzen liegt…
bitterböser sarkasmus *off*
erich
Bei diesen Spendenaufruf geht es nur darum, der Caritas ihre Bilanzen zu sanieren. Ihr Eigentümer, die Kirche gibt keinen Cent ab und lässt tausende Immobilien leer stehen.
perikles
Es mag hart klingen, aber auch Afrika sollte sich langsam emanzipieren, es kann ja kein Dauerzustand sein, ständig auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.