Besorgte Sennereien
Das WIFO-Wirtschaftsbarometer im Sommer 2022: Schwierigkeiten im Obst- und Milchsektor, gute Stimmung in der Weinwirtschaft.
Die Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt eine Verschlechterung des Geschäftsklimas bei den Südtiroler Obstgenossenschaften aufgrund der sinkenden Apfelpreise auf den internationalen Märkten.
Große Sorge herrscht auch bei den Molkereien und Sennereien, da die Produktionskosten nach dem Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine weiter gestiegen sind. Bei den Kellereien sind die Ertragserwartungen für das laufende Jahr hingegen deutlich positiv, auch dank der Nachfragesteigerung im Zusammenhang mit der Erholung des Tourismus.
Die Erwartungen des Südtiroler Obstsektors für das laufende Jahr haben sich im Vergleich zur letzten Umfrage im Februar verschlechtert: Derzeit rechnet fast ein Drittel der Genossenschaften mit einer unbefriedigenden Ertragslage, die sich zum Teil auch in den Auszahlungspreisen an die Landwirt/innen widerspiegeln wird.
Dies ist auf die zunehmenden Schwierigkeiten bei der Apfelvermarktung zurückzuführen, wobei die regionalen Lagerbestände im Juni um 7,0 Prozent höher waren als im Vorjahr.
Die ungünstige Preisdynamik auf den internationalen Märkten, die durch den russisch-ukrainischen Krieg noch verschärft wurde sowie der allgemeine Anstieg der Energie- und Verpackungskosten und die logistischen Schwierigkeiten im Seeverkehr drücken auf die Gewinnspannen des Sektors. Auch die Investitionen der Genossenschaften nehmen ab.
Das Geschäftsklima im Weinsektor bleibt hingegen weiterhin positiv: Alle befragten Kellereien erwarten 2022 eine mindestens zufriedenstellende, in etwa der Hälfte der Fälle eine gute Ertragslage. Die Umsätze werden voraussichtlich in allen Absatzmärkten steigen, auch dank der Erholung der Nachfrage im Bereich HO.RE.CA. (Hotels, Restaurants und Cafés). Infolgedessen werden auch die Auszahlungspreise an die Weinbäuer/innen zufriedenstellend sein. Eine gewisse Schwäche zeigt sich nur bei den Investitionen, bei denen noch keine Erholung erwartet wird.
Die Lage für die Sennereien und Molkereien ist nach wie vor eindeutig negativ. Der Milchpreis auf den europäischen Märkten ist heuer zwar gestiegen, was zu wachsenden Umsätzen geführt hat, allerdings hat der erneute Anstieg der Energie- und Futtermittelkosten aufgrund des Krieges den Milchsektor in ernste Schwierigkeiten gebracht.
Deshalb gehen alle Molkereien und Sennereien davon aus, dass die Ertragslage im Jahr 2022 unbefriedigend sein wird, ebenso wie die Auszahlungspreise an die Landwirte. Die Molkereien und Sennereien planen jedoch eine Erhöhung der Investitionen, insbesondere in Maschinen und Gebäude.
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Georg Egger, Obmann-Stellvertreter des Sennereiverbandes Südtirol
„Inzwischen konnten Preiserhöhungen umgesetzt werden, die Kosten steigen jedoch weiter. Der Spotmilchpreis ist derzeit hoch, doch langfristig erzielt die Verwertung der Rohmilch durch die Verarbeitung stabilere und höhere Auszahlungspreise. Die Anlieferungsmenge ist rückläufig, bedingt durch die hohen Futterkosten, aber auch durch die Einstellung der Milchproduktion. Die Milchhöfe sind bemüht, diese Herausforderungen zu lösen und die positive Entwicklung der Milchwirtschaft sicherzustellen.“
Leo Tiefenthaler, Obmann des Südtiroler Bauernbundes und der Kellerei Tramin
„Dank hoher Qualität, einer vorbildlichen Vermarktung durch die Genossenschaften und den kleinen Familienbetrieben werden wir die Situation meistern. Ich hoffe, dass der Krieg bald endet, die Preise für Energie und Betriebsstoffe sinken und sich die Märkte normalisieren. Dass Südtirols Landwirtschaft krisenfest ist, zeigt auch die Landwirtschaftszählung. In den letzten zehn Jahren haben nur etwas mehr als 200 (-1,1%) Betriebe zugesperrt. Auf dem restlichen Staatsgebiet waren es knapp 500.000 (-30%).“
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Kommentare (15)
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besserwisser
sonst gibts an beitrag den fendt zu tanken …
und wenn die pusterer mehr südtiroler wein trinken würden statt merlot delle venezie und lugana auf die hütten zu servieren tat i mi a leichter a südtiroler milch zu kafn a wenns sie a bissl mehr kostet …
rumer
@besserwisser
ja, die Pusterer meinen sie sind was Besseres, wenn sie einen sizilianischen Fusel sau….äh trinken.
Wenn man folgenden Link anschaut, fragt man sich, was die Südtiroler Sennereien falsch machen:
https://www.agrarheute.com/markt/milch/milchpreise-steigen-neue-dimension-biomilch-preise-fast-eingeholt-595848
honsi
@besserwisser Gesellschaftlicher Zusammenhalt wäre besser, als ständig mit den Finger auf andere zeigen.
besserwisser
ich kaufe regional, und beim bauern. brauchst dir keine sorgen machen.
tirolersepp
Milchwirtschaft wird zunehmend bedeutungslos !!!
Auf Deutsch, do isch nix drinn !
ostern
Und schon wieder „plärn“ die Bauer!!!
andreas
Die Mila baut kontinuierlich dazu, kauft Hallen zur Mozzarellaproduktion und zahlen den Südtirolern Bauern nicht wirklich viel aus.
Das nennt sich unternehmerisches Risiko und wenn die Bauern mit der hochbezahlten Führung der Mila nicht mehr zufrieden sind, sollen sie diese austauschen und nicht kontinuierlich nach Steuergelder rufen.
Ich kaufe schon aus Prinzip nichts mehr von der Mila, da dieses kontinuierliche Gejammere und die Forderungen nach Steuergelder nur noch nervig sind.
ultnerbaer
Wenn es der Weinwirtschaft so gut geht, warum zahlt sie dann nicht die Beiträge zur Lagerung des Weines in Coranzeiten (da ja niemand mehr den Südtiroler Wein wollte) zurück und mit dem Geld könnten die Kuhprämie der Bauern bezahlt werden. Das wäre wahre Solidarität unter Bauern…