„Können den Sommer genießen“
In Südtirol gibt es mittlerweile gleich viele Infektionen wie Ende März. Der Infektiologe Gernot Walder erklärt, warum das kein Grund zur Beunruhigung ist.
Tageszeitung: Herr Walder, in Südtirol wurden erstmals seit Ende März über 1.000 Neuinfektionen registriert. Keine unerwartete Entwicklung, oder?
Gernot Walder: Es handelt sich ja um eine neue Sub-Variante, die sich in ganz Europa durchgesetzt hat. Sie ist vor allem schneller gekommen, als man sich das ursprünglich erwartet hat. Jetzt ist sie aber da und die Zahlen werden aller Voraussicht nach noch weiter steigen.
Wie entwickelt sich die Sommerwelle weiter. Ist mit einem schnellen Abklingen zu rechnen oder wird das jetzt wieder Monate dauern?
Die Dauer ist wahrscheinlich ähnlich wie die letzten beiden Omikron-Wellen. Das gilt auch für die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem – diese werden sich sehr wahrscheinlich wieder in Grenzen halten. Dafür spricht, dass die Charakteristik jetzt nicht wesentlich anders als bei den letzten Varianten. Dafür spricht auch, dass die Immunitätslage in der gesamten Bevölkerung jetzt schon recht gut ist. Das lässt eine gewisse Gelassenheit geraten erscheinen.
Anstecken kann man sich aber selbst, wenn man geboostert ist…
Ja, man kann Träger werden, man kann die Krankheit gegebenenfalls auch weitergeben. Die Wahrscheinlichkeit, dass man schwer erkrankt ist aber sehr klein und das ist es, worauf es eigentlich ankommt.
Die BA.4- und BA.5-Sub-Varianten sind deutlich ansteckender. Viele hatten und werden nun Kontakt mit positiven Personen haben. Wie sollte man sich bei einem solchen Kontakt verhalten? Sollte man sich selbst isolieren, um nicht andere anzustecken?
Im Normalfall reicht es, wenn man sich bei Symptomen, auch bei leichten, testen lässt. Wer positiv ist, bleibt natürlich zu Hause. Nur wenn man Kontakt mit besonders gefährdeten Personen hat – zu Hause, im Sanitätswesen, in der Alten- und Behindertenbetreuung- macht es Sinn, sich nach einem Kontakt regelmäßig zu testen und gut angepasste, funktionierende Masken zu benutzen. Die infektiologische Gesamtsituation rechtfertigt aber derzeit weder eine präventive Quarantäne nach Exposition noch eine generelle Masken- oder Testpflicht. Die Einhaltung guter Hygienestandards im Alltag ist sicher sinnvoll.
Erkennen die Selbsttests die neuen Varianten noch zuverlässig? Oder sollte man lieber einen PCR-Test machen?
Die Qualität der Sebsttests ist recht heterogen. Sie unterscheiden zwischen positiv und negativ, eine quantitative Angabe oder eine Unterscheidung von Genotypen ist nur mittels PCR möglich. Omikron und seine Subtypen sind etwas schwerer nachweisbar als z.B. Delta im Herbst, bei entsprechenden Symptomen sollten ein Antigentest und ein PCR-Test kombiniert werden, um eine möglichst gute Aussage zu erhalten. Je mehr Erfahrung die Person hat, die den Abstrich durchführt, desto verlässlicher ist das Ergebnis.
Für alle anderen gilt, dass man nur bei Symptomen vorsichtig sein muss?
Es gelten mittlerweile genau die gleichen Regeln wie für die Influenza-Saison. Wir halten eine gute Alltagshygiene ein. Wer Symptome entwickelt, geht zum Arzt oder macht einen Test. Generell ist eine gute Diagnostik ratsam: Abgesehen von Corona zirkulieren derzeit auch andere respiratorische Keime, besonders aus der Entero-Rhinovirengruppe, Parainfluenzaviren oder humane Metapneumonieviren. Die Symptome sind ähnlich wie bei Corona.
Wie schätzen Sie die Gefahr der Entstehung einer weiteren Variante ein?
Große Variationen gab es bei den letzten Varianten nicht mehr. Das heißt, wir werden uns dem Ende des Adaptionsprozesses annähern. Das Entstehen weiterer Varianten ist genau wie bei Influenza oder anderen Viren nicht ausgeschlossen, die Auswirkungen auf das Gesundheitswesen werden aber überschaubar bleiben, solange keine unerwarteten Volten eintreten. Die Abstände zwischen der Entstehung von Varianten sollten nun zunehmend größer werden -vielleicht kommt eine Variante im Herbst, vielleicht dauert es aber auch noch ein Jahr. Genau vorhersagen kann das aber niemand. Großartige Mutationsschritte, die etwas an der Pathogenität ändern und größere Auswirkungen auf das Gesundheitswesen hätten, haben sich auch bei den letzten Varianten nicht herauskristallisiert.
Sie machen sich also keine großen Sorgen?
Ich denke, wir sollten den Sommer weiter einigermaßen entspannt genießen.
Soll man also so hohe Infektionszahlen wie derzeit gänzlich ignorieren?
Ignorieren ist in der Medizin nie eine gute Methode, man darf die Zahlen aber wesentlich entspannter betrachten als bei früheren Wellen. Ich glaube es ist genau die Aufmerksamkeit angebracht, die man auch einer RSV-Welle oder einer Grippe-Welle im Herbst zuteilwerden ließe.
Interview: Markus Rufin
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Kommentare (5)
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andreas
Der Artikel sollte als Werbung deklariert werden.
nochasupergscheiter
Das wird den Corona plärrern und maskenfetischisten gar nicht passen… Solche Aussagen…
Ich hab ein den letzten Tagen viele positive gesehen, die waren fitter als ich, aber geil auf ein wenig Urlaub, von Quarantäne wollten die nichts wissen…
Wer nicht testet hat halt nur die Grippe… Influenza eben
andreas1234567
Hallo zum Sonntag
im Moment geben sich alle Hohepriester des Coronawahnsinns gönnerhaft und lassen den Menschen ihren Sommer.
Dummerweise kommen jeden Tag Hunderttausende Infizierte hinzu die diese tödlichste aller Krankheiten als Sommerschnupfen erleben und sich gewiss wegen so einem Schmarren nicht noch einmal wie dumme Kinder wegsperren oder Maßregeln lassen.
Da seien insbesondere Verbandsbonzen und Politgroessen gewarnt welchen schon wieder der Freudenspeichel aus den Mundwinkeln rinnt bei der Aussicht wieder wie Sonnenkoenige mit dem Dirigentenstab zu fuchteln.
Der Herbst sollte reserviert bleiben für das Ausrechnen der Schäden durch Hirn-und sinnfreies Agieren insbesondere bei den Kindern. Selbst fehlen mir nach den 2 Jahren Irrsinn reichlich Kondition und Fitness und irgendein Forscher sollte mal ausrechnen was das hintenraus durchschnittlich an Lebenszeit kosten wird wenn man Menschen monatelang in den Stubenarrest stellt.
Das sich die verzweifelt beworbene Viertimpfung verkauft wie Schnaps und Speck in Mekka sollte ein letztes Menetekel für die Corona-Irren und ihre trommelnden Mitläufer sein es nicht weiter auszureizen..
Auf Wiedersehen in Südtirol