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Tizianas Abschied

Filippo Maturi und Tiziana Piccolo (Archivbild)

Die Südtiroler Kammerabgeordnete Tiziano Piccolo verlässt die Lega und schließt sich „Coraggio Italia“ an. Die Hintergründe.

von Matthias Kofler

Die Lega in Südtirol muss einen weiteren herben Verlust hinnehmen: Die aus Auer stammende Kammerabgeordnete Tiziana Piccolo verlässt den „Carroccio“, um sich Michaela Biancofiores Partei „Coraggio Italia“ anzuschließen. „CI ist ein ernstzunehmendes, liberales Mitte-Rechts-Projekt mit Visionen und qualifizierten Kollegen im Parlament”, erklärt Piccolo. In der schwierigen Lage, in der sich Italien befinde, seien Verantwortung und Staatsbewusstsein gefragt. Ihrer Entscheidung seien aber keine Kontroversen oder Meinungsverschiedenheiten mit der Lega vorausgegangen, beteuert sie.

Doch ganz unüberraschend kommt ihr Abschied nicht. Schon im Mai 2021 hatte die Aurerin gegenüber Parteikollegen angekündigt, die Lega verlassen zu wollen. Als Matteo Salvini davon Wind bekam, rief er bei ihr an, um die Gründe in Erfahrung zu bringen. In einem ausführlichen Gespräch schilderte Piccolo, weiterhin die Ideen der Lega zu vertreten. Jedoch mache ihr Filippo Maturi das Leben schwer. Salvini versprach, sich der Sache anzunehmen und kündigte einen Besuch in Südtirol an. Piccolo machte im Anschluss an das Treffen ihren Austritt rückgängig: Sie sei in der Lega und werde das auch weiterhin bleiben, sagte sie vor gut einem Jahr.

Nun folgt die Kehrtwende. „Sie hat es mit Maturi einfach nicht mehr ausgehalten“, weiß ein Lega-Politiker aus Südtirol.

Die 66-jährige ehemalige Gemeinderätin zog Anfang 2019 überraschend ins römische Parlament ein. Da die Zweitgereihte auf der blockierten Liste der Lega für die Kammerwahlen, Stefania Segnana, vom Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti zur Landesrätin ernannt worden war, musste diese ihr Amt in Rom ruhen lassen. Und da der Drittgereihte Filippo Maturi bereits über eine blockierte Liste im Latium ein Mandat ergattert hatte, kam Tiziana Piccolo zum Zug.

Ihr nun verkündeter Parteiwechsel ist ein schwerer Schlag für die Südtiroler Lega. Kommissar Giuliano Vettorato ist es bislang nicht gelungen, die köchelnden Konflikte unter Kontrolle zu bringen. Im Gegenteil: In der Partei, die gemeinsam mit der SVP das Land regiert, tobt ein erbitterter Machtkampf. Auf der einen Seite steht der Kammerabgeordnete Filippo Maturi, dessen Anhängerschaft zuletzt auf ein kleines Grüppchen zusammengeschmolzen ist, auf der anderen stehen praktisch alle Gegner Maturis, die unter dessen Ellbogen-Taktik leiden. Mehrere Gemeinderäte in Bozen haben der Partei bereits den Rücken gekehrt. Landtagspräsidentin Rita Mattei hat ihre Abberufung als Meraner Lega-Koordinatorin nicht verkraftet. Auch Landesrat Massimo Bessone liebäugelt damit, mit einer eigenen Liste zu den Landtagswahlen anzutreten.

Der Grund: Maturi will Bessone als Mitglied der Landesregierung beerben, da er im kommenden Jahr voraussichtlich nicht mehr nach Rom gewählt wird. Die Lega hat sich darauf eingestellt, bei den Landtagswahlen 2023 nur noch die Hälfte, sprich: zwei Sitze zu ergattern. Mindestens zwei der aktuellen Aushängeschilder – Vettorato, Mattei, Bessone und Maturi – dürften deshalb leer ausgehen.

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

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  • besserwisser

    eine qualifizierte fachkraft weniger vertritt die interessen südtirols im zentralstaat.

  • pingoballino1955

    Da sieht man jetzt deutlich,mit welchem Legahaufen sich die SVP 2018 eingelassen hat..Jetzt ist plötzlich die PD wieder im Spiel für 2023.. Euch SvPler ist wohl nichts zu blöd,es gäbe auch eine Möglichkeit mit deutschsprachigen Opositionen zusammenzuarbeiten,die die Italienerquote erfüllen.Aber nein, vor lauter Angst einer seriösen Oposition,seid ihr stur und machtbesessen.Ihr werdet 2023 die Mehrheit als SvP verlieren,das ist schon mal wichtig.SVP mit und ohne Propaganda wird einen perfekten Abflug machen.

  • besserwisser

    es soll ja bezirksobmänner geben die ohne legaunterstützung … na ja, lieber nix sagen was da denkt, das wär dann doch zu böse …

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