Attraktive Avantgarde
Experimenteller Jazz jenseits des Mainstreams begeistert das Publikum: Die 40. Ausgabe des Südtirol Jazzfestivals war ein großer Erfolg.
Die Konzerte des Südtirol Jazzfestivals haben in diesem Jahr deutlich mehr Menschen besucht, als in den vergangenen Jahren – obwohl das Festival auf Stars weitgehend verzichtet und junge Jazzbands eingeladen hat, die Grenzlinien zu Pop, Rock, Punk oder Folk unbekümmert überschreiten und die Moderne ebenso integrieren wie zeitgenössische Kompositionsstile. Hinreißende Kulissen, und ein Programm mit weitem Horizont: Die attraktiven Spielorte, ein neuer geographischer Schwerpunkt und aufregende Musik, die man in dieser Konzentration nur in Südtirol live hören kann, sind Elemente dieses Erfolgs. „Beim Südtirol-Jazzfestival sind möglichst neue und herausfordernde Töne bestens zuhause – und finden ein Publikum. Mit Schwerpunkten aus unterschiedlichen Ländern Europas konnte das Festival immer Entdeckungen bieten – auch für Musikjournalisten, die sowieso das ganze Jahr auf Entdeckungsreise sind“, stellt der Musikjournalist Roland Spiegel auf BR Klassik fest.
Der experimentelle europäische Jazz traf sich in Südtirol und entwickelte gemeinsam „neue“ Musik. „Das Südtirol Jazzfestival hat sich in den vergangenen Jahren als Inkubator der zeitgenössischen europäischen Szene etabliert und das hat man in diesem Jahr sehr gut sehen und hören können“, erklärt Klaus Widmann. „Viele Musikerinnen und Musiker, die in vielen Fällen international noch gar nicht bekannt waren, konnten sich hier vorstellen, lernten Kolleginnen und Kollegen aus anderen europäischen Ländern kennen und formten hier neue Bands, die dann wiederum hier aufgetreten sind. Daraus ist eine Community entstanden, die quer durch Europa von Spanien bis nach Skandinavien reicht. Dazu gehört auch, dass man spontan mit anderen spielt oder auch spontan aushilft, und das ist in diesem Jahr geschehen.“
Der Kapuzinerpark in der Bozner Altstadt wurde heuer zum zweiten Mal bespielt und hat sich weiterhin zum Zentrum des Festivals entwickelt. Lange war das Südtirol Jazzfestival ein „wanderndes“ Festival mit unterschiedlichen und jährlich wechselnden Locations. Das ist auch heute noch so, dennoch bietet das neue „Basislager“ im Kapuzinerpark der Festival-Community einen zentralen Treffpunkt: „Das Herz des Festivals schlägt im Kapuzinerpark und die Menschen identifizieren diesen Ort mit dem Festival“, sagt Klaus Widmann. Das Base Camp war auch in diesem Jahr mehr als „nur“ eine Jazzbühne: Im Kapuzinerpark konnte man sich vor oder nach den Konzerten entspannen, sich mit den MusikerInnen unterhalten, etwas essen und trinken. An neun Tagen fanden hier Konzerte statt. Das musikalische Programm mit vielen Formationen, die mit Gastmusikerinnen und Gastmusikern ergänzt wurden, war großartig – und die Menschen nahmen dieses Angebot gerne an.
Nach 18 Jahren zieht sich Klaus Widmann von der künstlerischen Leitung zurück. Nachrücken werden Max von Pretz, Roberto Tubaro und Stefan Festini Cucco, die seit vielen Jahren im Festival aktiv sind und im Laufe der Zeit zu einem eingespielten Team gewachsen sind.
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