Gesunde Balance
Der sportliche Erfolg lässt sich mit Geld (allein) nicht kaufen. Wie viel die Serie-B-Mannschaften in der abgelaufenen Saison für Spielergehälter ausgegeben haben. Und: Wie viel der FC Südtirol seinen Spielern maximal bezahlen wird.
von Artur Oberhofer
Die Aussage „Geld hat noch keine Titel gewonnen“ wird dem ehemaligen FC Bayern-Profi Jerome Boateng zugeschrieben.
Stimmt diese These?
Vielleicht nicht ganz. Richtiger wäre wohl: Mit Geld allein hat noch niemand einen Titel gewonnen.
Nehmen wir die Beispiele Paris Saint-Germain und Manchester City: Obwohl die Scheichs aus Katar (PSG) und Abu Dhabi (Manchester City) in den vergangenen Jahren jeweils über eine Milliarde Euro in die Clubs gepulvert haben – allein für den genialen, aber extrem launischen Brasilianer Neymar hat PSG 222 Millionen Euro hingeblättert –, konnten die beiden Clubs die Champions League nicht gewinnen.
Mit anderen Worten: Katar und Abu Dhabi konnten den größten sportlichen Erfolg bislang nicht kaufen.
Auch beim FC Südtirol, der in der vergangenen Saison den Aufstieg in die Serie B geschafft hat, geht es jetzt darum, eine gesunde Balance bei den Spielerkäufen und -gehältern zu finden.
Mit dem Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse steigen für den FCS die Einnahmen aus den Fernsehgeldern.
Das Budget von bislang knapp fünf Millionen Euro (für den gesamten Spielbetrieb) dürfte am Ende zwischen 10 bis 12 Millionen Euro liegen.
„Wir verhandeln noch mit Sponsoren und haben auch bezüglich der Höhe der Fernsehgelder für die kommende Saison noch keine genauen Daten“, sagt FCS-Geschäftsführer Dietmar Pfeifer, „daher kann ich auch noch nicht sagen, wie hoch das Gesamtbudget sein wird.“
Aber: Mit einem Gesamtbudget in der Größenordnung von 10 bis 12 Millionen Euro läge der FC Südtirol irgendwo im unteren Mittelfeld der Serie-B-Clubs.
Das Portal Sportitalia hat unlängst eine Aufstellung über die Spielergehälter in der vergangenen Saison veröffentlicht. Auch aus dieser Aufstellung geht klar hervor, dass man den Erfolg bzw. den Aufstieg in die Serie A nicht kaufen kann.
Mit einem Spielergehälter-Anteil von 32,5 Millionen-Euro brutto hatte Parma das weitaus größte Budget zur Verfügung. Die Mannschaft aus der Emilia Romagna erreichte aber nur Platz 12 in der Meisterschaft (siehe dazu die nebenstehende Info-Tabelle).
Lecce, die Mannschaft des ehemaligen FCS-Trainers Marco Baroni, gewann mit einem Gehälter-Budget von „nur“ 11 Millionen Euro die Meisterschaft der Serie B und stieg direkt in die Serie A auf.
Die Tabelle zeigt aber auch:
Mit einem Budget von nur 7 Millionen Euro ist es ungemein schwierig, in der Serie B zu bestehen.
Alessandria (mit Spielergehältern in der Gesamthöhe von 7,4 Millionen Euro), Vicenza (7,3 Millionen Euro) und Pordenone (7 Millionen Euro) haben den Klassenerhalt nicht geschafft.
Andererseits hat Cittadella, die Mannschaft mit den niedrigsten Spielergehältern (3,3 Millionen Euro brutto) die Klasse locker gehalten und Platz 11 belegt.
Dass Geld zwar keine Titel gewinnt, aber doch eine gewisse Rolle spielt, belegt das Beispiel Monza. Beim Club des ehemaligen Ministerpräsidenten und einstigen Milan-Eigners Silvio Berlusconi lag der Spielergehälter-Anteil in der vergangenen Saison bei 21,3 Millionen – der zweithöchste in der Serie B.
In der Meisterschaft erreichte die Mannschaft von Ex-FCS-Trainer Giovanni Stroppa nur Platz 4, siegte dann aber im Playoff-Finale gegen Pisa (mit einem Spielergehälter-Anteil von 9 Millionen Euro) und stieg in die Serie A auf.
Cremonese hatte 6,3 Millionen Euro weniger zur Verfügung als Monza, schaffte aber den direkten Aufstieg in die Serie A.
Ascoli erreichte mit einem Spielergehälter-Anteil von „nur“ 7,7 Millionen Euro Platz 6 und somit die Playoffs.
Beim FC Südtirol ist die Euphorie über den Aufstieg verflogen. Jetzt wird hinter den Kulissen beinhart gerechnet. FCS-Geschäftsführer Dietmar Pfeifer sagt ganz offen: „Die Serie B ist eine andere Welt.“
Mit einem Budget zwischen 10 und 12 Millionen Euro – der Fernsehgelder-Anteil für den FCS dürfte bei rund sechs Millionen Euro liegen – kann der FCS keine Bocksprünge machen. Hat die Gehaltsobergrenze für die FCS-Profis in der Serie C bei rund 70.000 Euro netto pro Saison gelegen, so wird auch in Hinkunft kein Spieler der Weiß-Roten mehr als 150.000 Euro netto im Jahr verdienen. „Wir werden unserer Philosophie treu bleiben“, sagt Generaldirektor Dietmar Pfeifer. Der Verein wird folglich junge, hungrige Spieler nach Bozen holen – und keine abgehalfterten, teuren Stars.
Teuer sind insbesondere die Top-Stürmer.
Es ist ein offenes Geheimnis:
Ein Stürmer, der in der Serie B die berühmte „doppia cifra“, also mehr als zehn Tore pro Spielzeit schafft, verdient 300.000 Euro netto pro Saison und mehr.
Der FC Südtirol wird in der Serie B einer der „ärmsten“ Clubs sein, der sich mit großen Traditionsclubs wie den Serie A-Absteigern Venedig, Genoa und Cagliari messen muss.
Mehr noch: Die finanzstarke City Football Group aus Abu Dhabi, die Manchester City kontrolliert, hat vor wenigen Tagen für rund 13 Millionen Euro 80 Prozent der Aktien des Serie-B-Aufsteigers Palermo erworben. Es ist klar, dass die Scheichs aus Abu Dhabi alles tun werden, damit Palermo so schnell wie möglich in die Serie A aufsteigt.
In dieser Welt der Großen und Reichen will der FC Südtirol mitmischen.
Die SPIELERGEHÄLTER in der Serie B
Club Spielergehälter (Bruttobetrag) Platz in der Meisterschaft
Parma 32,5 Millionen Euro 12.
Monza 21,3 Millionen Euro 4. (Aufstieg in die Serie A)
Benevento 17 Millionen Euro 7.
Cremonese 14 Millionen Euro 2. (Aufstieg in die Serie A)
Frosinone 12,4 Millionen Euro 9.
Brescia 11,6 Millionen Euro 5.
Lecce 11,6 Millionen Euro 1. (Aufstieg in die Serie A)
Ternana 10,3 Millionen Euro 10.
Reggina 9,7 Millionen Euro 14.
Crotone 9,6 Millionen Euro 19. (Abstieg in die Serie C)
Spal 9,3 Millionen Euro 15.
Pisa 9 Millionen Euro 3.
Como 8,9 Millionen Euro 13.
Ascoli 7,7 Millionen Euro 6.
Alessandria 7,4 Millionen Euro 18. (Abstieg in die Serie C)
Vicenza 7,3 Millionen Euro 17. (Abstieg in die Serie C)
Pordenone 7 Millionen Euro 20. (Abstieg in die Serie C)
Perugia 6,4 Millionen Euro 8.
Cosenza 4,5 Millionen Euro 16.
Cittadella 3,3 Millionen Euro 11.
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Kommentare (1)
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prof
Habe gehört,daß anscheinend Red Bull (mit 100 Mil. E) bei den FCS einsteigen
wollte,für mich allerdings wenig glaubhaft. Anscheinend hat der FCS abgelehnt,da die jetzige Führung dann ja nichts mehr zu sagen hätte. Sollte es aber wirklich so sein ,so wird dies früher oder später passieren wenn man in der Serie B mithalten will und vielleicht später sogar in die Serie A aufsteigen will.
Schauen ob das Gerücht stimmt und dem A: Oberhofer diesbezüglich etwas bekannt ist.