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„Bis aufs Äußerste provoziert“

Er hat eine Wohnung an Mietnomaden vermietet, seitdem durchlebt seine Familie einen Alptraum. Jetzt spricht der Passeirer Gregor Fauner und erklärt, warum er Selbstjustiz übte.

von Artur Oberhofer

Gregor Fauner ist sich bewusst, dass das, was er getan hat, nicht richtig ist.

„Ich will nichts schönreden“, sagt der Passeirer Ex-Gemeindepolizist und Baggerfahrer denn auch, „Gewalt ist Gewalt, und Gewalt ist immer ein Zeichen von Schwäche.“

Aber, so fügt er hinzu, er und seine Familie seien sechs Monate lang „bis aufs Äußerste schikaniert und provoziert worden und einem regelrechten Psychoterror ausgesetzt gewesen“.

Als er dann an einem Abend vor zwei Wochen, als der Passeirer Mietnomaden-Fall vollends eskalierte, das Blut über das Gesicht seines Freundes rinnen sah, habe auch er Rot gesehen. Gregor Fauner ist zu seinem Auto gerannt, hat die Wagenheberstange geholt und ist mit dieser auf die Mietnomaden losgegangen.

Für zwei Mietnomaden endete die handfeste Auseinandersetzung mit einem Spitalsaufenthalt.

Zwei Wochen nach der Gewaltorgie reflektiert Gregor Fauner über das Geschehene. „Ich habe keinen Ausweg mehr gesehen“, sagt er, „ihre Taktik war es, uns zu provozieren, und diese Taktik, das muss man sagen, ist ihnen aufgegangen.“

Dass die mazedonischen Mietnomaden, die Anfang November vergangenen Jahres in seine Wohnung in St. Leonhard in Passeier eingezogen waren, es darauf angelegt hatten, ihn zu provozieren und zu unüberlegten Handlungen hinzureißen, leitet Gregor Fauner von dem Umstand ab, dass Mitglieder der mazedonischen Familie die Schlägerei mit ihren Handys gefilmt haben.

Reinhard Fauner im Spital

„Sie haben diese Videos dann sofort den Carabinieri übergeben und waren sicher, dass ich verhaftet würde.“

Dazu sei es allerdings nicht gekommen, man habe ihn noch in der Nacht wieder nach Hause gehen lassen, und zwar nach telefonischer Rücksprache mit dem diensthabenden Staatsanwalt.

„Ja“, räumt Fauner ein, er sei „grob gewesen“, aber er habe aus purer Notwehr gehandelt.

Zuvor hätten die Mietnomaden nämlich seine Schwester Tatiana und seinen alten Vater, der bereits vor Wochen von den Mietnomaden krankenhausreif geschlagen worden war, provoziert und bedroht.

Hätte dieser Gewalt-Epilog vermieden werden können?

Gregor Fauner hat sich bereits vor Wochen, als die TAGESZEITUNG den krassen Mietnomaden-Fall aus Passeier öffentlich gemacht hat, darüber beschwert, dass Vermieter gesetzlich nicht geschützt seien und keine Handhabe gegen Mietnomaden hätten.

Damals sagte der Passeirer Baggerfahrer sybillinisch: „Wenn mir das Gesetz nicht hilft …“ Und brach den Satz ab.

Gregor Fauner und dessen Angehörige haben zwar den Rechtsweg beschritten. „Bis wir diese Leute per Gerichtsbeschluss aus der Wohnung hinausbekommen hätten, wären noch Monate, wenn nicht gar Jahre vergangen“, glaubt Fauner, der Wert auf die Feststellung legt, dass seinem Tun keine Ausländerfeindlichkeit zugrunde liege.

„Im Gegenteil“, sagt der Passeirer, „ich verabscheue mit jeder Faser meiner Seele die Ausländerfeindlichkeit, für mich arbeiten Ausländer, Albaner, mit ihnen habe ich ein ausgezeichnetes Verhältnis.“ Vielmehr sei es das Verhalten bestimmter Ausländer – Fauner meint „seine“ mazedonischen Mietnomaden –, das Phänomen wie Ausländerfeindlichkeit und Vorurteile aufkeimen lasse.

Das, was schlussendlich in seinem konkreten Fall zur Gewalteskalation geführt habe, sei ein toxischer Mix aus krimineller Energie, Provokation, Arroganz und Bosheit gewesen, glaubt Gregor Fauner. Er selbst identifiziert sich mit einem angeblichen Spruch des 2016 verstorbenen Bud-Spencer-Darstellers Carlo Pedersoli, der gesagt haben soll: „Es gibt keinen Böseren als den Guten, der böse wird.“

Er sei, sagt Gregor Fauner, und alle Menschen im Tal könnten dies bezeugen, kein gewaltbereiter Mensch. Im Gegenteil. „Ich habe noch nie in meinem Leben zusammengeschlagen“, so der Mann aus St. Martin, „ich bin Jäger, aber ich könnte nicht einmal eine Katze abschlagen, und als Jäger habe ich auch schon mal Rotz und Wasser geplärrt, weil mir ein Tier, das ich geschossen habe, derbarmt hat.“

Wenn er über das Geschehene sinniert, kommt Gregor Fauner immer wieder auf den einen Fixpunkt zurück: Er habe einfach keinen Ausweg mehr gesehen.

Er sei sich bewusst, dass es nicht richtig war, mit der Krickstange auf die Mietnomaden loszugehen. „Aber was hätte ich tun sollen?“, fragt Fauner und beantwortet die Frage gleich selbst:

„Wir wurden monatelang provoziert, meine Schwester und mein Vater, die in dem Haus in St. Leonhard wohnen, hatten kein Leben mehr, den Behörden und den Carabinieri waren aufgrund der laschen Gesetze die Hände gebunden, wir wurden mit dem Abschlagen bedroht, wir wurden sekiert und provoziert, irgendwann würde sich jeder Mensch wehren.“

Die verwüstete Wohnung

Nein, leid tue es ihm nicht, dass er zugelangt habe. „Hätten wir die Herrschaften etwa auf einen Diwan setzen und hinaustragen müssen“, fragt er – und gibt sich wiederum selbst eine Antwort: „Ich sage es ganz ungeschminkt: Diese Herrschaften sind ins Passeiertal gekommen und haben geglaubt, sie befänden sich in einem zivilisierten Tal: Aber dem ist nicht so.“

Gregor Fauner sieht sein Handeln kritisch, pocht aber auf das Recht auf Notwehr und Selbstverteidigung. Und er ist sich dessen bewusst, dass auch auf ihn Unannehmlichkeiten zukommen könnten.

Die Mietnomaden werden ihn wohl wegen Körperverletzung verklagen.

Gregor Fauner sieht einem etwaigen Strafverfahren gelassen entgegen. „Die sollen nur kommen“, sagt der Baggerfahrer.

Auch eine Rache fürchtet Fauner nicht, obschon er inzwischen weiß, dass die Mietnomaden, die bei ihm ein halbes Jahr lang gewohnt haben, Mitglieder einer rund 50-köpfigen Großfamilie sind, die sich in verschiedenen Teilen Südtirols aufhält. „Das Familienoberhaupt hat mir ausrichten lassen, dass er mich erschlägt, ich habe ihm ausrichten lassen, er soll nur kommen“, kontert Gregor Fauner.

Und er fügt hinzu: „Auch wir in Passeier sind eine große Familie.“

Hier sehen Sie das VIDEO der verwüsteten Wohnung.

Der Hintergrund

Der Passeirer Mietnomaden-Fall beginnt im November vergangenen Jahres, als Gregor Fauner auf Facebook eine Mietwohnung anbietet.

Kurz darauf meldete sich ein Mazedonier. Obwohl er von dem Paar, er 39, sie 38, das sich bei ihm vorstellte, keinen guten Eindruck hatte, vermietete Fauner die 65-Quadratmeter-Wohnung um den (stolzen) Preis von 1.000 Euro im Monat.

Für Gregor Fauner und seine Angehörigen begann damit ein Alptraum.

Vater Fauner, der im Stock unter der vermieteten Wohnung wohnt, und die anderen Hausbewohner, darunter auch die Schwester von Gregor Fauner, die im Halbparterre wohnt, wurden in der Folge unfreiwillige Ohrenzeugen von wilden Hauspartys, die bis in die frühen Morgenstunden dauerten.

In der Wohnung hauste das mazedonische Paar mit der 18-jährigen Tochter und drei Buben, 15 bis 17 Jahre alt.

Auf die monatlichen Mietzahlungen der mazedonischen Familie wartete Gregor Fauner vergeblich.

Zum ersten Mal eskalierte der Mietnomaden-Fall in der Nacht auf den 9. Mai dieses Jahres.

Nachdem die mazedonischen Untermieter wieder einmal die Nacht zum Tag gemacht hatten, klingelte Gregor Fauners Vater um 06.00 Uhr früh bei der Familie, um sich zu beschweren. In der Folge kam es zu einer tätlichen Auseinandersetzung, in deren Verlauf das mazedonische Familienoberhaupt den alten Mann krankenhausreif geschlagen hat.

Am Mittwochabend eskalierte der Streit vollends. Nachdem die Mietnomaden Schmutzwasser, Damenbinden und Fäkalien in den Garten der Fauner-Schwester warfen, rückte Gregor Fauner mit zwei Freunden an. Als einer seiner Freunde sich eine blutige Nase holte, langte Fauner zu …

 

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (9)

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  • andreas

    Hätte er es nicht angekündigt, könnte man es als Kurzschlußreaktion ansehen.
    So war es nun mal Vorsatz, unabhängig davon, dass es durchaus verständlich ist.

    • gorgo

      Typisch für dich. Für solche Typen hast du Verständnis.
      Ich fasse dir die Geschichte nochmals zusammen.
      Vermietet sein Dachstübchen um 1000€, macht munter bei Sozialbetrug mit, vermietet doch glatt an eine 18jährige.
      Als der Tepp merkt, was er sich ins Haus geholt hat, bzw. ins Haus seiner Eltern!, geht sofort der Kleinkrieg los. Zum Schluss kommt noch eine Eisenstange ins Spiel.
      Ich entschuldige das Verhalten der Mieter nicht. Aber wenn sich alle Vermieter so gebärden würden, um unliebsame Mieter loszuwerden gute Nacht.
      Jetzt hat er zu den ausstehenden 3 Monatsmieten, dem Dachschaden halt noch einen Sachschaden.
      Kannst im ja was spenden, wie dieser komische Deutsche.

  • gerhard

    Wenn er bestraft wir hoffe ich, das er Gelegenheit erhält, seine Kontoverbindung zu veröffentlichen.
    Mit sehr großer Freude beteilige ich mich an seiner Strafe.
    Die Prügel für dieses Pack sind es allemal wert.

  • segadigon

    in der schweiz holt man die hells angels und raus mit den mietnomaden

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