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„Headset“ für den Notfall

Der im terraXcube getestete Prototyp zur Messung der Körpertemperatur und anderer Vitalparameter wurde patentiert. Das Im-Ohr-Gerät eignet sich besonders für notfallmedizinische Einsätze. 

Bei einem Notfalleinsatz ist die Messung von Vitalparametern meist kein leichtes Unterfangen. Die Unfallopfer sind oft außer Stande zu kooperieren, die Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt und die mitgeführte Ausrüstung spärlich – man denke etwa an einen Hubschraubereinsatz oder an einen Bergunfall im unwegsamen Gelände.

Eurac Research hat gemeinsam mit den Unternehmen Minnova Med und Kerr Srl ein feldtaugliches, nicht-invasives und einfach zu bedienendes Gerät entwickelt und patentiert, das Kerntemperatur, aber auch Sauerstoffsättigung und Herzfrequenz misst. Das Gerät sieht aus wie ein Headset und verwendet Sensoren im äußeren Gehörgang. Im terraXcube wurde es nun bei Temperaturen zwischen -10 und +20 Grad getestet.

Besteht in medizinischen Notfällen der Verdacht einer Unterkühlung (Hypothermie), ist die Messung der exakten Kerntemperatur ausschlaggebend für eine korrekte Triage und Behandlung. Doch die Kerntemperatur lässt sich nicht leicht messen: Die handelsüblichen Thermometer sind nicht auf tiefe Temperaturen ausgelegt und messen nicht präzise, wenn sie unter widrigen Umweltbedingungen zum Einsatz kommen. Die in Krankenhäusern verwendeten Messsonden wie die Ösophagussonde (Sonde in der Speiseröhre) können im Gelände meist nicht eingeführt werden.

Das Team von Eurac Research hatte den dringenden Bedarf eines feldtauglichen Gerätes vor Augen, als es auf Initiative von Hermann Brugger und Giacomo Strapazzon und mit technischer Unterstützung der Südtiroler Unternehmen Minnova Med, vertreten durch Michaela Egebrecht, und Kerr Srl, vertreten durch Andrea Stona, das Gerät MedSENS konzipierte, das verschiedene Vitalparameter im äußeren Gehörgang misst.

„Auch dank unserer Erfahrung in der Bergrettung und im Rettungsdienst wussten wir, dass wir ein nicht-invasives und einfach zu bedienendes Gerät wollten, das die Temperaturmessung mit der Messung der Sauerstoffsättigung kombiniert“, erinnert sich Michela Masè, Physikerin und Forscherin bei Eurac Research. „Es gibt bereits Geräte auf dem Markt, die ins Ohr eingeführt werden können, aber sie sind zu empfindlich gegenüber der Außentemperatur und daher im Gelände nicht zuverlässig. Das war unser Ausgangspunkt.“

Das Herzstück von MedSENS ist ein kleines weiches Messgerät mit innovativen Sensoren, den das Rettungsteam in das Ohr des Unfallopfers einsetzt und anschließend mit einem isolierenden Kapselgehörschützer bedeckt. Am Gerät ist ein kleiner Bildschirm angebracht, der die Messwerte in Echtzeit anzeigt. Neben Körpertemperatur misst MedSENS auch Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung und vermittelt so ein vollständiges Bild der wichtigsten Vitalparameter. Die Daten sind nicht nur auf dem Gerät zu lesen, sondern können auch drahtlos an jedes medizinische Überwachungsgerät übertragen werden.

Zwei Versuchsserien fanden im terraXcube statt, dem Zentrum für Extremklimasimulation. Insgesamt waren 40 Personen beteiligt, darunter auch Studenten des Internationalen Masterstudiengangs für alpine Notfallmedizin. Bei simulierten Einsätzen zwischen -10 und +20 Grad Celsius musste das Rettungsteam das Gerät einsetzen, und die Versuchspersonen wurden sowohl über MedSENS als auch über eine Ösophagussonde überwacht. „Mit unseren Tests verfolgten wir zwei Ziele“, erklärt Alessandro Micarelli, HNO-Arzt und Forscher bei Eurac Research, „zum einen wollten wir sicherstellen, dass das Gerät einfach in der Handhabung ist, auch wenn es sehr kalt und die Beweglichkeit der Hände eingeschränkt ist; zum anderen haben wir überprüft, ob die Messungen von MedSENS mit denen der eingeführten Ösophagussonden übereinstimmen.“

Nachdem der Prototyp alle Tests bestanden hat, wurde er patentiert. Die Forschergruppe sucht nun nach Partnern, die an Produktion und Vermarktung interessiert sind.

„Ich hoffe, dass dies so bald wie möglich geschieht: MedSENS, das für Einsätze in extremen Situationen entwickelt wurde, könnte nämlich auch ein sehr nützliches Gerät in der ambulanten Medizin und im Krankenhaus sein, zum Beispiel vor, während und nach Operationen“, kommentiert Giacomo Strapazzon, Direktor des Instituts für alpine Notfallmedizin von Eurac Research. „Dieses Patent wäre ohne die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft – zwischen Eurac Research und NOI Techpark – nicht möglich gewesen.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

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