Die Flaschen-Krise

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Die Rohstoffkrise und die massiv gestiegenen Energiekosten sorgen für Engpässe bei Glasflaschen – und machen diese teurer. Gehen uns bald die Flaschen aus?
von Lisi Lang
Die Produktion von Glasflaschen ist sehr energieaufwändig, und weil die Preise für Energie und Rohstoffe derzeit steigen, steigt auch der Flaschenpreis an. Das merken auch die Kellereien und Brauereien im Land. „Dieses Thema beschäftigt uns derzeit relativ stark“, sagt Andreas Kofler, Obmann der Kellerei Kurtatsch und Präsident des Konsortiums Südtiroler Wein. „Wir selbst hatten im Betrieb Probleme, weil Flaschen nicht geliefert wurden“, so Kofler. Man habe bislang zwar alles abfüllen können, dafür habe man aber längere Wartezeiten in Kauf nehmen oder umplanen müssen. „Man muss kompromissbereiter sein, weil man oft die Form oder Farbe der Flaschen, die man gerne haben möchte, nicht bekommt“, erklärt Andreas Kofler. Für Kellereien, die mit personalisierten oder speziellen Flaschen arbeiten, sei das Umplanen meist aber nur schwer möglich, weshalb man warten müsse. „Wir konnten z.B. drei Monate lang keinen Roséwein abfüllen, weil wir keine weißen Flaschen bekommen haben – es ist wirklich ein Kampf derzeit“, sagt Andreas Kofler.
Den Brauereien in Südtirol geht es ähnlich, auch sie kämpfen mit steigenden Kosten und langen Lieferzeiten. „Es ist einfach alles teurer geworden und auch wir in unserer Brauerei warten ewig auf Flaschen, Kartone und auch Kronkorken“, sagt Gregor Wohlgemuth, der Präsident der Südtiroler Wirtshausbrauereien. Die Lieferung von Flaschen sei derzeit wirklich sehr knapp. „Wir bekommen nächste Woche Flaschen, die eigentlich bereits vor mehreren Wochen hätten geliefert werden sollen“, sagt der Brauer von der Brauerei Hubenbauer.
Und diese Verzögerungen sorgen natürlich für Probleme – nicht, weil das Bier in den Fässern und Tanks schlecht wird, erklärt Gregor Wohlgemuth, aber weil man die Kunden und Händler nicht mehr beliefern kann.
Andreas Kofler und Gregor Wohlgemuth sind sich auf jeden Fall einig, dass die fehlende Planungssicherheit derzeit mit das größte Problem ist. „Man bekommt von den Glasereien keine Sicherheiten und weiß einfach nicht, wann, wie viele und welche Flaschen geliefert werden“, erklärt der Präsident des Konsortiums Südtiroler Wein. „Wir hatten wirklich bislang noch nie mit Engpässen bei den Flaschen zu kämpfen, aber jetzt plötzlich gibt es Schwierigkeiten“, ergänzt Gregor Wohlgemuth.
Eine weitere Herausforderung stellt der steigende Preis für die Flaschen dar. „Die Preise steigen gewaltig“, sagt der Obmann der Kellerei Kurtatsch. Bislang könne man zwar noch nicht sagen, dass die Preise durch die Decke gehen, „dennoch sprechen wir von Jänner bis jetzt bei den Glasflaschen von einer Preissteigerung von 25-35 Prozent – und das ist wirklich viel“, erklärt Andreas Kofler.
Angesichts dieser Preissteigerungen überlegt die Südtiroler Weinwirtschaft auch, wieder verstärkt auf Mehrwegflaschen zu setzen. „Wenn man so einen regionalen Markt hat wie wir, dann kann man vielleicht überlegen, wieder mehr mit Mehrwegflaschen zu arbeiten, aber dafür braucht es ein gutes Konzept, die technischen Voraussetzungen und eine funktionierende Logistik – und daran muss man arbeiten“, erklärt Andreas Kofler. In der Agenda 2030 habe man aus umwelttechnischen Gründen bereits vor dieser Rohstoffkrise festgehalten, dass man sich mit diesem Thema beschäftigen will. „Wir wissen, dass 50 Prozent des CO2-Fußabdruckes einer Flasche Wein durch die Produktion des Glases entstehen und deswegen war dieser Punkt schon immer auf unserem Schirm, die Preissteigerungen könnten diese Umstellung aber beschleunigen“, erklärt der Präsident des Konsortiums Südtiroler Wein.
Einwegflaschen waren auch für die Wirtshausbrauereien bislang kein Problem, weil die Verfügbarkeit gegeben war und die Reinigung von Flaschen im kleinen Stil vom energetischen Aspekt nicht sinnvoll gewesen ist. Eine Umstellung dieses Systems auf Mehrwegflaschen dürfte aber schwierig werden, da die Wirtshausbrauereien einerseits verschiedene Flaschen nutzen und es neben der Reinigung an sich auch eine logistische Herausforderung wäre.
Aber werden die Flaschen irgendwann knapp werden? Riskieren Kellereien und Brauereien auf ihren Produkten sitzen zu bleiben? „Die Situation ist wirklich ungut und man hat auch ein bisschen Bauchweh, weil man nicht abschätzen kann, wie es weitergeht – es kann sicher auch zu Schwierigkeiten kommen“, sagt Andreas Kofler.
Teurere Flaschen, steigende Energie- und Rohstoffpreise, Verpackung und Transport werden ebenfalls teurer – steigen bald auch die Preise für Bier und Wein? „Im Moment ist die Situation noch überschaubar, aber wenn die Preise für Energie, Rohstoffe usw. weiter steigen, wird sich das früher oder später sicher auch auf den Bierpreis auswirken“, sagt der Präsident der Südtiroler Wirtshausbrauereien. „Die Preissteigerungen haben sich bereits auf den Endpreis niedergeschlagen und man hat auch schon diskutiert, eine zweite Preiserhöhung im Jahr zu machen – dazu ist es bislang zwar noch nicht gekommen, aber wenn es so weitergeht, wird man auch um eine solche Maßnahme nicht drum herum kommen“, sagt Andreas Kofler. Dazu komme, dass eigentlich auch die Bauern mehr Geld für ihre Trauben bräuchten, weil auch sie ebenfalls mit Kostensteigerungen in verschiedenen Bereichen, bei Produktion, Treibstoff und Co. zu kämpfen haben.
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