Die Vordenker
Frische Ideen für Tourismus & Landwirtschaft: VordenkerInnen arbeiten in einem Workshop innovative Lösungen und Unternehmensideen aus.
Ein Gastro-Landwirtschaft-„Tinder“ fürs Produkt-Matching. Ein Jobtausch zum besseren gegenseitigen Verständnis von Agrar und Tourismus. Eine neue Autarkie der Bauern, die künftig gezielt für die Gastronomie produzieren und somit ihre Produktion umstellen könnten.
Das sind drei der Ideen, die vor Kurzem bei einem Design-Thinking-Workshop zum Zusammenspiel von Tourismus und Landwirtschaft lanciert wurden. Vordenker*innen diverser Branchen waren dabei eingeladen, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wie beiden Sektoren künftig Synergien besser nutzen können. Das Thema Tourismus & Landwirtschaft ist das erste von sechs Fokusfeldern, die in der neuen Südtiroler Tourismusstrategie festgeschrieben sind und jetzt angegangen werden.
Der Workshop – organisiert von IDM Südtirol in Zusammenarbeit mit dem Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) und dem Südtiroler Bauernbund (SBB) – war der Startschuss für diese Arbeiten, nächster Schritt ist die Einrichtung einer Wissensplattform mit fachspezifischen Inhalten, die zu Innovationen im Bereich Tourismus anregen sollen.
Wie kann man konkret etwas verändern, damit die zwei für Südtirol so wichtigen Wirtschaftszweige künftig besser zusammenarbeiten, voneinander profitieren und durch Kooperationen Innovationen schaffen?
Das war die Fragestellung des Workshops, bei dem sich etwa 70 Vordenker*innen aus den Bereichen Tourismus, Landwirtschaft, Wissenschaft sowie Unternehmer*innen diverser Branchen zusammengefunden hatten. Experten des deutschen Zukunftsinstituts entführten die Teilnehmer*innen dabei auf eine Zeitreise in die Zukunft, um die Ideenfindung anzukurbeln. Dass die Inspiration funktioniert hat, zeigt die Fülle an Vorschlägen, die beim Event gesammelt wurden.
Eine Idee sieht etwa vor, dass Landwirt*innen und Touristiker*innen zeitweilig ihren Job tauschen sollten, um sich gegenseitig besser zu verstehen und sich in die Bedürfnisse und Anliegen des anderen besser einfühlen zu können. Dieser Austausch könne bereits in den fachspezifischen Schulen durch den Ausbau des Ausbildungsplans gefördert werden, so die Teilnehmer*innen.
„Es ist sehr wichtig, dass sich das Verständnis der beiden Sektoren füreinander erhöht“, sagte Arnold Schuler beim Workshop, als Landesrat für Tourismus und Landwirtschaft für beide Bereiche zuständig. „Nur so können wir die Bereitschaft zur Innovation in beiden Branchen fördern. Wenn wir für neue Lösungen offen sind, schaffen wir es, für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein.“
Angedacht wurde im Workshop auch eine eigene Gastro-Landwirtschaft-Onlineplattform nach dem Motto: Ich suche/ich biete. Landwirt*innen könnten dort ihre Produkte anbieten, Gastwirt*innen ihre Produktanfragen einstellen. „Regionale Produkte sind sehr gefragt bei den Gästen“, bestätigte IDM-Präsident Hansi Pichler.
„Eine enge Zusammenarbeit der beiden Bereiche ist essenziell, weil beide sehr voneinander profitieren können“, so sein Schluss. Das unterstrich auch Gottfried Schgaguler, Mitglied des Landesausschusses des HGV, der auf die Wichtigkeit kleiner Kreisläufe hinwies: „Wo immer es geht, sollten wir die Lieferwege unserer Lebensmittel kurzhalten, um Verkehr zu reduzieren. Das gilt eben auch für den Warenkauf, wo wir auf mehr Regionalität setzen müssen und dadurch auch die Wertschöpfung in Südtirol steigern“.
Eine neue Autarkie war der Kern einer weiteren Idee der Workshop-Teilnehmer*innen, nach der Bauern in Zukunft genau jene Produkte produzieren sollten, die im Tourismus gefragt sind. Das hieße etwa, dass künftig mancherorts von Apfel- auf Kartoffel- oder Karottenproduktion umgestellt werden könnte. Die Mehrkosten dafür könnten übergangsweise aus einem Solidaritätsfond bezahlt werden.
Ein Hand-in-Hand-Arbeiten der beiden Sektoren sei früher gang und gäbe gewesen, erinnerte SBB-Obmann Leo Tiefenthaler: „Bis vor etwa 100 Jahren waren die Gastronomie und die Landwirtschaft sich sehr nahe und arbeiteten eng zusammen. Zum Beispiel die Dorfgasthäuser, die gleichzeitig Bauernhöfe waren. Durch den Generationswechsel und die Trennung der Betriebe haben sie sich voneinander entfernt. Diese Zusammenarbeit künftig wieder zu stärken, ist uns ein großes Anliegen.“
Vorgeschlagen wurde auch eine neue Art der Erfolgsmessung im Tourismus, bei der nicht die Anzahl der Nächtigungen im Vordergrund steht, sondern Kriterien rund um die Nachhaltigkeit. Ein weiterer vorgebrachter Lösungsansatz besteht darin, ein neues Angebot zum Thema Outdoor-Wellness auszuarbeiten; statt neuer Infrastrukturen in den Hotels sollte dabei die Natur als Ressource genutzt werden, etwa mittels Außen-Kräutersauna oder bei Kneipp-Anlagen. Eine Auswahl der Ideen wird von einer Fachjury bewertet, die besten werden begleitet und in die Umsetzung gebracht.
Nächster Schritt nach der Zukunftssimulation ist die Einrichtung einer Innovationsplattform zum Thema Agrar-Tourismus-Synergie. Auf dieser digitalen Wissensplattform werden in Zukunft diverse Inhalte in Form von Videos, Podcasts, Fachartikeln, Studienreisen, usw. aufbereitet.
Ziel dieser Plattform ist es, interessierte Unternehmer und Stakeholder zu Innovationen im Bereich Tourismus zu inspirieren. Über die Plattform können auch Ideen und Lösungsansätze eingereicht werden, jedes Jahr sollen Inhalte zu weiteren bearbeiteten Fokusfeldern folgen.
Nach den Vorstellungen von IDM soll sich die Innovationsplattform über die Jahre zu einer digitalen Zukunftsuniversität entwickeln.
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Kommentare (3)
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andreas1234567
Hallo zum Nachmittag
was bliebe eigentlich von dem Artikel über wenn es um Wortblasengeschwätz, englischen Sprachpunsch,Gendersternchenblödsinn und alle Sätze ohne Aussagekraft erleichtert werden würde?
Wahrscheinlich „ Touristiker und Bauern denken gemeinsam über gemeinsame Projekte zum beiderseitigen Nutzen nach“
Mehr steht da auch nicht aber dann wäre ja die Wichtigkeit von IDM, HGV und SBB dahin wenn es jeder Stallknecht versteht
Almgrüsse
rumer
Im Unterland Kartoffeln anstatt Äpfel macht keinen Sinn, Kartoffeln werden im Pustertal genug für ganz Südtirol produziert.
Wie kann man die Gastwirte dazu bringen mehr regionale Produkte zu kaufen?
Z.B. könnte die Gemeinde Bruneck dem sizilianischen Wirt, der nur sizilianischen Wein anbietet, kündigen.
dn
Wieviel verstehen die Denker hier wirklich von Tourismus und Landwirtschaft?