„Neue Normalität“
Die Beschäftigung hat das Vor-Corona-Niveau mindestens erreicht, in einigen Branchen übertroffen. Das belegt der Arbeitsmarktbericht November 2021 – April 2022, der in Bozen vorgestellt worden ist.
Der Südtiroler Arbeitsmarkt bietet im Zeitraum November 2021 bis April 2022 ein facettenreiches Bild: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum – dem tourismusfreien Winter 2020/2021 – ist der Anstieg der Beschäftigung mit 9,5 Prozent beispiellos.
Der Vergleich mit dem Vor-Pandemie-Zeitraum November 2019 bis April 2020 ergibt ein Plus von 1,3 Prozent, was einem jährlichen Zuwachs von 0,6 Prozent im Jahr entspricht und damit das Wachstum der Jahre 2008 bis 2013 nach der Weltwirtschaftskrise übertrifft.
Dies geht aus dem jüngsten halbjährlichen Arbeitsmarktbericht hervor, den Landesrat Philipp Achammer gemeinsam mit dem Direktor der Landesabteilung Arbeit, Stefan Luther, vorgestellt hat.
Arbeitsmarkt im Wandel
Obwohl der Halbjahresbericht dem Südtiroler Arbeitsmarkt eine ausgezeichnete „Wetterlage“ bescheinige, sei die Situation „sehr wechselhaft“, betonte Landesrat Achammer. Die Veränderungen in den einzelnen Arbeitssektoren, der demografische Wandel und nicht zuletzt die geänderten Einstellungen der Menschen seien Ursachen eines Wandels, auf den das Land mit einer Verstärkung der aktiven Arbeitsmarktpolitik reagieren wolle. „Dieses Bemühen findet auch in der neuen Bezeichnung der Abteilung Arbeit Ausdruck, die aufgrund des entsprechenden Beschlusses der Landesregierung seit Dienstag dieser Woche Arbeitsservice heißt“, unterstrich der Landesrat.
Als besondere Herausforderungen bezeichnete der Landesrat den Fachkräftemangel, die Langzeitarbeitslosigkeit und die rückläufigen Lehrlingszahlen. „Es fehlt nicht die Arbeit, sondern es fehlen die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen“, sagte Achammer, und betonte: „Wir werden Maßnahmen setzen, um alle Potentiale bestmöglich zu nutzen.“ Auch gelte es, die staatliche Beschäftigungsfähigkeitsgarantie „GOL“ und den Aufbaufonds PNRR zu nützen, um die Arbeitsvermittlung zu stärken.
Neue Normalität
„Die abhängige Beschäftigung hat fast überall das Vor-Corona-Niveau erreicht oder übertrifft es gar“, ging anschließend Abteilungsdirektor Luther auf die Inhalte des Halbjahresberichts ein. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sei positiv. Man sei in der Normalität zurück, aber es sei eine „neue Normalität“ mit einer hohen Dynamik.
Im Zweijahresvergleich des Zeitraums von November bis Februar können die meisten Sektoren Zuwächse verzeichnen: Besonders deutlich fallen diese im „Verarbeitenden Gewerbe“ (+2,0%), in der Bildung (+2,3%), in den „Anderen Privaten Dienstleistungen“ (+2,9%) und im Gesundheitswesen (+4,4%) aus, geringer sind sie in der Landwirtschaft (+0,1%), dem Bauwesen (+0,6%), der Öffentlichen Verwaltung (+0,4%) und im Handel (+1,3%). Einen geringeren Personalstand als vor zwei Jahren verzeichnen allerdings das Gastgewerbe (-1,6%), das Finanz- und Versicherungswesen (-0,7%) und das Sozialwesen (-0,4%).
Ukraineflüchtlinge und freiwillige Kündigungen
Luther verwies heute auf zwei aktuelle Besonderheiten: Eine ist die rasche Aufnahme ukrainischer Arbeitskräfte auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt: „Seit 1. März haben wir etwa 360 Ankünfte aus der Ukraine verzeichnet, überwiegend Frauen. Sechs von zehn dieser Neuankömmlinge arbeiten im Gastgewerbe und leisten einen Beitrag zur Milderung des Arbeitskräftebedarfs“, sagte der Abteilungsdirektor.
Die zweite eine Zunahme der freiwilligen Kündigungen der Arbeitnehmenden, insbesondere seit Oktober letzten Jahres. Dieses Phänomen der „großen Resignation“ sei zunächst in den USA verzeichnet worden und dann auf die europäischen Arbeitsmärkte übergeschwappt. „Die freiwilligen Kündigungen haben im Schnitt um 27 Prozent zugenommen, wobei die Bereiche des Sozial- und Gesundheitswesens und die öffentliche Verwaltung davon besonders betroffen sind“, sagte Luther und kündigte eine besondere Aufmerksamkeit für dieses Phänomen an.
„Diese Phänomene zeigen, wie dynamisch der Südtiroler Arbeitsmarkt auch im Schatten der Pandemie ist. Gerade deshalb ist eine starke Abteilung Arbeitsmarktservice von wesentlicher Bedeutung für das Wirtschafts- und Sozialgefüge Südtirols. Arbeitskräftepotenziale sind zu aktiveren, berufliche Übergangssituationen zu begleiten. Ich bin überzeugt, dass es in Kooperation mit den Sozialpartnern gelingt, die Attraktivität des Südtiroler Arbeitsmarktes zu stärken“, schloss Landesrat Achammer.
Zum aktuellen Arbeitsmarktbericht November 2021 – April 2022:
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Kommentare (7)
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franz19
Es fehlen nicht die Arbeitskŕäfte..solange jemand zuhause bleibt und mehr verdient als einer der arbeitet läuft etwas falsch..In Südtirol haben wir soviele Sozialschmarotzer das es einen schwindlig wird..aber die Gesetze lassen es ja zu…reddito di cittadinanza, Mietbeitrag,200 Euro Kindergeld und schnell ist man auf der gleichen Summe eines Arbeiters!!! Eine Schande eine Politik die so etwas genehmigt!!!
gorgo
Ja, brav die Credos des „Wirtschaftsgefüges“ nachplappern. Hier in Südtirol gibt es anscheinend ca. 370 Ansuchen für das reddito, diese Langzeitarbeitslosen werden den Bedarf nicht decken.
Die meisten Arbeitslosen werden durch Saisonarbeit, landwirtschaftl. Arbeit und andere befristete Verträge generiert, wobei Menschen über Jahre am gleichen Platz arbeiten aber eben Pausen einlegen müssen um wieder eingestellt zu werden. Super für das Sozialgefüge.
Die Schmarotzer sind andere.
sepp
Die schmarotzer sind typen wie der lachhammer