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„Hausgemachte Bürokratie“

Der Dachverband für Soziales und Gesundheit schlägt eine Reform des Beitragswesens im Vereinswesen vor. Damit würde das Ehrenamt spürbar entlastet. Südtirol hat hier die Zuständigkeit und muss nicht auf römische Vorgaben warten.

Aktuell sind viele gemeinnützige Südtiroler Vereine in Aufruhr, denn bürokratische und steuerrechtliche Auflagen vergällen den ehrenamtlichen Funktionär/innen zunehmend den Spaß an der Freud.

„Daran schuld sind aber nicht nur veränderte Vorgaben aus Rom. Viel Bürokratie ist hausgemacht in Südtirol“, betont Dachverband-Präsident Wolfgang Obwexer: „Landesämter und Gemeinden machen es den Vereinen nicht einfach. Hier gibt es sehr viel Potential für Vereinfachungen. Darauf weisen wir bereits seit vielen Jahren hin und haben auch sehr konkrete Vorschläge eingebracht.“

Dachverband-Geschäftsführer Georg Leimstädtner kennt die Materie seit über 25 Jahren aus der täglichen Arbeit und er ist überzeugt:

„Für eine maßgebliche Entlastung der gemeinnützigen Organisationen und der Funktionäre braucht es vor allem eine grundlegende Reform und Harmonisierung des Beitragswesens. Dies würde viel weniger Verwaltungsaufwand bedeuten. Momentan schreibt jede Behörde, egal ob in der Gemeinde, beim Land oder beim Staat unterschiedliche Prozedere vor. Vereine, die bei mehreren Behörden um Unterstützung und Beiträge ansuchen, müssen also jeweils verschiedene Reglements studieren und verschiedene Fristen beachten. Sie bekommen die Antwort oft viel zu spät und tragen bis dahin das ganze Risiko der Finanzierung, wenn es um laufende Tätigkeiten oder um Projekte geht, die einem Zeitplan unterliegen. Sie müssen derzeit für jedes Amt eine anders strukturierte Bilanz vorlegen, die Vorfinanzierung bewerkstelligen und können weder Kreditkosten noch Defizite für Beitragsfinanzierungen ausweisen. Zudem wird das Beitragswesen immer nur auf ein Kalenderjahr bezogen. Das bedeutet, wenn es angestellte Mitarbeiter gibt, kann der längerfristige Fortbestand der Arbeitsstelle nie wirklich gewährleistet werden. Das macht diese Arbeit weniger attraktiv und schränkt Entwicklungsmöglichkeiten ein.“

Der Dachverband schlägt deshalb vor, die Verwaltungsvorgaben und das Beitragswesen von Land und Gemeinden zu vereinheitlichen und zu vereinfachen.

„Die Kostenstellen in Beitragsansuchen und Abrechnungen sollen vereinheitlicht werden. Auch die Fristen sind zu vereinheitlichen und so vorzusehen, dass eine Bearbeitung in den Ämtern und Auszahlung der gewährten Beiträge rechtzeitig erfolgen kann. Auch eine Mehrjahresfinanzierung für laufende, gleichbleibende Tätigkeiten ist absolut wünschenswert, weil sie den Aufwand reduziert und mehr Sicherheiten bietet“, erklärt Leimstädtner.

„Auflagen dürfen nicht ausufern. Sie müssen auch für kleine Vereine erfüllbar sein. Auch die vorgesehenen Strafen bei Verstoß, Missachtung oder Vergessen bestimmter Vorgaben müssen durch Anmahnungen ersetzt und im Ausmaß reduziert werden“, betont Dachverband Präsident  Obwexer.

Um die Vereine zusätzlich zu entlasten, damit ihnen mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben und Tätigkeiten bleibt, will der Dachverband sein Hilfsangebot für Vereine ausbauen. „Wir werden den Vereinen so viel Arbeit wie möglich abnehmen und sie bestmöglich unterstützen, damit sich die Vereinigungen um ihre Mitglieder und inhaltlichen Ziele kümmern können“, so Obwexer.

 

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