Der Euregio-Wetterbericht
Mit einem Klick zum Euregio-Wetter: das zukünftige Euregioportal TINIA soll dies ermöglichen.
Wie der gemeinsame Wetterbericht für Tirol, Südtirol und Trentino im Detail aussehen soll, wurde am Donnerstagim Rahmen einer Fachtagung im Palais Widmann in Bozen den Interessensvertreterinnen und Interessensvertretern aus den Bereichen Meteorologie, Tourismus, Landwirtschaft und Bevölkerungsschutz vorgestellt. Operativ soll TINIA Anfang nächsten Jahres sein.
Die Projektleiter der Euregio haben zusammen mit den Exponenten der drei Euregio-Wetterdienste – ZAMG aus Tirol, Wetter Südtirol und Meteotrentino – einen Überblick über den bisherigen Stand des zukünftigen Euregio-Wetterportals TINIA gegeben, das den etruskischen Wettergott TINIA als Vorbild und Namensgeber hat.
Mit einem Grußwort leitete Landeshauptmann und Hausherr Arno Kompatscher das Symposium ein. „Das Wetter lässt sich nicht bestimmen, aber es lässt sich mittlerweile sehr gut vorhersagen“, erklärte Landeshauptmann Kompatscher. „Mit dem gemeinsamen Euregio-Wetterbericht gibt es nun einen zusätzlichen wertvollen Dienst, nicht zuletzt auch zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger der Europaregion.“
Kompetenzen der drei Länder bündeln
Dass ein zuverlässiger Wetterbericht von großer Bedeutung für die Bürgerinnen und Bürger in der gesamten Euregio ist, unterstrich der Trentiner Landeshauptmann und derzeitige Euregio-Präsident Maurizio Fugatti in seiner Videoansprache: „Bessere Leistungen durch Bündelung der Kräfte und Kompetenzen der drei Gebiete: Der Auftrag der Euregio spiegelt sich sehr gut in dem Projekt TINIA wider. Tirol, Südtirol und das Trentino arbeiten zusammen, um ein Werk von großer Bedeutung zu schaffen. Die Möglichkeit, sich auf präzise Wettervorhersagen zu verlassen, ermöglicht unter anderem eine bessere Koordinierung von Aktivitäten wie dem Katastrophenschutz, bei dem es bereits eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit gibt. Die Euregio wird somit immer mehr zu einer Basis, auf der konkrete und nützliche Aktivitäten für die Bürger der drei Gebiete entwickelt werden können.“
Tirols Landeshauptmann Günther Platter übermittelte seine Grüße ebenfalls über eine Videobotschaft: „Nach dem erfolgreichen Start des Euregio-Lawinenreports im Jahr 2016, der mittlerweile über zwei Millionen Zugriffe pro Wintersaison verzeichnet, setzen wir nun einen weiteren Meilenstein. Denn ebenso wie Schnee kennen auch Regen, Sonne und Gewitter keine Staatsgrenzen. Die Bürgerinnen und Bürger aber auch unsere Gäste können ab dem kommenden Jahr mit TINIA einen umfassenden Euregio-Wetterbericht nützen. Damit schaffen wir in der Europaregion einen weiteren täglichen, mehrsprachigen und modernen Bürgerdienst. Durch solche Initiativen wird die Euregio im Alltag noch mehr erleb- und spürbar.“
„Es ist dies“, unterstreicht Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler, „ein gemeinsames und in seiner Art einzigartiges Projekt: das Wetterportal in vier Sprachen in Zusammenarbeit mit drei Ländern für eine Wettervorhersage. Auch durch die Zunahme der Freizeitaktivitäten sind wir gefordert, die Systeme weiter auszubauen und zu entwickeln. Durch die Zusammenarbeit der drei Länder entsteht eine Bündelung der Erfahrungswerte und der Kompetenzen.“
Wie im Laufe der Fachtagung hervorgehoben wurde, wird die neue TINIA-Plattform die Qualität und Genauigkeit der Wettervorhersagen verbessern, sowie innovative Inhalte, auch technischer Natur, in einem einfachen und ansprechenden grafischen Format darstellen.
Verbesserung und Validierung meteorologischer Wettermodelle
Durch Analyse vorhandener Vorhersage- und Beobachtungsdaten sollen die besten der verfügbaren MOS-Systeme (Model Output Statistics) ermittelt werden. Ein gutes MOS-System korrigiert systematische Vorhersagefehler und ermöglicht genaue und detaillierte Wettervorhersagen auch für die Orte, die die Modelle nicht sehen oder nicht originalgetreu wiedergeben können.
Automatische Generierung von Wettervorhersagen
Der Projektpartner ZAMG aus Tirol entwickelt einen Algorithmus, der es ermöglicht, Wetterberichte automatisch aus den Wettersymbolen – wie sonnig, teilweise bewölkt, bedeckt mit leichtem Regen – und einigen zusätzlichen numerischen Daten – wie Schneehöhe, Stärke der Windböen, Sonnenscheindauer – zu erstellen.
Die Stiftung Bruno Kessler aus Trient wurde mit der Entwicklung eines zweiten Algorithmus beauftragt, der auf künstlicher Intelligenz („machine learning“) basiert, um Wetterberichte aus den Rohdaten numerischer Modelle zu erstellen. Ziel ist es, zukünftig automatisch Wetterberichte für alle Gemeinden innerhalb der Euregio erstellen zu können.
Automatische Übersetzung von Wettervorhersagen
Die Forscher der Bruno-Kessler-Stiftung entwickeln einen weiteren Algorithmus, der Wetterberichte automatisch von einer Sprache der Euregio in eine andere übersetzen kann. Dieser Algorithmus, der auf den Kriterien der „machine translation“ basiert, wurde speziell an Tausenden von Sätzen aus dem meteorologischen Bereich trainiert und kann auch durch die Interaktion mit dem fachkundigen Benutzer (in diesem Fall dem Meteorologen) „lernen“, wodurch er genauer und effektiver ist als die besten Systeme auf dem Markt. Dank der im Rahmen des Projekts durchgeführten Tätigkeiten kann jeder Wetterbericht schnell und effizient in die deutsche, italienische und englische Sprache übersetzt werden, was eine bessere Lesbarkeit als bei manuellem Übersetzen garantiert.
Zum Abschluss der Fachtagung gab es eine spannende Podiumsdiskussion mit drei bekannten Gesichtern aus der Wetterszene in der Euregio, Günther Geier aus Südtirol, Christoph Zingerle aus Tirol und Marta Pendesini aus dem Trentino.
Das TINIA-Projekt wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Kooperationsprogramms für Europäische territoriale Zusammenarbeit Interreg V-A Italien-Österreich finanziert. In TINIA gibt es zwei Partner: Der EVTZ Euregio Tirol-Südtirol-Trentino ist der Lead Partner, die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) der Projektpartner. Im Projekt sind auch die Wetterdienste der Länder Südtirol und Trentino sowie das Sachgebiet Hydrographie des Landes Tirol mit eingebunden.
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Kommentare (12)
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rumer
In dem Projekt geht es wohl nur um eine schöne Darstellung der Vorhersagedaten.
Woher kommen die Daten? Die Grundlage des Wetterberichts? Vom Schweizer Wetterdienst? Oder dem Deutschen?
Da bin ich mal gespannt, ob die Darstellung besser wird als z. B. die des DWDs. Wichtig ist, dass es viel kostet!
andreas
Die besten Wettervorhersagen in Südtirol macht der Florian aus Marling auf „Florians Wetterseite“.
Ein netter junger Bursche, welcher auf Facebook die Zusammenhänge erklärt und die Unwetter vom Sonntag fast auf die Minute genau vorhergesagt hat.
vinsch
Bravo Herr Kompatscher, genau das braucht das Land!!! Jetzt haben wir dank Ihnen unsere größten Probleme gelöst! Und unsere Volksanwältin Frau Morandell hat gestern in ihrem Bericht ja klar und deutlich gesagt, was uns fehlt ist eine gemeinsame Wetterkarte!!!! Treten Sie bitte endlich zurück!
wichtigmacher
Gibts wohl wieder a poor Poschtn für unsere Verlegenheits-Studenten unserer „Landesuniversitäten“
morgenstern
Man möchte es nicht für möglich halten für was Geld vorhanden ist und für was nicht.
Da werden sich die Angestellten im Pflegedienst aber freuen. (grins)
dn
Weiland hat der Sanin von „Sou sechn holt miars“ gsogg: Der Durnwalder mocht es letze Wetter und es schlechte a. Auch eine passende Wettervorhersage.
gulli
Endlich haben wir eines unserer größten Probleme gelöst!
artimar
Die (konkrete) Zusammenarbeit in der Euregio (1998) kommt offenbar nur sehr langsam bis gar nicht in Schwung. Aber immerhin. Nun neben Lawinenwarndienst auch ein Wetterdienst. Dennoch fragt man sich, wieso es eigentlich immer noch nicht gelingt, statt nur additiv eine weitere Institution/Plattform zu schaffen, die Synergien in der Euregio endlich zu einer einzigen zu bündeln.