Das Bodensymposium
Erstes Südtiroler Bodensymposium: Experten aus dem In- und Ausland referierten in Terlan über Humus in landwirtschaftlichen Böden und seine Rolle im Klimawandel.
Gesunde Böden und die Auswirkungen des Klimawandels befinden sich unter den großen Herausforderungen, die die Landwirtschaft in den kommenden Jahren beschäftigen werden.
Vor wenigen Tagen ging in Terlan und online die Premiere des Südtiroler Bodensymposiums über die Bühne. Experten aus dem In- und Ausland referierten über Humus in landwirtschaftlichen Böden und seine Rolle im Klimawandel. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Versuchszentrum Laimburg und der Freien Universität Bozen in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau und dem Felderer Terra Laboratory.
Humus steht für Bodenfruchtbarkeit. In letzter Zeit kommt ihm auch in der Klimaproblematik eine immer wichtiger werdende Rolle zu. Wie beeinflusst Humus den Klimawandel? Und warum ist er so wichtig in der Landwirtschaft? Mit diesen Thematiken befassten sich am Freitag, den 27. Mai, Forschende aus Südtirol und internationale Gastreferenten auf dem ersten Südtiroler Bodensymposium im Raiffeisenhaus in Terlan. Die Fachtagung wurde vom Versuchszentrum Laimburg und der Freien Universität Bozen in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau und dem Felderer Terra Laboratory sowie mit Unterstützung der Kammer der Agronomen und Forstwirte, Südtirol Wein und der Nachhaltigkeitsstrategie des Südtiroler Apfelkonsortiums „Sustainapple“ veranstaltet.
„Der Boden ist ein unglaublich vielfältiger Kosmos mit mannigfaltigen Funktionen. Der Großteil allen Lebens auf der Erde ist direkt oder indirekt vom Boden abhängig,“ erklärte Martin Thalheimer, Leiter der Arbeitsgruppe „Boden, Düngung und Bewässerung“ am Versuchszentrum Laimburg. Ein besonders wichtiger Bestandteil des Bodens ist der Humus, ein Komplex aus organischer Bodensubstanz.
„Ein gesunder Boden ist der Grundpfeiler unserer Landwirtschaft. Der biologische Bodenzustands-Indikator beschreibt die Vielfalt der kleinen Bodentiere und ist in unserem Land im Schnitt gut. Es gibt aber Spielraum für Verbesserungen. Insbesondere der Humusanteil im Boden kann durch gezielte kulturtechnische Maßnahmen wie ein geeigneter Dünge-Managementplan und routinemäßige Bodenproben und Bodenanalysen verbessert werden. Ich unterstütze und befürworte deshalb jegliche Maßnahmen in diese Richtung und freue mich über diese Zusammenarbeit zum Thema Humus,“ leitete der Landesrat für Landwirtschaft Arnold Schuler die Fachtagung ein.
Boden wissenschaftlich betrachtet: die Erfindung der Bodenkunde
Die Bodenkunde ist eine junge Wissenschaft. Ihre Anfänge gehen auf das 19. Jahrhundert zurück. In Südtirol hingegen begann die wissenschaftliche Betrachtung des Bodens um einiges später, im Jahre 1946, mit der Eröffnung eines kleinen Bodenlabors in der Apotheke der Familie Peer in Brixen. Im Jahre 1979 wurde dieses Labor in das Versuchszentrum Laimburg eingegliedert.
In den vergangenen Jahrzehnten entstanden weitere Strukturen, die sich mit der Thematik des Bodens befassen wie beispielsweise das private Bodenlabor Felderer Terra Laboratory in Lana, Eurac Research und die Freie Universität Bozen. Neben den chemischen Untersuchungen sind die systematische Erfassung und Kartierung verschiedener Bodentypen ein wichtiger Bereich der Bodenkunde. „In Südtirol gibt es eine Reihe von kleinräumigen Kartierungen, die eine wertvolle Datengrundlage über die Böden Südtirols darstellen. Sie könnten in eine gemeinsame Datenplattform eingespeist werden, die diese Daten für die Allgemeinheit sichert und verfügbar macht,” betonte Thalheimer.
Landwirtschaftliche Böden als Kohlenstoffspeicher
Humus entsteht durch die Aktivität verschiedenster Bodenorganismen wie beispielsweise Regenwürmer, Pilze und Bakterien. Sie bauen tote organische Substanz tierischer, pflanzlicher und mikrobiologischer Herkunft ab und durchlüften den Boden. „Humus beeinflusst die Wasserspeicherungskapazität des Bodens, die Aggregatstabilität, die Nährstoffverfügbarkeit und das Bodenleben. Da Humus zu beinahe 60% aus Kohlenstoff besteht, stellt er eine Kohlenstoffsenke dar und kann klimaschädigende Vorgänge mildern, indem CO2aus der Luft sequestriert und im Boden gebunden wird”, berichtete Christopher Poeplau vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig (Deutschland).
Grob unterscheidet man zwischen zwei Arten von Humus: Nährhumus, der schnell und einfach Nährstoffe für die Pflanzen bereitstellt, und Dauerhumus, der eine Umsatzzeit von 100 oder auch 1.000 Jahren haben kann. Allgemein gelten landwirtschaftliche Flächen mit hohen Anteilen an Dauerhumus als Kohlenstoffsenken. „Die Bewirtschaftung der Böden hat nur einen kleinen Einfluss auf die Humusgehalte. Zudem greifen landwirtschaftliche Bearbeitungstechniken meist nur in den Oberboden und nicht in den Unterboden ein. Einfluss auf den Humusanteil haben der Tongehalt des Bodens, das Verhältnis zwischen Kohlenstoff und Stickstoff, die Nähe zum Grundwasser, die Biomasseproduktion und der Klimawandel,” so Poeplau.
Humus und das Klima
Vom Humusmanagement in Zeiten des Klimawandels sprach Walter Wenzel von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU). Um Kohlenstoff im Boden zu speichern und damit der Emission von Treibhausgasen entgegenzuwirken, bedarf es einerseits der Bindung von CO2 und des Aufbaus von Humus, andererseits der Vermeidung von Humus-Verlusten. Beide Ansätze sollen in den nächsten Jahrzehnten verfolgt werden. „In der Landwirtschaft ist das Potential durch die Speicherung von Kohlenstoff in der Biomasse, insbesondere in den Böden, hoch. So können beispielsweise im Ackerland Biochar eingesetzt, Begrünungen angelegt, Ernterückstände eingearbeitet und Gehölze gepflanzt werden, um den Humusanteil zu erhöhen. Im Grünland ist es die optimale Beweidungsintensitität, die eine wichtige Rolle spielt,” erklärte Wenzel.
Am Runden Tisch: Humus als Teil der Lösung
In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Christopher Poeplau (Thünen-Institut), Walter Wenzel (BOKU), Georg Niedrist (Eurac Research), Thomas Hafner (Bio-Landwirt) und Martin Thalheimer (Versuchszentrum Laimburg) über das Potential von Humus in der Südtiroler Landwirtschaft. Organische Substanz und ein vielfältiges Bodenleben spielen eine wichtige Rolle für den Erhalt der Fruchtbarkeit, auch in Hinsicht auf die immer häufiger auftretende Bodenmüdigkeit. Schließlich sei man durch die Hagelnetzvorrichtungen gezwungen, in immer denselben Pflanzreihen anzubauen. Allgemein habe man in Südtirol aber eine relativ hohe CO2-Bindung im Boden, auch dank der Dauerbegrünungen.
Um dem Klimawandel zu begegnen, brauche es allerdings ganzheitliche und globale Strategien, die weit über die Thematik Boden hinausgehen, geeignete politische und finanzielle Rahmenbedingungen, ein kontinuierliches Monitoring sowie Synergien, wie sie sich beispielsweise beim Südtiroler Bodensymposium ergeben können.
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Kommentare (1)
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2xnachgedacht
bla bla bla… wenn sich die ü 1500mt bauern an des gelaber holtn,nor hobmr nextns a in insrn landl hungertote zu beklogn…. ausgangspunkt: wissenschaft…