„Kein gutes Jahr“
Im vergangenen Winter hat sich weniger Schnee als normal auf Südtirols Gletschern angehäuft: Dies haben die neuesten Messungen des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen ergeben.
Jährlich im Mai erfasst das Landesamt für Hydrologie und Stauanlagen in der Agentur für Bevölkerungsschutz bei Gletscherbegehungen die Winterakkumulation auf Südtirols Gletschern.
„Jahr für Jahr nimmt die Agentur für Bevölkerungsschutz – an einigen Orten unterstützt von der Landesabteilung Forstwirtschaft – in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Glaziologischen Komitee diese wichtigen Erhebungen vor“, weist Landesrat Arnold Schuler auf eine gelungene Synergie hin und unterstreicht die Bedeutung der Massenbilanz der Gletscher: „Gletscher sind gleichsam ein Spiegel des Klimasystems. In den kommenden Jahrzehnten wird die Mehrheit der Gletscher weltweit stark abschmelzen. Damit geht ein wichtiges Element im Wasserkreislauf verloren, denn die Eismassen im Hochgebirge sind als Wasserspeicher von grundlegender Bedeutung.“
Schneehöhe bei etwa zwei statt normalerweise drei Metern
„Unsere Messungen in den vergangenen Wochen zur Erfassung der winterlichen Schneeanhäufungen auf den Südtiroler Gletschern haben kein gutes Ergebnis gezeigt“, berichtet Amtsdirektor Roberto Dinale: „Selbst im Hochgebirge fiel in diesem Winter viel weniger Schnee als sonst: Auf dem Übeltalferner im Ridnauntal, wo wir die Messungen in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Glaziologischen Komitee und dem Forstinspektorat Sterzing durchgeführt haben, auf dem Langenferner im Martelltal und auf dem westlichen Rieserferner im Reintal lagen die Schneehöhen im Durchschnitt bei etwa zwei Metern im Vergleich zu den über drei Metern am Ende einer normalen Wintersaison.“
Wert nahe am Minusrekord der vergangenen 20 Jahre
In Steillagen kommt das Eis vereinzelt bereits zum Vorschein, und an den Stirnseiten betrug die Schneehöhe teilweise weniger als einen Meter. Nicht nur die Dicke der Schneedecke, sondern auch die Dichte des Schnees war überall eher gering, fasst Amtsdirektor Dinale zusammen: Die Kombination dieser beiden Faktoren führte zu einer Akkumulation von nur 600 bis 750 Litern pro Quadratmetern Wasseräquivalent, was 40 bis 50 Prozent unter dem klimatologischen Durchschnitt liegt und damit sehr nahe am Minusrekord der vergangenen 20 Jahre, der im Winter 2006/07 erreicht wurde.
Gletscher sind keine unerschöpfliche Ressource
Die winterliche Schneedecke schützt und bewahrt das Eis vor dem Schmelzen während der Sommersaison. Je weniger dick die Schneedecke ist, desto schneller erodiert die Schmelze erst den Winterschnee und in weiterer Folge das darunter liegende Eis, was zu einem erheblichen Massenverlust des Gletschers führt. „Der diesjährige Sommer verspricht also ein Sommer zu werden, der die Südtiroler Gletscher auf die Probe stellen wird“, prognostiziert Dinale.
„Die Gletscherschmelze wird zumindest den positiven Effekt haben, dass die Durchflussmengen der Südtiroler Fließgewässer wieder ein wenig ansteigen und die Wasserknappheit, die uns wahrscheinlich den ganzen Sommer über begleiten wird, zumindest teilweise abgemildert wird“, erläutert Dinale: „Wir sollten jedoch bedenken, dass Gletscher keine unerschöpfliche Ressource sind.“
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Kommentare (1)
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hallihallo
Wenn es so weitergeht , hat süfdtirol keine gletscher mehr.
Was machen wir dann mit all den glaziologen?