„Eine völlig neue Welt“
Nach dem Aufstieg des FC Südtirol in die Serie B steigen für den Club die Reisekosten um ein Vielfaches – und die Fans der Weiß-Roten können sich auf äußerst attraktive Gegner freuen.
von Artur Oberhofer
Für Fußball-Liebhaber ist es eine Zeitenwende. Denn mit dem Aufstieg des FC Südtirol in die Serie B eröffnet sich nicht nur für Südtirols einzigem Profi-Fußballclub eine neue Galaxie. Auch die Fans bekommen ab August dieses Jahres Fußballkost vom Feinsten serviert.
Die Gegner des FC Südtirol heißen künftig nicht mehr Giana Erminio oder Renate, sondern Genoa oder Cagliari.
Inzwischen stehen 18 von 20 Clubs der neuen Serie B fest. Mit den Serie-A-Absteigern Cagliari und Genoa sind zwei italienische Traditionsclubs in der Serie B gestrandet und werden ebendort um den sofortigen Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse kämpfen.
Die Fans des FC Südtirol können sich auf Heimspiele der Weiß-Roten gegen Mannschaften freuen, in deren Reihen viele ehemalige Serie-A-Spieler und bekannte ausländische Spieler kicken. „Die Serie B ist eine völlig neue Welt“, sagte FCS-Geschäftsführer Dietmar Pfeifer nach dem Aufstieg.
In der Tat: Mannschaften wie Parma, Reggina, Frosinone Spal, Bari, Ascoli und Brescia sind absolute Topclubs, die in den vergangenen Saisonen immer wieder mit dem Aufzug in die Serie A hochgefahren sind, um dann in die Serie C oder gar in die Serie D abzustürzen und sich – wie Bari heuer aus der Serie C – wieder hochzukämpfen in den Fußball, der zählt.
Das heißt: Der FC Südtirol gastiert bei Clubs, die – wie Bari – 30.000 Zuschauer anlocken. In den meisten anderen Stadien redet man von Zuschauerkulissen von 7.000 aufwärts.
Für den FC Südtirol heißt dies aber auch, dass die Reisekosten erheblich steigen werden. So müssen die Weiß-Roten bis ins über 1.300 Kilometer entfernte Reggio Calabria oder nach Cosenza (über 1.100 Kilometer) reisen. Diese Distanzen wird der FCS im Flieger zurücklegen. Dasselbe gilt für Cagliari.
Die sardische Mannschaft ist am Ende doch etwas überraschend aus der Serie A abgestiegen, während sich Salernitana (trotz einer 0:4-Heimschlappe am letzten Spieltag gegen Udinese) gerade noch retten konnte.
Hat der FCS für Transfers bislang weniger als 50.000 Euro ausgeben müssen, so werden es in der ersten Serie-B-Saison wohl über 200.000 Euro sein.
Es könnte sogar sein, dass der FCS zwei Mal auf eine Insel muss, einmal nach Sardinien und einmal nach Sizilien, denn Palermo kämpft noch – mit Feralpisalò, dem Club von Ex-Trainer Stefano Vecchi, Catanzaro und Palermo – um den Aufstieg in die Serie B.
Eine dieser vier Mannschaften wird als 19. Club in die neue Serie B aufsteigen.
Das 20. Team in der neuen Serie B wird entweder Pisa oder die Mannschaft von Silvio Berlusconi, Monza, ein, wo übrigens das ehemalige FCS-Trainergespann Giovanni Stroppa und Andrea Guerra an der Seitenlinie steht.
Das Finale zwischen Pisa und Monza um den Aufstieg wird am Donnerstag und am Sonntag ausgetragen.
Apropos Ex-Trainer: Auch der ehemalige FCS-Trainer Attilio Tesser hat heuer mit Modena den Aufstieg in die Serie B geschafft, es wird also zu einem Wiedersehen des Fußballlehrers aus Montebelluna und seinen Südtiroler Fans kommen.
Ein anderer Ex-Trainer des FCS, Marco Baroni, hat sich in dieser Saison mit Lecce aus der Serie B verabschiedet und wird nächstes Jahr in der Serie A trainieren.
Und als Trainer bei Parma ist mit Paolo Zanetti ein weiterer ehemaliger FCS-Trainer im Gespräch.
Zanetti hat heuer den Serie-A-Absteiger Venedig trainiert und wurde wenige Runden vor dem Meisterschaftsende entlassen.
Die neue Serie B
Verein Entfernung von Bozen
Ascoli 611 Kilometer
Bari (Serie-C-Aufsteiger) 953 Kilometer
Benevento 847 Kilometer
Brescia 193 Kilometer
Cagliari (Serie-A-Absteiger) 1.099 Kilometer
Cittadella 158 Kilometer
Como 306 Kilometer
Cosenza 1.133 Kilometer
Frosinone 706 Kilometer
Genoa (Serie-A-Absteiger) 411 Kilometer
Modena (Serie-C-Aufsteiger) 244 Kilometer
Parma 251 Kilometer
Perugia 519 Kilometer
Reggina (Reggio Calabria) 1.305 Kilometer
Spal (Ferrara) 248 Kilometer
FC Südtirol (Serie-C-Aufsteiger) —
Ternana (Terni) 595 Kilometer
Venezia (Serie-A-Absteiger) 225 Kilometer
Mögliche Serie-B-Teilnehmer
Pisa, Monza (Serie-B-Playoff).
Feralpisaló, Catanzaro, Palermo, Padova (Serie-C-Playoff).
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Kommentare (3)
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zeit
Und die reisekosten mit steuergeldern?
prof
zeit,es könnten auch Sponsoren Gelder sein.
heracleummantegazziani
Einer der größten Sponsoren ist aber die Dachmarke Südtirol. Woher stammt wohl das Geld?
Es ist auch schwer damit zu argumentieren, dass man sagt, das Geld der Dachmarke wird nicht für die Transfers benutzt, das ist wohl jedem klar.
Als sportlich Engagierter wünsche ich persönlich dem FCS natürlich alles Gute, aber die Gefahr, dass der Sponsorbeitrag beträchtlich erhöht wird und dann viele kleinere Vereine, für die der Beitrag der Dachmarke den Großteil ihres Haushalts ausmacht, durch die Röhre schauen, ist groß.
Unter dem marketingtechnischen Gesichtspunkt ist, objektiv gesehen, jetzt der richtige Zeitpunkt den FCS zu sponsoren, die Jahre davor waren es eher weniger und da sind auch schon jeweils über 300.000 geflossen.