Küche ohne Köche

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In der Krankenhausküche von Bruneck fehlt momentan ein Viertel der Köche. Die Angestellten bekommen nur noch ein Gericht serviert und oft einen Apfel zum Nachtisch. Das sorgt für Stress und Ärger.
von Silke Hinterwaldner
So eine Krankenhausküche ist ein Betrieb, der gut organisiert sein will. In Bruneck etwa laufen täglich 500 Essen über die Anrichte – allein für das Personal, die Patienten noch nicht mitgerechnet – da muss jeder genau wissen, was er zu tun hat. Da muss jeder an seinem Platz stehen.
Aber so einfach ist das freilich nicht: Im Krankenhaus Bruneck fehlen derzeit acht Köche, beziehungsweise spezialisierte Hilfskräfte, die in der Küche mithelfen. Das Organigramm des Krankenhauses sieht mehr als 30 Vollzeit-Mitarbeiter in der Küche vor, sobald acht Stellen unbesetzt sind, wird es schwierig. Das hat auch Auswirkungen auf den Speiseplan, wie die vielen Mitarbeiterinnen im Sanitätsbetrieb feststellen mussten. Mittlerweile gibt es in der Mensa des Brunecker Krankenhauses nichts mehr zum Aussuchen. Geboten werden für die Angestellten also nicht mehr wie vorgesehen Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise, sondern nur mehr ein Gericht. Als Nachspeise wird meist nur noch ein Apfel, eine Banane oder ein Joghurt angeboten. Die Beschwerden beim Personal häufen sich. Denn: Was soll ich essen, wenn ich gewisse Dinge einfach nicht mag, und es gibt keine Alternative? Im Notfall kann ein Stück Käse oder Thunfisch serviert werden, sagt Gerhard Griessmair.
Der Direktor des Gesundheitsbezirkes im Osten des Landes weiß aber freilich, dass dies seine Mitarbeiter selten glücklich macht. Aber warum fehlt so viel Personal in der Küche? Wer im Krankenhaus arbeiten möchte, muss derzeit nicht nur über einen Nachweis der Zweisprachigkeit verfügen, sondern mittlerweile auch über einen Impfnachweis, beziehungsweise müssen die Mitarbeiter genesen sein. Im Sanitätsbetrieb aber kann, wer von Covid 19 genesen ist nur für den Zeitraum von drei Monaten zurück an den Arbeitsplatz. Nicht alle aber wollen sich nach dieser Zeit impfen lassen. „In der Coronazeit hat sich die Situation bereits aufgestaut“, sagt Griessmair, „das hat sich mittlerweile zugespitzt.“ Zum einen sind Mitarbeiter in den Ruhestand getreten, deren Stellen nicht nachbesetzt werden konnten. Dazu kamen krankheitsbedingte Ausfälle und Angestellte, die aufgrund von Warteständen nicht am Arbeitsplatz sind. Bis Ende des Jahres greift die Impfpflicht auch für das Verwaltungspersonal, einige mussten deshalb suspendiert werden.
„Das Angebot in der Mensa mussten wir drastisch einschränken“, bedauert Direktor Griessmair. In seiner Krankenhausküche fehlen nicht nur gelernte Köche, sondern auch Leute, die mithelfen können: vom Tellerwäscher bis zur Gemüseschnipplerin.
Die Lage scheint sich in absehbarer Zeit nicht zu bessern. Das Damoklesschwert anstehender Suspendierungen schwebt immer noch über den Kochtöpfen: Manche Genesene können demnach in der Spitalküche von Bruneck nur noch einige Wochen ihren Dienst tun.
Die Mitarbeiter müssen jetzt schon verzichten, die Patientinnen bekommen noch alle Menüs angeboten. Für die Mitarbeiter in der Küche kommt noch hinzu, dass sie Überstunden leisten müssen, um überhaupt die Dienste abdecken zu können. Außerdem gab es einen Chefkochwechsel, was die Lage zusätzlich anspannte. Der Druck steigt. „Aber“, sagt Gerhard Griessmair, „ich muss auch sagen, dass sich die Mitarbeiter sehr viel Mühe geben und ihren Job gut machen.“ Er hofft nun, dass bei einem Wettbewerb im Juni zumindest einige Stellen nachbesetzt werden können. Gleichzeitig aber weiß er auch, dass der Markt so gut wie leergefegt ist. Schließlich sucht auch das Gastgewerbe händeringend nach Köchen. Und dort werden die besseren Gehälter bezahlt.
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