„Nie gekannte Teuerungswelle“
Die Bergmilch Südtirol-Mila blickt auf ein besonderes Geschäftsjahr 2021 zurück. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit Lockdowns, schwachem Tourismus im ersten Halbjahr und extremer Kostensteigerungen in der zweiten Jahreshälfte, konnte der größte Milchhof Südtirols ein gutes Ergebnis erzielen.
„Es war kein einfaches Jahr, aber wir tun alles, um die schwierige Zeit für unsere Mitglieder zu überbrücken“, sagte der mittlerweile wiederbestätigte Obmann Joachim Reinalter bei der Vollversammlung in Bozen. War die erste Jahreshälfte von schwankenden Absätzen und rückläufigen Umsätzen geprägt, mussten im zweiten Halbjahr massive Kostensteigerungen abgefedert werden.
Pandemie bremst Produktabsatz
Mit 192,8 Mio. Kilogramm (-0,1%) sank die Milchmenge der Mitglieder im Geschäftsjahr 2021 nur leicht. 89% der Rohmilch wurden zu Fertigprodukten veredelt. Die Überschussmilch stieg um knapp 30 % an, vor allem aufgrund des fast vollständigen Stillstandes in der Gastronomie und Hotellerie in den ersten Monaten des vergangenen Jahres. Leider gelang es in diesem eigenartigen Jahr nicht, die Veredelung zu steigern und die überschüssige Milch zu verringern“, sagte Geschäftsführer Robert Zampieri. Insgesamt wurden weniger Produktmengen abgesetzt. „Der Lockdown und der teilweise Gastronomie/Hotellerie-Ausfall führten in einigen strategischen Produktgruppen zu Rückgängen, in anderen Produktgruppen aber auch zu starken Zuwächsen“, sagte Zampieri. Der Joghurtabsatz sank um 2,9%, die Frischmilch ging um 5,2% zurück und auch für den Bereich Schnittkäse war das Jahr schwierig. Großen Schwankungen waren die Rahm- und Butterpreise ausgesetzt. Hingegen stieg der Absatz von Mascarpone um 9% stark, die Produktgruppe Skyr wuchs um 33% und die länger haltbare Heumilch entwickelte sich mit einem Zuwachs von 90% zu einem Erfolgsprodukt.
Milchauszahlungspreis sinkt leicht
Die Bergmilch Südtirol-Mila setzte im Geschäftsjahr 2021 Produkte im Umfang von 119,5 Mio. Kilogramm (+0,69%) ab und erzielte daraus einen Nettoumsatz von 207 Mio. Euro (+,3,4%). „Angesichts der immensen Herausforderungen konnten wir den Rückgang der Auszahlungspreise noch möglichst geringhalten“, sagte Obmann Reinalter. Geschäftsführer Zampieri sprach von einem ausgewogenen Finanzergebnis, das im Geschäftsjahr 2021 erzielt wurde. „Auch wenn die derzeitige Lage vielen Mitgliedern zu schaffen macht, konnten wir mit Einsatz und Weitsicht trotz schwieriger Zeiten viel erreichen“, meinte Zampieri.
Weiter kräftig investiert
Die Bergmilch Südtirol-Mila tätigte in den vergangenen wirtschaftlich guten Jahren große Investitionen in den Werken Bruneck und Bozen. Die Logistikerweiterung am Werksgelände Bozen wird zur Zeit in Angriff genommen (Fertigstellung voraussichtlich Mitte 2023). . Die Tochtergesellschaft Gastrofresh wurde um eine große Lagerhalle erweitert. Kräftig investierte die Bergmilch Südtirol-Mila auch in die Produktpalette und entwickelte innovative Produkte – vom Heumilch-Joghurt, Bio-Vollmilchjoghurt und Protein-Joghurt bis zum Hartkäse Dolomit und einem Grill- & Pfannenkäse.
Preisanpassungen notwendig
Geschäftsführer Zampieri ging in seinem Bericht auf die Entwicklung der Bergmilch ein. „Seit Herbst erleben wir eine nie gekannte Teuerungswelle, die unsere Betriebskosten und jene der Mitglieder in die Höhe treibt“. Die steigende Inflation und die Kriegsauswirkungen kamen noch hinzu. Die explodierenden Kosten für Rohstoffe, Energie und Verpackung konnten nur teilweise an den Markt weitergegeben werden. Auch Preisforderungen gegenüber dem Handel konnten nur zum Teil durchgedrückt werden. „Wir brauchen für unsere Produkte noch deutliche Preiserhöhungen, um die Kosten zu decken“, sagte Zampieri.
Er warnte vor weiteren Teuerungen, streute aber auch Zuversicht, weil die Bergmilch für die Zukunft organisatorisch und technisch sehr gut aufgestellt ist. Für die ersten Monate 2022 kann sie auf eine ausgezeichnete Umsatzentwicklung verweisen. „Unser Ziel ist es, die Veredelungsquote der Milch weiter zu steigern und zu optimieren und trotz der unguten Rahmenbedingungen höhere Auszahlungspreise zu erwirtschaften“, so Zampieri. Dazu soll das Produktsortiment erweitert, , die Effizienz gesteigert und Maßnahmen zur Kostensensibilisierung umgesetzt werden.
Die Bergmilch Südtirol-Mila bestellte ihren Verwaltungs- und Aufsichtsrat für die nächsten drei Jahre neu und setzt auf Kontinuität. Obmann Joachim Reinalter und Obmann-Stellvertreter Alfred Pobitzer wurden bestätigt. Bestätigt wurden die bisherigen Verwaltungsräte Martin Feichter, Jakob Gartner, Michael Treyer, Klaus Rabensteiner, Siglinde Pircher, Dietmar Zelger, Herbert Schütz, Martin Deval und Peter Pörnbacher. Neu im Verwaltungsrat sind Martin Gögele, Franz Josef Kemenater und Martin Stolzlechner.
Nicht mehr der Wahl gestellt hatten sich Josef Pichler, Franz Josef Nussbaumer und Manfred Knapp, der vor einigen Monaten an die Stelle von Paul Stolzlechner in den Verwaltungsrat nachgerückt war und nun in den Aufsichtsrat gewählt wurde. Einen Wechsel gab es an der Spitze des Aufsichtsrates. Neuer Präsident ist das langjährige Aufsichtsratsmitglied Josef Auer. Er folgt auf Richard Moser, der sich nach 15 Jahren nicht mehr der Wahl stellte. Michael Palla wurde als Aufsichtsrat bestätigt und neu im Aufsichtsrat ist Manfred Knapp. Obmann Reinalter dankte den ausgeschiedenen Verwaltungsräten und dem langjährigen Aufsichtspräsidenten Richard Moser für ihren Einsatz für die Bergmilch.
Bester Milchlieferant
Bei der Vollversammlung wurden Helmuth Oberkofler (Tennigler Hof, Ahrntal), Konrad Tscholl (Steinwandt, Martell) und Josef Holzer (Wieseler, Mühlwald) als beste Milchlieferanten 2021 der Bergmilch Südtirol-Mila mit einer Urkunde ausgezeichnet.
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Kommentare (11)
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tirolersepp
Lob an die Bergmilch !
Es geht sich einfach kein höherer Milchpreis aus, Milch ist ein Massenprodukt und wird immer billig bleiben, kostensparen hin oder her !!!!
rumer
@tirolersepp
In der Schweiz werden die Bauern deutlich besser bezahlt. Der Handel in Südtirol ruiniert die Nauern und damit unser schönes Südtirol.
hallihallo
fahr mal in die schweiz. ist nicht so weit und du wirst schnell merken, daß da alles teurer ist.
rumer
@hallohallo
das weiß ich. Hast du dir dort mal Höfe angeschaut und mit den Bauern gesprochen?
dn
Mila soll schlechter auszahlen als die kleineren Milchhöfe. Wieso?
rumer
Weil die Gastrofresh eine Million des Gewinns an den Teilhaber auszahlen muss….
klum
And the Winner (Teilhaber) is? Vielleicht so ein Milch-Zampano?
klum
Weil die Mila ihre Produkte teils günstig an ein anderes Unternehmen verkauft, welches dann saftig am Weiterverkauf verdient. Die Inhaber dieser Firma finden sich dann wieder in den Entscheidungsgremien der Mila. „Win Win“ nennt sich das.
klum
Eines fällt schon auf: Die Differenz zwischen dem Auszahlungspreis an die Milchbauern und jenem Preis den wir im Geschäft bezahlen ist in Südtirol europaweit am höchsten. Wenn wir die öffentlichen Finanzierungen von Sennereiverband, Laboren und Genossenschaften mit einrechnen, ist es zum weinen.
Wären da echte Profis am Werk, die nicht nur für die eigene Geldbörse arbeiten, dann könnte die BERGMILCH ihren Lieferanten weit mehr als 300 Steuer-Euro pro Rindviech auszahlen.