Honig im Kopf
Ein unbekannter Dieb hat einem älteren Herrn in Pfunders sein letztes Bienenvolk gestohlen. Die Empörung ist groß.
von Silke Hinterwaldner
„Du darfst nicht stehlen“, sogn die Heilign. Die Scheinheilign tions dechto.“
Mit diesem Satz beginnt Haimo Obergolser seinen Facebook-Post. Was danach folgt ist eine kleine, scheinbar unbedeutende Geschichte, die für gehörig Aufsehen im Netz sorgt. Der Tenor ist einhellig: Wie kann man so etwas nur tun?
Aber der Reihe nach: In der Nacht auf Donnerstag vergangener Woche ist an einem Hang in Pfunders ein Bienenstock gestohlen worden. Dazu muss gesagt sein: Der Besitzer ist ein Herr, der in seinem Ruhestand die Imkerei für sich entdeckt hat. Normalerweise hatte er bis zu einem Dutzend Bienenstöcke zu betreuen. Aber in den vergangenen Monaten sind es weniger geworden. Im letzten Winter sind mehrere Bienenvölker verendet – so etwas kommt immer wieder vor. Umso wichtiger war dem Mann in Pfunders sein letztes Volk.
Und jetzt das: Ein – unbekannter – Dieb hat den Bienenstock kurzerhand mitgenommen. Blöd nur: Im Laufe der vergangenen Tage waren zahlreiche der Bienen wieder an ihren „Heimatort“ zurückgekehrt. Das machen Arbeiterbienen, wenn sie nicht allzu weit davon entfernt freigelassen werden. Aber auch das macht den Besitzer traurig: Denn jetzt weiß er, dass wohl jemand aus der Umgebung seinen Bienenstock geklaut hat. Und er weiß, dass die zurückgekehrten Bienen nicht überleben werden. Ohne die Königin können sie nicht existieren.
Heimo Obergolser ist der Sohn des bestohlenen Imkers. Er sagt: „Nie und nimmer hätte ich damit gerechnet, dass diese Nachricht so hohe Wellen schlagen würde. Der materielle Schaden ist nicht groß. Aber was der Dieb getan hat, ist moralisch verwerflich und herzlos.“ Er hofft nun, dass der Dieb zumindest ein schlechtes Gewissen hat und so etwas nicht noch einmal vorkommt. Auf Facebook schreibt Heimo Obergolser: „Onständig war, wenn se do Dieb zrugbringen tat.“ Bis jetzt ist das nicht passiert. Aber es kann ja noch werden.
Und noch etwas: im Laufe der Diskussion rund um den gestohlenen Bienenstock wurde ein weiterer nicht weniger dreister Diebstahl öffentlich: Traditionell lässt man auch in Pfunders zu Ostern Speisen in der Kirche weihen. Aber als einige Familien ihr Geweihtes nach der Messe in der Kirche abholen wollten, musste drei von ihnen feststellen, dass der Korb weg war. Der Bienendieb hat mit dem Osterdieb wahrscheinlich nichts zu tun, aber für Gesprächsstoff ist gesorgt.
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Kommentare (1)
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na12
Honig im Kopf. Top Artikel! Witzig und auf den Punkt gebracht!