Du befindest dich hier: Home » News » „Den LH vergrämen“

„Den LH vergrämen“


Die SVP-Fraktion fällt dem LH und dem SVP-Chef in den Rücken: Ein externer Sanitätslandesrat komme nicht in Frage – weil zu teuer.

Von Matthias Kofler

Magdalena Amhof begreift ihre neue Aufgabe als „Chance“: „Ich möchte dazu beitragen, die Situation für die SVP wieder gerade zu biegen“, sagt die Neo-Fraktionschefin mit Blick auf den Sonderlandtag an diesem Freitag. Auf der jüngsten (laut Amhof durchaus „konstruktiven”) Fraktionssitzung verständigten sich die SVP-Abgeordneten darauf, den von Landeshauptmann Arno Kompatscher und SVP-Obmann Philipp Achammer eingebrachten Vorschlag, die Landesregierung auf acht Mitglieder zu verkleinern, geschlossen mitzutragen. Auch die Koalitionspartner Lega und Forza Italia werden für die Verkleinerung – und damit für das Ausscheiden Thomas Widmanns aus der Landesregierung stimmen. Noch völlig offen ist hingegen die Frage, wie es nach der erfolgten Verkleinerung weitergehen soll. „Wir haben die verschiedenen Optionen durchgespielt und geschaut, für was es in der Fraktion eine Mehrheit gibt”, berichtet Amhof.

In einer Pressemitteilung der drei Fraktionsvorsitzenden der Mehrheitsparteien wurden die drei Optionen angeführt, gereiht nach dem derzeitigen Zuspruchsgrad: Am meisten Chancen werden einer Umverteilung der Kompetenzen unter den verbleibenden acht Regierungsmitgliedern eingeräumt, wobei die Sanität in diesem Fall wohl beim LH bliebe. Weniger Zuspruch erntet eine eventuelle Nachbesetzung eines SVP-Abgeordneten in der Exekutive. „Niemand ist mit dieser Situation glücklich, weil Widmann wirklich gute Arbeit geleistet hat, sei es was die Pandemie-Bekämpfung als auch die Befriedung der Kleinspitäler betrifft”, bedauert Franz Locher. Laut dem Sarner sieht sich keiner der SVP-Abgeordneten darüber hinaus, in Widmanns Fußstapfen zu treten.

Noch aussichtsloser ist die von LH und Parteichef favorisierte Lösung, einen externen Sanitätslandesrat in die Landesregierung zu berufen. Laut Locher handelt es sich um die „schlimmste Option“, intern habe diese aber „keine Mehrheit“. In der SVP-Fraktion und bei der Lega führt man drei Argumente ins Feld: Erstens fehle nur noch etwas mehr als ein Jahr bis zu den Landtagswahlen, wodurch ein „Externer“ kaum Zeit zum Einarbeiten habe. Zweitens wäre eine solche Lösung mit nicht unerheblichen Mehrkosten verbunden. Und drittens schließlich sollten – wenn schon – die gewählten Mandatare den Vorzug haben. Obmann Achammer will sich zu dem De-facto-Boykott seiner Fraktionskollegen nicht äußern. Laut Parteistatut obliegt es dem LH, in Absprache mit dem Parteichef einen Vorschlag zu unterbreiten, der anschließend in den Parteigremien mit Zwei-Drittel-Mehrheit genehmigt werden muss. In der SVP-Zentrale spricht man von einer „Zwickmühle“, aus der man hart herausfinde: Einerseits hätten die verbliebenen Landesräte, insbesondere der LH, nach dem Widmann-Ausscheiden viele zusätzliche Kompetenzen zu betreuen, andererseits sei eine Berufung von außen schwer umzusetzen.

Im Team K, der größten Oppositionsfraktion, nimmt man die Turbulenzen innerhalb der SVP einerseits mit Schadenfreude, andererseits aber auch mit Sorge zur Kenntnis. Paul Köllensperger wirft dem LH vor, sich aufgrund von parteiinternen Fehden und persönlichen Befindlichkeiten mit einem Schnellschuss in eine Sackgasse manövriert zu haben. Die Gesundheitsversorgung der Bürger laufe ernsthaft Gefahr, Schaden zu erleiden. In einem Offenen Brief an den LH schlägt das Team K als „Ausweg“ aus der Krise vor, seinen Abgeordneten Franz Ploner zum Sanitätslandesrat zu machen. Der Primar und ehemalige Leiter des Krankenhauses Sterzing sei bereit, im Sinne der Verantwortung für das Allgemeinwohl diese Aufgabe zu übernehmen. Eine solche Lösung würde laut dem Team K in der Südtiroler Bevölkerung breite Zustimmung finden. Anders als bei der Berufung eines Externen reicht hierfür die absolute Mehrheit im Landtag aus. Dass die SVP-Fraktion alles daran setzt, dass die Sanitätsagenden am Ende beim LH bleiben, kommt für Köllensperger nicht überraschend: „Bei den Wölfen nennt man diese Strategie Vergrämung. Man geht Kompatscher so lange auf die Nerven, bis er das Handtuch wirft und 2023 nicht mehr kandidiert.“

Foto(s): © 123RF.com und/oder/mit © Archiv Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH (sofern kein Hinweis vorhanden)

Kommentare (16)

Lesen Sie die Netiquette und die Nutzerbedingungen

  • criticus

    Na ihr Durnwalders, Widmann und alle anderen involvierten „Freunde im Edelweiß“, sieht so das Zurück in die politische Normalität aus? Sitzung über Sitzung wegen eines von diesen Herren angezettelten Intriganten-Spiel, wo es längst schon wichtigere Probleme der Südtiroler zu lösen gäbe. Den Scheiß den die „Freunde im Edelweiß“ angezettelt haben, wird bis zu den nächsten Landtagswahlen wohl andauern. Dass jetzt ausgerechnet die nach Normalität rufen, die über Jahre hinter dem Rücken des Landeshauptmannes die Intrigen angeführt haben, ist wohl das Absurdeste. Macht und Geldgier bis zum geht nicht mehr!

    • besserwisser

      so ist es es, @criticus hat recht!
      das bild hat ja auch symbolcharakter: der lh links der parteiobmann rechts … von wegen gemeinsam, war wohl nur für die fotos …
      wenn jetzt die dame aus brixen das krisenmanagement übernimmt dann wird die krise sicher schnell vorbei sein …

  • andreas

    Die Sanität hat 1.000de Angestellte und nur weil für kurze Zeit keiner da ist, der Schlauchtücher oder sündhaft teuere Tests kauft, würde ich jetzt nicht zwingend den sanitären Notstand ausrufen.
    Diese sinnlose Panikmache ist mehr als fragwürdig, es ist ja nicht so, dass Widmann jemanden gepflegt oder operiert hätte.
    Überall wo Widmann war, spielte Geld nicht wirklich eine Rolle, nun mal ein paar Wochen kein Geld zu verprassen, würde ich als positiv ansehen.

  • sepp

    Die ongscht geht um ba dei herrn fa der SVPbwie man so hört kimp no a Knaller vor die wahlen noa woll servus

  • tirolersepp

    Die gesamten Aktionen innerhalb der SVP waren total unnötig und vollkommen überhastet und überhaupt nicht bis ans Ende durchdacht.

    Ist dieser Zustand jetzt besser ???

    • klum

      Dass ein Widmann nicht mehr tragbar ist, ist ziemlich klar. Das größere Problem ist, dass aktuell der LH in der SVP kein kompetentes Personal hat. Und wenn wir Wählerinnen nur mehr Marktschreier in den Landtag wählen, anstatt vernünftige und fähige Leute, dürfen wir uns nicht wundern. Für die Gesundheit brauchen wir einen externen Facharbeiter. Einen besseren und unabhängigeren als Widmann.

  • franz19

    Zu teuer…lächerlicher gehts wohl nicht,Millionen setzt die SVP jährlich in den Sand!! Es ist wohl eher die Angst dass somanche Sachen ansia Tageslicht kommen!!

  • klum

    Es gibt viel zu tun: kein/e einzige/r im Landtag hat aktuell die Qualitäten, Kompetenzen und Voraussetzungen die Sanität zu übernehmen. Der LH hätte sie vielleicht, aber da fehlt vielleicht die Zeit. Somit: ein externer Profi alla Schäl könnte umsetzten was ansteht und der Regierung erklären was Gesundheitpolitik ist. Oder der Zerzer tuts. Dann könnte ein frischer Sarner Kompetenzling namens Kofler den Zerzer-Haufen aufräumen und General spielen. Vielleicht schafft er es den Untergang der Südtiroler Sanität aufzuhalten. Inklusive Motivationsschub für das Personal.

Kommentar abgeben

Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.

2024 ® © Die Neue Südtiroler Tageszeitung GmbH/Srl Impressum | Privacy Policy | Netiquette & Nutzerbedingungen | AGB | Privacy-Einstellungen

Nach oben scrollen