Urlaub ohne Auto?
Die IDM hat eine Umfrage zum Mobilitätsverhalten der Urlauber in Südtirol durchgeführt – und interessante Daten erhalten.
Mit welchem Verkehrsmittel kommen unsere Gäste zu uns? Wie bewegen sie sich im Urlaub fort? Was waren die Gründe für die jeweilige Wahl? Und vor allem: Was genau müsste passieren, damit sich Südtirols Gäste sowohl bei der Anreise als auch vor Ort für nachhaltige Verkehrsmittel entscheiden? Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, hat IDM von Mitte Januar bis Anfang März online 4.750 Personen befragt. Der überwiegende Teil davon hatte in den letzten Jahren bereits einen Urlaub in Südtirol verbracht, der Rest plant gerade einen Südtirolurlaub. 44 Prozent der Befragten kommen aus Deutschland, über 39 Prozent aus Italien, also aus den beiden Hauptmärkten Südtirols; der Rest teilt sich auf andere Märkte auf, wie etwa Niederlande, Belgien, Schweiz, etc.
„44 Prozent aller Emissionen in Südtirol stammen vom Verkehr. Die Mobilität ist damit einer der größten Hebel, die wir in puncto Nachhaltigkeit nutzen können. Eine umweltfreundliche Anreise und eine ebenso umweltfreundliche Mobilität vor Ort sind zentrale Themen für Südtirol. Die Voraussetzungen dafür sind bereits gegeben; wir sind von Norden und Süden aus sehr gut mit dem Zug oder Fernbus erreichbar, und unser Land verfügt bereits über ein ausgezeichnetes öffentliches Mobilitätsnetz“, sagt Wolfgang Töchterle, Marketingdirektor von IDM. „Dennoch entscheiden sich laut unserer Studie nur 7 Prozent unserer Gäste für eine Anreise mit der Bahn, 90 Prozent reisen mit dem eigenen Verkehrsmittel an – das ist ein Anstieg von 12 Prozent seit 2018, der zum Teil der Pandemie geschuldet ist, aber nicht nur. Die aktuelle Umfrage liefert nun eine Datengrundlage, die uns dabei hilft zu verstehen, welche Maßnahmen sinnvoll und wirksam sind, damit unsere Gäste künftig im Südtirolurlaub auf das eigene Auto verzichten können.“
Bereits vor einigen Jahren hat IDM eine Kooperation mit den Bahngesellschaften DB-ÖBB, DB Italia und Trenitalia gestartet, um Urlaubsgäste für diese umweltfreundliche Art der Anreise zu sensibilisieren und im Detail über diese Möglichkeiten des Reisens zu informieren. Damit die nachhaltige Anreise komplettiert wird, bietet Südtirol zudem einen flächendeckenden Last-Mile-Service, sodass der Urlaubsgast auch bequem vom Bahnhof zur Unterkunft kommt.
Tatsächlich sind die Bequemlichkeit der Reiseart sowie der Gepäcktransport einige der wichtigsten Gründe, die von Reisenden genannt wurden, die das Auto bevorzugt hatten. Von einer Reise mit der Bahn Abstand genommen hatten die Befragten auch, weil es keine Direktverbindung gegeben hatte, die Bahnfahrt als zu langsam empfunden wurde, der Zielort nicht in der Nähe des Bahnhofs lag oder die Mobilität vor Ort als mangelnd eingestuft worden war.
Mit der Bahn reisen derzeit vor allem jüngere Urlauber an (19 Prozent der unter 30jährigen), aber auch Alleinreisende (36 Prozent). Und Gäste, die aus urbanen Zentren starten, wählen eher die Bahn als Gäste aus ländlichen Gegenden. Für Familien mit Kindern oder Gäste, die mit Partner oder Freunden unterwegs sind, ist ebenso das eigene Fahrzeug das Mittel der Wahl.
Allerdings konnte sich die Hälfte aller Befragten durchaus vorstellen, ihre Reise künftig auch mit einem nachhaltigeren Verkehrsmittel anzutreten. Und für acht von zehn Umfrageteilnehmern wäre es denkbar, auch nach der Anreise im Urlaub komplett auf das eigene Auto zu verzichten. Das tun derzeit bereits 66 Prozent der Gäste – die Tendenz war dabei in den letzten Jahren steigend. Ein Großteil von ihnen hat hier den Zugang durch eine Gästekarte genutzt bzw. gab an, die Gästekarte sei der Hauptgrund für die Nutzung der Öffis gewesen. Eine Erkenntnis, die man bei IDM mit Interesse aufnimmt und in den Prozess der Digitalisierung und Vereinheitlichung des Gästekartesystems einfließen lassen wird, den IDM koordiniert.
Damit das Auto beim Start in den Südtirolurlaub überhaupt daheim in der Garage stehenbleibt, müsste sich laut Umfrage aber noch einiges bewegen: Allgemein attraktivere Bahnverbindungen nach Südtirol, eine bessere Traktierung, günstige Abendverbindungen und ein funktionierender Fahrradtransport wurden etwa als Verbesserungsvorschläge genannt. Zudem sollten nach Meinung der Befragten Ausflugsziele besser mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Gewünscht wurden außerdem eine bessere Information und Kommunikation zum autofreien Urlaub sowie ein einfacherer Zugang zum öffentlichen Nahverkehr.
„Aus den erhobenen Daten und den Wünschen der Befragten haben wir eine Reihe von Handlungsfeldern abgeleitet, die wir nun gemeinsam mit unseren Partnern aus Tourismus und Mobiltät angehen“, sagt Wolfgang Töchterle. Dazu gehöre etwa, dass die Information und Kommunikation zu einem autofreien Urlaub in Südtirol insgesamt verbessert werde. Zudem müsse die Digitalisierung aller Mobilitätsdienstleistungen vorangetrieben werden, sodass die öffentlichen Verkehrsmittel leichter zugänglich und buchbar werden. Optimiert werden müsse auch die komplette touristische Reisekette, von der Onlinebuchbarkeit über den Gepäcktransport bis zur Gästekarte als wichtiges Instrument für die Öffi-Nutzung. „Und selbstverständlich werden wir weiterhin Daten zum Mobilitätsverhalten unserer Gäste sammeln, um eine gute Planungsgrundlage für nächste Schritte zu haben.“
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Kommentare (5)
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sigmundkripp
„Die Voraussetzungen dafür sind bereits gegeben; wir sind von Norden und Süden aus sehr gut mit dem Zug oder Fernbus erreichbar, und unser Land verfügt bereits über ein ausgezeichnetes öffentliches Mobilitätsnetz“, sagt Wolfgang Töchterle.
Ich frage mich, ob Herr Töchterle selbst je mit dem Zug von Norden nach Südtirol gereist ist. Aber wenn man von Innsbruck nach Meran 2:45 Stunden braucht und am Brenner im Stechschritt umsteigen muss, ist das höcht unattraktiv. Und wenn man im Railjet aus Wien um 22.22 h in Bozen ankommt, und keine Anschlüsse mehr in den Westen hat, um nach hause zu kommen, ist es das ebenso.
Wir brauchen schnelle Direktverbindungen von München nach Meran (und Mals!) und von Verona nach Innichen. Und zwar mehrmals täglich, mit den entsprechenden Nahverkehrsverbindungen an den Zielbahnhöfen.
Ich finde, jeder, der über Zug spricht, sollte zuerst einmal ein Jahrlang selbst Zug fahren. Einfach, um die Realität besser zu verstehen.
bernhart
Endlich einer , welcher die Wahrheit sog, so siehts aus wie Herr Kripp schreibt.
Zug gut und recht, nur die Verbindungen passen nicht zusammen.
Umsteigen Koffer tragen, Wartezeiten DAS IST EINEN REISENDEN NICHT ZUMUTBAR:
sigmundkripp
Im Prinzip liegt die to-do-Liste mit der Grafik oben vor: Einfach abarbeiten!
equalizer
Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass es in den 50er-60er Jahren einen direkten Sonderzug für Gäste von Deutschland (München?) nach Meran gegeben hat.Es wäre jetzt wohl wieder an der Zeit ähnliche Initiativen anzudenken und, oder Gesamtpakete auszuarbeiten und anzubieten z.B. Aufenthalt + Anfahrt per Bahn/Bus + Abholdienst + Südtirolpass oder Elektromietwagen, Mountainbike, Führungen usw. Alles flexibel als Optional buchbar. So funktioniert es doch schon bei den Pauschalflugreisen. Voraussetzung ist natürlich eine gut funktionierende, enge Zusammenarbeit zwischen Reisebüros, Hotels, und anderen erforderlichen Anbietern vor Ort.
Damit könnten die meisten Bedenken vieler Urlauber aus dem Weg geräumt werden.
Es wäre einmal eine sinnvolle Aufgabe für das IDM, die Entwicklung eines solchen Produkts anzuregen, zu fördern und sobald es zur Verfügung steht, massiv zu bewerben. (statt teure Liebesbriefe zu verschicken)
sigmundkripp
@equalizer: Total richtig! Diese Züge hatten wir! Heute wird oft das Argument der Zeit gebracht, weil der Zug langsamer ist, als das (im Stau stehende, ähem, ähem!!!) Auto. Allerdings: Wenn ich in Ferien fahre, bin ich ja nicht in einem F1-Rennen! Zugzeiten sind IMMER gewonnene Stunden. Autofahrten sind – fast immer – VERLORENE Stunden.