Nur 541 Viertimpfungen

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Seit rund einer Woche können sich Über-80-jährige die vierte Corona-Impfung verabreichen lassen. Nur 541 Personen haben das Angebot in dieser Woche wahrgenommen.
von Markus Rufin
Die Corona-Lage in Südtirol ist derzeit entspannt. Zwar ist nach den Osterfeiertagen mit einem Anstieg der Fälle zu rechnen, gefährlich dürfte es allerdings nicht werden. Daher wird in diesen Tagen auch gelockert. Ab 1. Mai fällt vielerorts die Masken- und Green-Pass-Pflicht.
Fast gleichzeitig wurde aber auch die vierte Coronaimpfung für Über-80-jährige und Bewohner von Seniorenwohnheimen freigegeben. Die Viertimpfung sei besonders wichtig, da der erste Booster bei den meisten Personen in dieser Altersgruppe über vier Monate zurückliegt. Dementsprechend sind diese Personen wieder anfälliger für Infektionen und schwere Verläufe.
Seit rund einer Woche können sich diese Personen die vierte Impfung verabreichen lassen. Bisher wurde das Angebot –genau wie bei den Risikopatienten – aber kaum angenommen. Nur 514 Personen über 80 Jahren haben sich in dieser Woche den zweiten Booster abgeholt, dabei haben rund 26.000 Bürger in dieser Altersgruppe bereits den ersten Booster bekommen.
Eine nicht zufriedenstellende Anzahl – findet auch Impfkoordinator Patrick Franzoni. Er war gestern selbst im Impfzentrum in Meran, wo gerade einmal 73 Viertimpfungen verabreicht wurden: „Ich vermute, dass die Beteiligung unter anderem deshalb so gering ist, weil die Personen in dieser Altersgruppe noch nicht verstanden haben, dass auch eine Omikron-Infektion für sie gefährlich sein kann.“
In Vergangenheit wurde nämlich immer wieder betont, dass Omikron zwar ansteckender, dafür aber auch weniger gefährlich sei. Das gelte aber in erster Linie für junge und geboosterte Personen, erinnert der Impfkoordinator: „Da zudem bei vielen der Über-80-jährigen der Booster bereits mehrere Monate zurückliegt, lässt der Schutz nach.“
Die Folgen einer niedrigen Beteiligung bei der Viertimpfung sind zwar nicht so gravierend, wie eine geringe Beteiligung bei der Erstimpfung, allerdings konzentriere man sich im Krankenhaus derzeit darauf, all die aufgeschobenen Leistungen der vergangenen zwei Jahr aufzuholen. Wenn aber wieder vermehrt Corona-Patienten im Krankenhaus landen, gerate diese Aufarbeitung immer wieder ins Stocken.
Franzoni glaubt aber auch, dass die Lockerung der Maßnahmen zu einer gewissen „Impfmüdigkeit“ geführt haben. Dem versuche man mit einem niederschwelligen Angebot entgegenzuwirken. Zudem betont Franzoni dass die Viertimpfung auch wichtig ist, um die Rückkehr zur Normalität reibungslos zu gestalten. Mit dem Wegfall der Maske am 1. Mai werde es ansonsten wieder zu mehr Infektionen und schweren Verläufen kommen.
Doch auch bei einer geringen Beteiligung hält Franzoni die Lockerung der Maßnahmen für richtig, da es mittlerweile auch die Möglichkeit zu einer medikamentösen Behandlung gebe: „Risikopatienten versuchen wir in den ersten Tagen mit einer antiviralen Therapie zu behandeln, die sich als zuverlässig erwiesen hat. Bisher musste diese aber ein Krankenhausarzt verordnen. Bald sollen das auch die Hausärzte können. So kann man das Virus auch zu Hause behandeln.“
Auch wenn die Beteiligung bei der Viertimpfung bisher zu Wünschen lässt, gibt es eine Ausnahme: Die Altenheime. Wie hoch dort die Beteiligung ist, ist derzeit nicht bekannt, aber: „Ich habe gehört, dass man dort mit der Beteiligung zufrieden sein kann. Die Zusammenarbeit zwischen dem Verband und dem Sanitätsbetrieb funktioniert gut“, meint Franzoni. „Es ist offenbar gelungen, die Bewohner ausreichend darüber aufzuklären. Die Viertimpfungen sind dort wichtig, damit keine Cluster entstehen und die Heime weiter Besucher empfangen können.“
Trotz der Tatsache, dass es in den Altenheimen dank umfangreichen Informationen gelungen ist, die Beteiligung zu steigern, möchte der Sanitätsbetrieb für die Viertimpfung (noch) keine Informationskampagne starten, sagt der Impfkoordinator: „Ich bin der Meinung, dass wir derzeit noch abwarten müssen. Andernfalls könnte die Kampagne ins Leere führen. Wenn wir jetzt massiv zum Impfen aufrufen und gleichzeitig lockern, werden einige dem Sanitätsbetrieb vielleicht nicht mehr vertrauen. Das wollen wir verhindern.“
Spätestens in einigen Monaten dürfte es dann aber eine Kampagne geben. Die Strategie des Sanitätsbetriebes ist es nämlich, dass möglichst viele Personen Grippe- und Coronaimpfung gleichzeitig im Herbst machen.
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